Max Verstappen im Interview: "In die Schulhefte habe ich Rennstrecken gemalt"
Max Verstappen, der am Sonntag in Barcelona als jüngster Fahrer ein Formel-1-Rennen gewann, spricht im Interview über eine etwas andere Jugend und den spektakulären Wechsel zu Red Bull.
Max Verstappen, das war schon ein sehr aufregender Wechsel: Mitten in der Saison wurden Sie vom kleinen Team Toro Rosso in das Cockpit von Red Bull Racing befördert. Macht Sie dieser Aufstieg nicht ein bisschen nervös?
In erster Linie bin ich einmal sehr glücklich, dass ich diese Chance bekommen habe. Ich fahre jetzt für ein Topteam und das ist es, was ich immer wollte. Denn ich will gewinnen können! Wenn man nicht gewinnt, ist das für mich gefühlt immer eine Niederlage. Auch wenn alle sagen: Naja, mit dem Auto kann man ja nicht gewinnen. Und was das Risiko angeht: Ich glaube, das war zu Beginn der vergangenen Saison größer, als ich mit 17 in die Formel 1 einstieg. Und das habe ich ja auch ganz gut geschafft. Jetzt muss ich mich erst mal an das neue Auto gewöhnen, was mitten in der Saison nicht ganz einfach ist. Aber Red Bull hat mir sehr geholfen. Wir haben im Werk schon vieles vorbereitet und durchgespielt, dadurch habe ich schon eine Menge Vertrauen und Sicherheit gewonnen.
Sie waren bisher so ziemlich bei allen Erfolgen in Ihrer Karriere immer der Jüngste. Nachdem Sie in Ihrer ersten Saison viele Experten überraschten und bewiesen haben, dass Sie auf hohem Niveau mithalten können: Wird das zweite Jahr, in dem Sie diese Leistungen bestätigen müssen, noch schwieriger?
Darüber denke ich gar nicht nach. Wissen Sie, Alter ist für mich gar kein Thema. Ich versuche einfach immer, den bestmöglichen Job zu machen. Ich mag es, bei allem was ich mache, immer sehr jung zu sein. Das war ja auch schon immer so. Auch jetzt gilt es für mich, immer nur von Rennen zu Rennen zu schauen, und dann werden wir ja sehen, was dabei herauskommt.
Andere Jugendliche in Ihrem Alter feiern Partys und haben allerlei verschiedene Hobbys. Haben Sie auch Zugang zu dieser Welt?
Alles, was ich in meinem Leben mache, hat mit Rennsport zu tun. Das ist jetzt so und das war eigentlich früher auch schon immer so. Ich bin nun mal in einer Familie aufgewachsen, in der sich immer alles nur um den Rennsport gedreht hat. Nicht nur von meinem Vater aus, auch meine Mutter war ja in der Rennsportszene unterwegs. Und wenn ich heute von einem Formel-1-Wochenende heimkomme, dann gehe ich meistens ganz schnell wieder Go-Kart-Fahren, oder ich arbeite im Simulator.
Haben Sie gar keine Kontakte zu anderen Gleichaltrigen, etwa zu Freunden aus der Schule?
Nein, die habe ich nicht, wie sollte ich auch? Die Schule war mir schon immer ziemlich egal, ich habe höchstens irgendwelche Rennstrecken in meine Schulhefte gemalt. Ich wusste ja von Anfang an, was ich einmal werden wollte, nämlich Rennfahrer. Dafür hat sich in der Schule kaum jemand interessiert. Die anderen Schüler hatten ihre Hobbys und ich hatte eben das Rennfahren. Deshalb hatte ich meine Freunde immer schon nur in der Rennsportszene.
Ihr Vater Jos fuhr zwischen 1994 und 2003 in der Formel 1 und war sogar mal Teamkollege von Michael Schumacher. Können Sie sich eigentlich noch daran erinnern, wann Sie Ihr erstes Rennen gesehen haben?
Ich weiß noch ganz genau, dass ich im Jahr 2000 oder 2001 einmal beim Großen Preis von Malaysia live dabei war. Da ist mein Vater ja noch gefahren. Aber um diese Zeit habe ich auch schon immer im Fernsehen zugeschaut. Ich habe zwar nicht alles verstanden, aber ich wusste zumindest immer, wer mein Vater war. Und ich wollte immer viel von ihm wissen, manchmal zu viel. Er hat dann schon mal gesagt, ich solle aufhören, ständig irgendwelche Fragen zu stellen.
Wie wichtig war Ihr Vater für Sie, als Sie selbst anfingen, Rennen zu fahren?
Ich habe durch ihn von Anfang an verstanden, dass der Rennsport kein Spiel ist, sondern eine ziemlich ernsthafte Sache. Er hat mich dementsprechend vorbereitet. Das war manchmal ziemlich hart, aber es war richtig und es hat mich bis hierher gebracht. Deshalb bin ich ihm dafür sehr dankbar.
Ist er immer noch so hart zu Ihnen? Oder können Sie beim ihm auch mal Ihr Herz ausschütten, wenn es mal nicht so gut läuft?
Sicher kann ich das, dafür sind Väter doch da, oder? Gerade in solchen Situationen ist es natürlich unglaublich wichtig, ihn neben mir zu haben. Aber grundsätzlich hat mein Vater schon seine eigene Meinung. Und wenn er denkt, dass ich etwas falsch gemacht habe, dann sagt er mir das auch.
Bei Toro Rosso gab es immer wieder einmal Probleme mit Ihrem Teamkollegen Carlos Sainz Junior. Beim Großen Preis von Australien im März haben Sie sich im Boxenfunk lautstark darüber beschwert, Sainz würde Sie auf der Strecke aufhalten.
Ach, das wurde zum Teil auch übertrieben. Wir haben im Team über die ganze Sache gesprochen und versucht, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber grundsätzlich fokussiere ich mich nicht auf meinen Teamkollegen, ich regle so etwas am liebsten auf der Strecke dadurch, dass ich einfach schneller bin. Und damals in Australien wäre ich ja, wenn es nicht dieses Missverständnis gegeben hätte, um Welten vor ihm gewesen!
Was ist Ihre größte Stärke?
Mein Selbstbewusstsein!