Sawtschenko und Szolkowy: Ihr letzter Tanz
In Berlin begann ihre Karriere, am Sonntag verabschiedeten sich die Eiskunstläufer Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy wohl von Berlin. Die Chemnitzer haben nur noch ein Ziel: Olympisches Gold in Sotschi.
Warmmachen zwischen Würstchenstand und Zuschauertribüne. Trockenübungen in einem süßlichen Duft, der sich vom Crêpes-Stand aus seinen Weg durch den Hallenumlauf bahnt. Mit dem rustikalen Charme des Erika- Hess-Eisstadions müssen Eiskunstläufer klarkommen, Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy machen es gerne. Denn im Wedding gewannen sie 2004 ihren ersten nationalen Titel im Paarlauf. Am Sonntag nun „schloss sich der Kreis“ für die Chemnitzer, wie Trainer Ingo Steuer fand: mit dem Deutschen Meistertitel Nummer acht für das Eiskunstlaufpaar. Für die neuen Rekordhalter an nationalen Titeln wird der von Wedding „höchstwahrscheinlich“ auch der letzte deutsche Meistertitel gewesen sein, sagte Szolkowy.
Denn Berlin war natürlich nur eine ganz kleine Etappe auf dem Wege zum ganz großen Ziel. In Sotschi, bei den Olympischen Winterspielen, wollen sie Gold gewinnen. Gut möglich, dass danach Schluss ist für Sawtschenko und Szolkowy, dass sie schon nicht mehr bei der WM nach Olympia laufen werden.
Im Eisstadion Wedding ist Sotschi am Sonntag noch weit weg. Auch wenn das Paar nach grandioser Kür zur Nussknacker-Suite mit tosendem Applaus von den gut 2000 Zuschauern bedacht wird: Es ist mehr ein Schaulaufen von Sawtschenko/Szolkowy, Konkurrenz haben sie bei den nationalen Titelkämpfen nicht. Die Vorletzten, Maylin und Daniel Wende aus Oberstdorf, werden auch schon Vizemeister – bei nur drei angetretenen Paaren. Aber nach dem Wettkampf ist der auf einem Schokolutscher kauende Szolkowy trotzdem berührt, wie er sagt. „Vor zehn Jahren haben wir für unser Empfinden überraschend hier gewonnen.“ So etwas vergesse man nicht. „Und was hier heute in der Halle abgegangen ist, war unwahrscheinlich schön.“
Der Abstand zur schmalen nationalen Konkurrenz hätte noch größer sein können, wenn Szolkowy in der Pflicht den Toe-Loop nicht doppelt, sondern wie geplant dreifach gesprungen wäre. Steuer war darüber enttäuscht. „Als Mann muss er an diesen Sprung anders herangehen“, sagte sein Trainer. In Absprache mit Steuer verzichteten die beiden Sachsen in Berlin auch auf den dreifachen Wurf-Axel, sie hätten ihn aber noch in ihrem Repertoire für Sotschi, sagte Szolkowy. Er selbst sah die Vorstellung von Berlin als „leistungsmäßig gut an“. Schließlich hätten sie erst vor einer Woche in Japan auf dem Eis gestanden. „Und das merkte man.“
Der Sieg im Grand-Prix-Finale von Fukuoka, wo das Chemnitzer Paar die russischen Weltmeister Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow schlug, hat den Optimismus bei den inzwischen schon 29 und 34 Jahre alten Eiskunstläufern hinsichtlich der Olympischen Spiele in Russland auch wachsen lassen. Vier Mal Weltmeister, vier Mal Europameister sind sie geworden, sie gelten als das Paar, das die anspruchsvollsten Vorstellungen zeigen kann – und für das große Risiko auch mal bezahlen muss. Bei Olympia in Vancouver hat es nur zu Bronze gereicht. Für Sotschi sehen sie sich zu Höherem berufen, mit der Nussknacker-Suite im akustischen Rücken. „Das ist definitiv unsere Musik“, sagt Szolkowy und beschäftigt sich mit dem zweiten Schokolutscher. „Die Musik passt zu dem, was wir vorhaben. Man stelle sich vor: Olympische Spiele. Letzte Gruppe. Und es geht um die Goldmedaille.“ Was dann passieren soll, demonstriert er entschlossen. Schokolutscher Nummer zwei, halbfertig abgekaut, verschwindet in Robin Szolkowys Mund.
Ihr Auftritt in Sotschi könnte zum letzten Höhepunkt für lange Zeit im deutschen Paar-Eiskunstlauf werden. In Oslo 1952 hat mit Ria Baran und Paul Falk zuletzt ein deutsches Paar olympisches Gold im Paarlaufen gewonnen, und nach den Chemnitzern kommt nicht viel: Die Deutschen Meister hießen zwar in den jüngsten beiden Jahren nicht Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy. Aber da hatte das Ausnahmepaar aus Chemnitz auch auf den Start verzichtet.
Auf dem Wege nach Sotschi startet das Duo im Januar noch bei der Europameisterschaft in Budapest. Bevor die beiden Chemnitzer am Sonntag das Erika-Hess-Eisstadion im Wedding verlassen, sagt Aljona Sawtschenko noch: „Ich erreiche immer das, was ich mir erträume.“ Und Gold bei Olympia sei ihr größter Traum.
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