Coronakrise und Sport: Immer mehr Verbände gehen in die Kurzarbeit
Die Pause des Sports durch die Corona-Pandemie zwingt auch einige deutsche Fachverbände zu Kurzarbeit. Vier Sportverbände haben schon Kurzarbeit angemeldet.
Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sieht den gesamten deutschen Sport angesichts der Corona-Pandemie in der Krise - das hat für viele auch einschneidende wirtschaftliche Konsequenzen. So mussten einige Verbände bereits Kurzarbeit anmelden, der Deutsche Skiverband beispielsweise für alle 154 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch Leichtathletik (DLV/ab 1. Mai), Handball (DHB) und Tennis (DTB) mussten sich für diese Krisenmaßnahme entscheiden. Eine Übersicht:
SCHWIMMEN:
„Der Deutsche Schwimm-Verband sieht derzeit keine Notwendigkeit, bei seinen angestellten Trainern und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle die Kurzarbeit einzuleiten“, sagte ein Verbandssprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage werde aber kontinuierlich neu bewertet. Die im DSV integrierten Vereine können bei Bedarf und Erfüllung der gesetzlichen Voraussetzungen Kurzarbeitergeld beantragen. Wie das funktioniert, hat der Dachverband in einem Leitfaden für seine Mitglieder zusammengestellt.
LEICHTATHLETIK:
Ein Großteil der Mitarbeiter der Geschäftsstelle wird vom 1. Mai an in Kurzarbeit gehen. Das betrifft laut DLV jene Bereiche, die derzeit deutlich weniger Arbeitsaufgaben haben. Alle Mitarbeiter bauen ihre Überstunden bis Ende April ab und nehmen teilweise Urlaub. Der Großteil der DLV-Mitarbeiter arbeitet derzeit im Mobil-Office, einige wenige auf der Geschäftsstelle in Darmstadt. „Es ist eine ganz schwierige Zeit. Ich bin froh, dass keiner unserer Mitarbeiter ernsthaft erkrankt ist und dass man viele Trainingsstätten geöffnet hat - vor allem für die Spitzenathleten mit internationalen Ambitionen“, sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing der dpa. „Den Trainingsbetrieb jetzt in Gang zu halten, ist natürlich eine große logistische und organisatorische Herausforderung.“
BIATHLON/SKI NORDISCH/SKI ALPIN:
Der Deutsche Skiverband hat für alle 154 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Wie der DSV mitteilte, ist diese Regelung zunächst auf drei Monate befristet und gilt demnach unter anderem auch für die Trainer im alpinen und nordischen Skisport sowie im Biathlon. Die etwa 400 Kader-Athletinnen und -Athleten sind hingegen nicht betroffen, da sie kein Gehalt vom DSV beziehen. Sie sind zum Großteil über die Spitzensportförderung der Behörden abgesichert. „Grundsätzlich ist der Deutsche Skiverband wirtschaftlich und strukturell gut aufgestellt“, sagte DSV-Präsident Franz Steinle und ergänzte: „Allerdings sind wir durch die behördlich verordneten Vorschriften im Zuge der Corona-Krise in unserem Tun und Handeln stark eingeschränkt.“ Ein reguläres Leistungssport-Training an den Stützpunkten sei „derzeit nicht möglich“. Betriebsbedingte Kündigungen stehen „für uns nicht zur Debatte“, sagte Steinle.
HOCKEY:
„Aktuell keine Kurzarbeit - kann aber noch kommen“, sagte DHB-Generalsekretär Heiko von Glahn: „Wir haben uns aktuell dagegen entschieden, da das Arbeitsaufkommen aller Abteilungen momentan keine Kurzarbeit zulässt.“ Der Sachstand werde in regelmäßigen Abständen beobachtet und das Thema Kurzarbeit dann jedes Mal wieder neu bewertet.
HANDBALL:
Der Deutsche Handballbund (DHB) hat wegen der Corona-Krise Kurzarbeit für einige seiner Mitarbeiter angemeldet. „Das Ausmaß hängt von den anfallenden Arbeitsaufgaben ab und wird daher in jedem Fachbereich entsprechend umgesetzt“, sagte ein DHB-Sprecher.
TENNIS:
Beim Deutschen Tennis Bund sind die Geschäftsstellen-Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Geschäftsstelle in Hamburg ist seit dem 18. März geschlossen. Die Maßnahmen sind vorerst bis zum 26. April geplant und gelten für etwa 30 Mitarbeiter, wie ein Sprecher sagte.
TRIATHLON:
Die Deutsche Triathlon-Union beschäftigt sich derzeit auch mit den konkreten finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Verband und die angeschlossenen Landesverbände. „Wir prüfen dabei alle Optionen, die zur Verfügung stehen. Entscheidend wird sein, ab wann wieder Veranstaltungen stattfinden können“, hieß es auf Anfrage.
FECHTEN:
Der Deutsche Fechter-Bund war bislang nicht gezwungen, Kurzarbeit anzumelden. Soweit möglich, arbeiten die Angestellten der Geschäftsstelle in Bonn aus dem Homeoffice.
TISCHTENNIS:
Der Deutsche Tischtennis-Bund hat bislang keine Kurzarbeit beantragt. Beim Weltverband ITTF haben aber alle hauptamtlichen Mitarbeiter in der Corona-Krise freiwillige Gehaltskürzungen für das Jahr 2020 beschlossen. Auch der deutsche ITTF-Präsident Thomas Weikert verzichtet auf Geld. Es gehe darum, „den Sport in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen“.
PFERDESPORT:
Bei der Reiterlichen Vereinigung FN in Warendorf wird über Kurzarbeit nachgedacht - definitiv beschlossen ist aber noch nichts. Erst einmal sollen die Angestellten Überstunden abbauen. In der Zentrale in Warendorf ist lediglich eine Notbesetzung. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ins Homeoffice gewechselt.
BOXEN:
Der Deutsche Boxsport-Verband will keine Kurzarbeit beantragen. „Es ist so viel in den vergangenen Monaten liegen geblieben. Jetzt kann man das alles aufarbeiten, die Trainer können detaillierte Auswertungen erstellen. Wir haben reichlich zu tun - und obendrein bei 100-prozentiger Bezahlung“, sagte Sportdirektor Michael Müller. Sollten sich die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie allerdings noch Monate hinziehen, würde der DBV die Lage neu prüfen.
EISHOCKEY:
Der DEB hat bislang keinen Antrag auf Kurzarbeit gestellt. Was aber noch nichts heißen will, denn die Profiklubs sind nicht unter seiner Regie. In der DEL und DEL2 sieht es anders aus. Zum Beispiel haben die Eisbären Berlin bereits Kurzarbeit eingeführt. (dpa/Tsp)
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