Mario Gomez im Interview: „Ich war der Buhmann“
Nach dem Fehlschuss bei der EM 2008 fühlte sich Gomez fallen gelassen. Wie er sich schweren Zeiten in die Nationalelf zurückkämpfte, erzählt er dem Tagesspiegel.
Mario Gomez hat sich als Nationalspieler lange ungerechtfertigt behandelt gefühlt. Auslöser sei die vergebene Großchance im letzten Gruppenspiel der EM 2008 gegen Österreich gewesen. „Das war schwer zu verarbeiten für mich damals mit Anfang 20“, sagte der deutsche Stürmer im Interview mit dem „Tagesspiegel“. „Ich glaube sogar, dass mich dieses Missgeschick eine gute Zeit in der Nationalmannschaft gekostet hat.“ Damals sei vorher ein „Mega-Hype“ um ihn gemacht worden.
„Die Erwartungen waren riesig. Dann dieser Fehlschuss. 2010, nach meinem ersten Jahr bei den Bayern, da habe ich bei der WM gar kein Spiel und war trotzdem das große Thema. Und 2012 war ich nach einer Wahnsinns-Vorrunde trotzdem der Buhmann. Ich weiß noch, wie Bastian Schweinsteiger und ich nach dem Halbfinalaus gegen Italien niedergemacht wurden.“ Er wisse auch, dass das zum Fußball dazugehöre. „Und ich weiß auch, dass es immer davon abhängt, wie man performt. Aber manchmal sieht man sich selber ein bisschen ungerecht behandelt.“
Nach zwei durchwachsenen Jahren und vielen Verletzungen beim AC Florenz habe er sich bei Besiktas Istanbul eine gewisse emotionale Distanz zum Fußball zugelegt. „Ich habe überhaupt nicht mehr das Gefühl, dass mich alle Fans und alle Journalisten mögen müssen. Es ist weg. Das mag daran liegen, dass es für meine Karriere auf die Zielgerade geht. Ich genieße den Fußball wie noch nie in meiner Karriere. Gerade weil ich eben weiß, wie es ist, wenn man keinen Erfolg hat, wenn einem das Gefühl verlässt, das Vertrauen und die Power.“
Er genieße auch eine gewisse Planlosigkeit, so Gomez: „Selbst jetzt, wo es Wechselgerüchte gibt, weiß ich noch nicht, wie es weitergeht in der nächsten Saison. Ich will es im Moment auch wirklich nicht wissen, es interessiert mich nicht.“
Gomez hat sich als Saisonziel den Europameistertitel ausgegeben, er kann sich aber dabei auch mit einer Rolle als Reservist bei der EM anfreunden. „Ich werde jede Entscheidung des Trainers akzeptieren“, sagte der 30-Jährige. „Und wenn es die ist, dass ich nur ein Spiel mache, dann mache ich nur eins.“
Er habe den Jubel der Weltmeister von Brasilien gesehen, „da waren alle zufrieden, wie oft der Einzelne auch gespielt hat. Es hat gezeigt, dass der Fußball sich ein bisschen gewandelt hat. Es gibt nicht nur diese drei, vier Leitwölfe. Das sind alles gute Spieler und von denen sitzen dann eben auch mal sechs oder sieben auf der Bank. Das wird aber mittlerweile viel eher und besser akzeptiert.“
Das komplette Interview lesen Sie am Freitag in unserem Tagesspiegel-EM-Magazin „11 FREUNDE Täglich“.