Skandal-Derby Union gegen Hertha: Im Kampf gegen die Zündler muss sich endlich etwas tun
Das erste Bundesliga-Spiel zwischen Union und Hertha eskalierte. Das zeigt: Bisher versagen alle Maßnahmen gegen gefährliche Pyrotechnik. Ein Kommentar.
45 Minuten lang sah alles nach einem schönen Derbyabend aus. Okay, die fußballerische Darbietung, vor allem jene der Gäste aus Charlottenburg, kam eher dürftig daher.
Dafür war die Stimmung im Stadion An der Alten Försterei zu Köpenick des ersten Bundesliga-Spiels zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC mehr als würdig. Laut, schrill, ansteckend.
Nur einige Zuschauer trugen auf beiden Seiten ein paar dämliche Plakate und Sprüche zur Schau – und einige wenige brannten Pyrotechnik ab. Aber das ging noch als handelsübliche Fußball-Feindschaft durch.
Doch was dann passierte, hatte mit Fußball und Fantum nichts mehr zu tun. Es brannte an allen Ecken und Enden. Es flogen Feuerwerkskörper aus dem Hertha-Block auf Spieler und Zuschauer. Es gab eine Unterbrechung.
Und am Ende versuchten sich sogenannte Anhänger auch noch an einem Platzsturm, den nur ein besonders mutiger Unioner Torhüter verhinderte. Vor allem Menschen, die sich im Hertha-Block aufhielten, wollten einfach nicht mehr aufhören zu zündeln.
„Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ singen die vermeintlichen Fans zu ihrer Feuershow dann gerne, und diese Meinung haben sie nicht einmal exklusiv.
So äußerten nach dem Skandalspiel vom Samstag auch die Spieler grundsätzliches Verständnis. „Wenn man den Nebenmann nicht gefährdet, ist das okay für mich“, sagte zum Beispiel Unions Sebastian Polter.
Pyro bei Union gegen Hertha: Fußballer, Fans, Familien und Kinder gefährdet
Nur zeigte sich beim Derby wieder einmal, dass Pyrotechnik zumindest hierzulande eben offenbar nicht kontrollierbar ist. Wer es darauf anlegt, kommt mit dem Zeug ins Stadion, kann sich dem kindischen Knallen hingeben und Fußballer, Fans, Familien und Kinder gefährden.
Wie kann das sein? Wieso wird das Problem anscheinend sogar noch schlimmer als besser? Wo sind die Lösungsansätze?
Schon oft wurde über die Legalisierung von Pyros diskutiert. Über eigene Zonen im Stadion für das Abfackeln. Über weniger gefährliche, kühlere Fackeln. Über eine Handreichung für bestimmte Brennstäbe. Allein zielführend war dies alles nicht, weil Verbände, Vereine, Fans und die Politik nicht zusammenkommen.
Wenn Verbote und Geldstrafen aber niemanden abhalten und so viele Beteiligte Pyrotechnik für einen schönen Teil der Fußballkultur halten, kann das nicht so bleiben. Das Risiko ist einfach zu groß - solange unter den Zündlern eben doch Verbrecher sind.