Eishockey-WM: Russland - Deutschland: Im Viertelfinale gegen eine ganze Nation
Deutschlands Eishockeyteam ist krasser Außenseiter im Viertelfinale gegen WM-Gastgeber Russland - aber das kann auch eine Chance sein.
Im Viertelfinale der Weltmeisterschaft spielt die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nicht nur gegen den Weltstar Alexander Owetschkin, sondern gegen eine ganze Nation. Rund 12 000 Zuschauer im Moskauer Eispalast werden die russische Mannschaft anfeuern. „Aber genau für solche Momente spielen wir schließlich Eishockey“, sagt der deutsche Verteidiger Christian Ehrhoff vom NHL-Klub Chicago Blackhawks. Mit Vorfreude statt Furcht spielen die Deutschen heute (19.15 Uhr/live auf Sport1), um die Chance, erstmals seit der Heim-WM 2010 unter die besten Vier zu kommen.
Auch damals kam in Köln das Aus gegen Russland. Die Sbornaja ist als 27-maliger Weltmeister der Stolz des eishockeybegeisterten Landes, allen voran Alexander Owetschkin von den Washington Capitals. „Eine größere Herausforderung kann es eigentlich nicht geben“, sagt der deutsche Kapitän Marcel Goc von den Mannheimer Adlern.
Am Mittwochmorgen machte sich der Tross des Deutschen Eishockey-Bundes mit dem Zug von St. Petersburg auf den Weg nach Moskau. Unabhängig vom Ausgang des Viertelfinals kann das Turnier schon jetzt als Fortschritt nach ernüchternden Jahren gewertet werden. Gegen die Slowakei, Weißrussland, Ungarn und überraschend auch gegen die USA hat die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm gewonnen, gegen Titelverteidiger Kanada bis Ende des zweiten Drittels mitgehalten. Mit 13 Punkten und vier Vorrundensiegen waren die Deutschen so erfolgreich wie seit 1993 nicht mehr.
Die deutsche Mannschaft wird von zahlreichen Verletzungen geplagt
Vor der K.o.-Runde wird das Team jedoch von Verletzungen geplagt. Ausgerechnet der früher in Russland für Wladiwostok, Omsk und Nischni Nowgorod spielende Felix Schütz könnte die Partie verpassen. Im letzten Vorrundenspiel gegen Ungarn verletzte sich der Stürmer vom schwedischen Erstligisten Rögle am Knie. NHL-Angreifer Tobias Rieder (Arizona Coyotes) ist schon abgereist, dazu fallen der Stürmer Gerrit Fauser (Wolfsburg) und Verteidiger Torsten Ankert (Köln) aus.
„Die Mannschaft spielt auf einem so guten Niveau, dass sie sicher bereit sein wird“, sagt DEB-Präsident Franz Reindl. Die deutsche WM-Bilanz gegen Russland aber liest sich verheerend: Einem Sieg stehen 35 Niederlagen gegenüber. Nur 2011 in der Vorrunde in Bratislava gewann Deutschland 2:0. „Über die Qualität der russischen Mannschaft muss man keine Worte verlieren“, sagt Christian Ehrhoff. Für die Sbornaja zählt nur der Titel. Gegen eine „ganze Nation“, müsse das Team deshalb bestehen, sagte Nürnbergs Patrick Reimer. Das demütigende 1:6 im WM-Endspiel 2015 gegen Erzrivale Kanada und das Viertelfinal-Aus bei den Olympischen Spielen in Sotschi sind noch nicht vergessen. „Sie können vielleicht mit dem Druck im eigenen Land nicht so umgehen“, hofft Reindl. (dpa)