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Trainer Maurizio Sarri während des Hinspiels gegen Eintracht Frankfurt.
© Reuters

Chelseas Trainer Sarri oft in der Kritik: Irgendwas gibt es immer auszusetzen

Chelsea steht in der Liga auf Platz drei und gegen Frankfurt vor dem Einzug ins Finale der Europa League. Doch der Trainer kann nicht in Ruhe arbeiten.

Schon nach dem Hinspiel musste sich Maurizio Sarri verteidigen. Seine Mannschaft hatte sich mit einem 1:1 in Frankfurt eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel des Europa-League-Halbfinals gegen die Eintracht (21 Uhr/live bei RTL und Dazn) erarbeitet. Doch Sarri wurde immer wieder nur eine Frage gestellt. Warum musste Eden Hazard, der begnadete Linksaußen, auf der Bank Platz nehmen?

Seinem belgischen Superstar habe er eine Pause gönnen wollen, verteidigte Sarri seine Entscheidung. Schließlich habe Hazard in jedem der vergangenen zehn Spiele gespielt – und kein Spieler könne 70- bis 75-mal in der Saison auflaufen. Eine logische Erklärung. Wäre Sarri doch bloß dieser Linie treu geblieben.

Im darauffolgenden Ligaspiel gegen Watford ließ Sarri Mittelfeldspieler N’Golo Kanté starten, obwohl auch der in fast jedem Spiel dieser Saison gespielt hatte. Kanté verletzte sich nach zehn Minuten und fällt nun für das Rückspiel gegen Frankfurt aus. „Manchmal ist es schwierig, einen Spieler wie Eden Hazard oder Kanté auf der Bank zu lassen“, sagte Sarri nach dem Sieg gegen Watford. „Aber ich habe heute einen Fehler gemacht. Er hätte heute nicht spielen dürfen.“ Spielen lassen oder nicht spielen lassen. Das ist die Frage, die der Chelsea-Trainer immer wieder falsch zu beantworten scheint.

Der akribische Sarri wirkt bei Chelsea immer noch fehl am Platz und angezählt. Die englischen Medien suchen verstärkt nach Patzern, die auf das Ende der Amtszeit hindeuten. Deswegen muss sich der rauchende und bisweilen exzentrische Italiener auch in diesen erfolgreichen Wochen immer wieder verteidigen.

Kanté fehlt bei Chelsea

Kanté wird der FC Chelsea am Donnerstag auf jeden Fall vermissen. Im Hinspiel war er neben Stürmer Pedro der einzige Spieler, den die Frankfurter nie wirklich in den Griff bekamen. Gegen Luka Jovic und Filip Kostic präsentierte sich Chelseas Abwehr nicht immer felsenfest, im Angriff fiel Olivier Giroud gegen den konsequenten Martin Hinteregger kaum auf. Einzig Kanté überragte in der Zentrale.

Ob aus seiner Abwesenheit eine Chance für die Eintracht an der Stamford Bridge resultiert, scheint trotzdem fraglich. Chelsea bleibt zweifelsohne der Favorit gegen ein Frankfurter Team, das selbst mit Ausfällen kämpfen muss und am Sonntag 1:6 in Leverkusen verlor.

Nach diesem Spiel musste sich Frankfurts Trainer Adi Hütter kaum öffentliche Kritik anhören, weil die Medien die Leistung seiner Elf als Ausrutscher in einer bislang außergewöhnlichen Saison bewerteten. Hütter ist ein bekennender Bewunderer von Sarri, aber Chelseas Trainer dürfte derzeit wohl eher Hütter beneiden – um dessen Wohlfühloase.

In dieser Saison musste Sarri viel Kritik einstecken, oft zu Recht. Als sich sein Torwart Kepa Arrizabalaga im Ligapokalfinale weigerte, auf Sarris Geheiß hin ausgewechselt zu werden, schien der Kontrollverlust auf groteske Weise real. Doch Sarri durfte bleiben. Seither hat es der 60-Jährige geschafft, die Kabine zurückzugewinnen. Chelsea liegt wieder auf Kurs, Platz drei in der Liga und die vorzeitige Qualifikation für die Champions League sprechen für ihn. Trotzdem muss er sich verteidigen.

„Vor drei Monaten hatten wir Probleme, nun stehen wir unter den Top vier und im Halbfinale der Europa League“, sagte er zuletzt ein wenig trotzig. Seine Mannschaft hätte einen Titel verdient, meinte er noch. Da mag er sogar Recht haben. Aber selbst wenn seine Spieler Frankfurt besiegen und die Europa League gewinnen, dürfte Sarri an der Stamford Bridge wohl keine Ruhe finden. Irgendwas ist eben immer.

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