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Tausche Pokal gegen Maske. Mit Iga Swiatek musste man vor den French Open nicht unbedingt rechnen.
© Reuters

Erster Grand-Slam-Titel für Polen: Iga Swiatek gewinnt die French Open im Tennis

Auch von Sofia Kenin lässt sich Iga Swiatek in Paris nicht stoppen. Nach ihrem ungefährdeten 6:4, 6:1 dürfte die erst 19-jährige Polin zum Superstar aufsteigen.

Die größten Probleme bekam Iga Swiatek erst nach dem Match. Die Polin hatte gerade das Finale der French Open durch ein 6:4, 6:1 gegen Sofia Kenin aus den USA gewonnen, als sie sich auf den Weg zu ihren Angehörigen auf der Tribüne machen wollte. Doch der Aufstieg in ihre Box gestaltete sich schwierig. Nach mehreren falschen Abzweigungen fand die 19-Jährige dann doch die richtige Treppe und durfte sich umarmen lassen.

Gerade einmal 84 Minuten hatte Swiatek gebraucht, um zuvor als erste polnische Tennisspielerin einen Grand-Slam-Titel zu holen. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich bin einfach überwältigt“, sagte sie bei der Siegerehrung auf dem Court Philippe Chatrier. Polens Präsident Andrzej Duda twitterte wenig später: „Großen Dank und Glückwunsch an Iga Swiatek! Ein historischer Tag für Polen, den polnischen Sport und das polnische Tennis. Bravo!“.

Im bisher größten Match ihrer Karriere hatte sie zuvor Gegnerin und eigene Nerven offenbar mühelos im Griff gehabt. Schnell führte die Warschauerin 3:0. Als Kenin zum 3:3 ausglich, konterte Swiatek sofort wieder. Durch den zweiten Satz rauschte sie anschließend im Eiltempo genauso wie zuvor durch das Turnier, in dem sie keinen Satz abgab.

Darüber schien Swiatek nach ihrem verwandelten Matchball selbst zu staunen, sie hielt sich ungläubig die Hand vor das Gesicht. Dass sie endgültig zur größten Überraschung in Paris geworden war, musste sie erst einmal realisieren. In den zwei Turnierwochen hatte sie unbekümmert aufgespielt und mit aggressiver und unerschrockener Spielweise von der ersten Runde an beeindruckt.

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Im Finale profitierte sie zwar auch davon, dass sich Kenin im zweiten Satz behandeln lassen und eine dreiminütige medizinische Auszeit nehmen musste. Dass sie den Titel dennoch absolut verdient gewonnen hatte, daran herrschte kaum Zweifel.

Erst in diesem Frühjahr hatte sie ihr Abitur gemacht, erst seither widmet sie sich ganz der Tennis-Karriere.

Sie kommt aus einer Sportler-Familie: Ihr Vater Tomasz Swiatek vertrat als Ruderer die polnische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988. Der Vater war es auch, der für seine Töchter die Idee mit dem Tennis hatte. „Erst spielte meine drei Jahre ältere Schwester Agata. Ich habe dabei zugeguckt und sie beneidet“, erinnerte sich Iga Swiatek jüngst in einem Interview der „Gazeta Wyborcza“.

Während die Schwester trainierte, habe sie mit ihrem Vater am Rande des Tennisplatzes Bälle hin- und hergeschlagen. Später sei ihr Vater immer derjenige gewesen, der sie zum Training animiert habe, selbst wenn sie als Kind öfter keine Lust hatte, sagte sie zuletzt dem Youtube-Portal „Kanal Sportowy“.

Als am Samstagnachmittag die polnische Nationalhymne erklang und Swiateks Augen über dem Mund-Nasen-Schutz glänzten, waren diese Mühen vergessen. (Tsp/dpa)

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