American Football: Indianapolis Colts entlassen Berliner Björn Werner
Er galt als größtes deutsches Talent in der NFL. Die Indianapolis Colts setzten hohe Erwartungen in den Berliner - die dieser jedoch nie erfüllen konnte.
Immer wenn in der National Football League (NFL) Pause ist, zieht es Björn Werner samt seiner Familie nach Florida. Dort ist er aufs College gegangen, dort fühlt er sich wohl. Unter der Sonne könne er gut abschalten und sich gleichzeitig wieder auf die Saisonvorbereitung konzentrieren, hat Werner mal erzählt. Football-Spieler wie er trainieren auch zwischen den Spielzeiten jeden Tag. Nun ist Werner gezwungen, sein Pensum zu erhöhen. Er muss noch fitter, noch stärker, noch schneller werden, um sich für einen neuen Arbeitgeber zu empfehlen. Sein alter, die Indianapolis Colts, entließen den 25 Jahre alten Berliner am Dienstag.
"Am Dienstagabend rief mich mein ehemaliger Coach Pagano an und teilte mir die Entscheidung mit. Ich hatte immer ein wirklich gutes Verhältnis zu ihm und deshalb habe ich direkt an seiner Stimme gemerkt was los ist", sagte Werner dem Tagesspiegel. Ganz überraschend traf ihn die Nachricht allerdings nicht, wie er selbst zugab: "Auch wenn schon lange über einen möglichen Release spekuliert wurde, war es erst einmal ein komisches Gefühl, ab genau diesem Moment kein Spieler der Colts mehr zu sein."
Die vergangene Saison war die bisher enttäuschendste, seit er 2013 in die Liga kam. Sechsmal war Werner aus der Aufstellung gestrichen worden, obwohl er hätte spielen können. Healthy scratch nennen das die Amerikaner. Er kam auf lediglich zehn Einsätze, meistens spielte er in den Special Teams, die nur selten auf dem Feld stehen. Insgesamt kam Werner in drei Jahren mit den Colts auf 38 Spiele, in denen ihm sechseinhalb Sacks gelangen. So werden Aktionen genannt, bei denen der Verteidiger den gegnerischen Spielmacher zu Boden bringt. Zum Vergleich: Die besten Verteidiger kamen zuletzt auf 20 Sacks – in einem Jahr.
Werners enttäuschende Bilanz ist der Grund, warum sich die Colts vorzeitig von ihm trennen. Sein Vertrag wäre noch ein Jahr gelaufen, in der NFL können Mannschaften das Arbeitsverhältnis aber früher auflösen, wenn sie mit der erbrachten Leistung unzufrieden sind. Durch seine Entlassung gehen Werner rund zweieinhalb Millionen US-Dollar verloren.
120 Kilogramm bei 1,90 Meter Körpergröße sind nicht genug
So viel Geld dürfte der ehemalige Spieler der Berlin Adler in Zukunft nicht mehr verdienen, wenn er denn überhaupt einen neuen Arbeitgeber findet. Sicher ist das nicht. Werner konnte bisher nicht nachweisen, dass er entgegen früherer Annahmen mit den besten Footballspielern der Welt mithalten kann. Offizielle Interessenten gibt es noch nicht, sollte sich das ändern, wird Werner vermutlich einen deutlich geringer dotierten Vertrag erhalten. "Ich bin sicher, dass es Clubs geben wird, die mein Potential erkennen", sagte Werner, den die Colts 2013 an 24. Stelle bei der jährlichen Ziehung der Nachwuchsspieler ausgewählt – früher war nie ein Deutscher gezogen worden. Allein für seine Unterschrift kassierte Werner damals vier Millionen US-Dollar.
Aber zwischen ihm und den Colts passte es nicht. Indianapolis spielt ein anderes Verteidigungssystem als er es vom College gewohnt war. Dazu musste Werner seine Position wechseln, was ihm sichtlich schwer fiel. Am meisten beunruhigte die Trainer aber die Unfähigkeit des deutschen Talents, an den massigen Gegenspielern der gegnerischen Offensive Line vorbei zu kommen. Ihm fehle es an der nötigen Athletik und Technik, kritisierten die lokalen Medien. Auch seien 120 Kilogramm bei einer Größe von knapp über 1,90 Meter nicht genug. Erst jüngst gab ihm ein Fan über Facebook den Ratschlag, es doch mit verbotenen Wachstumshormonen zu versuchen, um nicht ewig „das Kind unter Männern“ zu bleiben. Als wäre ein positiver Dopingtest nicht das Letzte, was Werner gerade gebrauchen kann.
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