Verletzungssorgen bei Hertha BSC: Improvisieren bis zum Schluss
Hertha BSC muss in der Endphase der Bundesliga-Saison auf Niklas Stark, Valentin Stocker und womöglich auch Mitchell Weiser verzichten.
Pal Dardai brauchte ein bisschen länger. Vielleicht weil er das Gefühl hatte, noch einmal grundsätzlich werden zu müssen. Dass die Saison der Fußball-Bundesliga in ihre finale Phase geht, nahm der Ungar zum Anlass, seiner Mannschaft vor der ersten Trainingseinheit der Woche noch ein paar wertvolle Worte mitzugeben. Fast eine Viertelstunde dauerte Dardais Ansprache, in der er seine Spieler anhielt, sich jetzt erst recht auf den Job als Fußballer zu konzentrieren, dem großen Ziel Europapokal alles unterzuordnen, sich ausreichend zu pflegen, damit es nicht noch zu unnötigen Verletzungen komme. „Wir brauchen noch ein paar Punkte“, sagte Dardai.
Und eins braucht Hertha ganz sicher nicht: weitere Verletzte. Davon haben die Berliner derzeit schon mehr als genug.
Die gute Nachricht vorweg: Fabian Lustenberger war am Dienstag zum ersten Mal nach seiner Schambeinverletzung wieder auf dem Trainingsplatz. Eine Stunde lang trainierte er individuell mit Fitnesscoach Hendrik Vieth. Fußballschuhe aber durfte der Schweizer noch nicht tragen. Nach mehr als sechs Wochen Pause ist ohnehin nicht damit zu rechnen, dass Lustenberger seiner Mannschaft sofort wieder helfen kann – obwohl auf seiner Position im defensiven Mittelfeld durchaus Bedarf vorhanden ist.
In der vergangenen Woche hat sich Niklas Stark erst einmal abgemeldet, der zuletzt mit Per Skjelbred die Doppel-Sechs gebildet hat. Bei Stark war eine Überlastungsreaktion im Fuß diagnostiziert worden. Er muss jetzt zwei Wochen lang eine Schiene tragen, erst danach kann er das Aufbautraining beginnen. Da die Saison in nicht mal fünf Wochen schon wieder zu Ende ist, kann man sich leicht ausmalen, dass Stark den Berlinern nicht mehr allzu oft wird helfen können.
Zu allem Überfluss musste am Dienstag auch noch Vedad Ibisevic das Training abbrechen
Das Gleiche gilt für Valentin Stocker, der sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hat. Nach Rücksprache mit dem Fachpersonal aus seinem Stab hat Trainer Dardai erfahren, dass der Schweizer wohl erst für das letzte Saisonspiel wieder in Frage kommt. Und auch bei Mitchell Weiser hat Dardai in der vergangenen Woche alles andere als optimistisch geklungen. Der 22-Jährige soll in dieser Woche noch einmal zur Untersuchung nach München reisen. Eigentlich sehe es ordentlich aus, berichtete Dardai. Aber wenn sich ein Sportler zweimal an derselben Stelle verletze, sei es vor allem schwer für den Kopf. „Mitch muss erst mal Zutrauen kriegen“, sagte der Ungar.
Alles keine guten Nachrichten für die Berliner und ihren Trainer. Immerhin kann Dardai am Samstag, im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, nach dessen Gelbsperre wieder auf Vladimir Darida setzen. Der Tscheche wird wohl neben Skjelbred im defensiven Mittelfeld spielen. Bliebe die Position in der Offensive. Am Dienstag im Training lief Julius Kade in der vermeintlichen A-Elf auf. „Ich wollte mal sehen, wie das mit ihm funktioniert“, sagte Dardai. Bei Hertha halten sie große Stücke auf den 17-Jährigen, der vor zwei Wochen sein Bundesligadebüt gefeiert hat und bei seinem Kurzeinsatz zumindest seine Klasse andeutete. Ondrej Duda kommt am Samstag noch nicht für die Startelf infrage, „aber eine halbe Stunde kriegt er hin“, sagte Dardai.
Zu allem Überfluss musste am Dienstag auch noch Vedad Ibisevic das Training vorzeitig abbrechen. Er war mit Jordan Torunarigha zusammengeprallt und musste daraufhin am Knie behandelt werden. Eine Diagnose stand noch aus. Auf den zweiten Blick, als Ibisevic vom Platz ging, sah es zumindest nicht allzu schlimm aus. Mit allem anderen will sich Pal Dardai vermutlich auch gar nicht erst beschäftigen.