Fußball-WM mit 40 oder 48 Teams: Infantino kontert Löw: "Nicht alle haben die Chance wie Deutschland"
Nur drei Monate hat die Fifa Zeit, finale Vorschläge für das neue WM-Format zu machen. Dann will das Council über die umstrittene Aufstockung auf bis zu 48 Teams entscheiden.
Fifa-Präsident Gianni Infantino verteidigt vehement seine umstrittene Mammut-WM und richtet dabei auch deutliche Worte an Weltmeister-Trainer Joachim Löw. „Für den Weltmeister ist es einfach eine Meinung zu haben, wenn es um die WM geht. Was kann ich ihm sagen? Dass er offen sein muss für Erneuerung, für den Fußball, für die Fußball-Entwicklung. Dass nicht alle die Chance haben, sich wie Deutschland jedes Mal zu qualifizieren“, sagte Infantino nach der Sitzung des Fifa-Councils am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
Kurz zuvor hatte der neue Rat des Fußball-Weltverbandes in Zürich beschlossen, bei seiner nächsten Sitzung am 9. und 10. Januar eine Entscheidung über die Teilnehmerzahl der WM 2026 zu fällen. Dabei geht es praktisch nicht mehr um das Ob, sondern das Wie einer Erhöhung. 40 oder 48 Mannschaften sind die verbliebenen Optionen - 32 WM-Starter, wie von Löw bevorzugt, wird es nur noch bei den Turnieren 2018 in Russland und 2022 in Katar geben. Alles andere wäre eine schmachvolle Pleite für Infantino.
Über das konkrete Format mit einer größeren Gruppenphase oder vorgelagerten Playoffs soll aber erst nach der Grundsatzentscheidung über die Teilnehmerzahl befunden werden. Dann drohen der FIFA große Verteilungskämpfe um die Startplätze zwischen den sechs Konföderationen. Europa stellt bislang mit 13 Teams mehr als ein Drittel aller WM-Teilnehmer.
Die WM 2026 findet wohl in den USA statt
Löw hatte sich in der vergangenen Woche deutlich gegen mehr WM-Teams ausgesprochen. „Die besten Mannschaften sollen bei der WM und der EM dabei sein. Wenn man immer weiter aufstockt, gibt es eine Verwässerung der Qualität“, sagte der DFB-Coach. „Ich halte es auch für notwendig, das Rad nicht zu überdrehen“, betonte Löw.
Infantino ist da grundsätzlich anderer Meinung. „Die Qualität ist meines Erachtens vorhanden. Vergessen wir nicht, dass bei der letzten WM zwei europäische Größen, England und Italien, von Costa Rica nach Hause geschickt wurden. Deswegen müssen wir offen sein für neue Ideen, zum Beispiel eine WM mit 48 Teams. Die würde sogar eine Qualitätssteigerung mit sich bringen.“
Eine wegweisenden Entscheidung für die überübernächste WM traf das Council schon. Um die Ausrichtung können sich keine Länder aus Europa oder Asien bewerben, weil dort die Turniere 2018 (Russland) und 2022 (Katar) stattfinden. Eine Steilvorlage für die USA, die nun nach der gescheiterten Bewerbung um die WM 2022 alleine oder im Verbund mit Kanada und Mexiko als große Favoriten gelten. Gemeinsame Kandidaturen mehrerer Länder sind möglich, sogar ein Dreinationenturnier wird nicht ausgeschlossen. Die Entscheidung über den WM-Gastgeber trifft letztlich der Fifa-Kongress. (dpa)
Weitere Entscheidungen des Fifa-Council:
- Der Weltfußballer 2016 wird am 9. Januar in Zürich gewählt.
- Der FIFA-Kongress 2017 findet am 11. Mai in Manama in Bahrain statt.
- Im Streit zwischen den Fußball-Verbänden aus Israel und Palästina wurde kein Urteil gefällt. Task-Force-Leiter Tokyo Sexwale präsentierte lediglich einen Zwischenbericht.
- Der Kanadier Bruno de Vita wurde bis zum Kongress 2017 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Ermittelnden Kammer der FIFA-Ethikkommission ernannt.
- Der griechische Fußball-Verband wird wegen Unregelmäßigkeiten unter die Aufsicht eines Normalisierungskomitees gestellt.
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