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Maccambes Younga- Mouhani, 38, spielte zwischen 2007 und 2011 für den 1. FC Union. Im Sommer beendete der im Kongo geborene Mittelfeldspieler seine Karriere.
© dapd

Ex-Unioner Younga-Mouhani: "Ich stand da wie ein Verbrecher"

Wie groß ist die Gefahr einer Klagewelle im Fußball? Unions früherer Mittelfeldspieler Macchambes Younga-Mouhani spricht im Interview über sein Foul gegen Bochums Matias Concha vor zwei Jahren.

Macchambes Younga-Mouhani, Ihr Ex-Klub, der 1. FC Union, empfängt am 17. Spieltag den VfL Bochum. Vor ziemlich genau zwei Jahren gab es diese Ansetzung auch, bei einem Zweikampf mit Ihnen brach sich der Bochumer Matias Concha das Schien- und Wadenbein. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Aktion?

Es ging alles sehr schnell, ich hab nur auf den Ball geachtet. So genau kann ich mich daran nicht mehr entsinnen. Als Concha dann auf dem Boden lag und sich vor Schmerzen wand, wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert war.

Im Fernsehen war zu erkennen, dass beide Spieler zum Ball gehen, der Schiedsrichter entschied sogar auf Foul von Concha. Trotzdem verklagte Sie der Bochumer vor dem Berliner Landgericht auf 200 000 Euro Schadensersatz. Wie haben Sie reagiert?
Ich war total überrascht und hätte nie gedacht, dass ein Profifußballer vor Gericht zieht und einen Kollegen verklagt. Sicher, es war ein harter Zweikampf und die Bilder im Fernsehen sehen schlimm aus. Aber auf dem Platz kann immer etwas passieren, dessen muss man sich als Profi bewusst sein.

In den Tagen nach der Aktion wurden Sie als rücksichtsloser Knochenbrecher dargestellt. Ihre Kinder wurden in der Schule angefeindet, Concha verweigerte eine persönliche Entschuldigung. Haben Sie die heftigen Reaktionen überrascht?
Was da gelaufen ist, war nicht schön. Ich war enttäuscht, dass Concha mit mir nicht reden wollte. Man macht sich Gedanken, kann nicht schlafen. Mir tat leid, was da passiert war, die Bilder gingen mir ständig durch den Kopf. In den vielen Jahren als Profi hatte ich nie jemanden schwer verletzt, ich bin kein Treter oder überharter Spieler. Und dann geschieht so etwas ausgerechnet in meiner letzten Saison, und die Leute erinnern sich an mich hauptsächlich wegen dieser Geschichte. Das ist bitter.

Concha hatte später mit seiner Klage keinen Erfolg. Eine Genugtuung für Sie?
Ich musste zum Gericht und meine Aussage machen. Dann stand ich da wie ein Verbrecher! Dieses Gefühl wünsche ich niemandem. Wie gesagt, ich finde, unter Profis gehört sich so etwas nicht. Ein Erfolg Conchas hätte sicher negative Folgen für den Fußball gehabt.

Sie meinen eine Klagewelle?
Genau. Dann hätte ja jeder verletzte Spieler vor Gericht ziehen können. Das darf nicht sein, Fußball ist nun mal ein körperbetontes Spiel, jeder hat im Anschluss Schmerzen. Ich wäre bis zum Fifa-Präsidenten gegangen, hätte ich diesen Prozess verloren.

Kürzlich wurde ein Amateurspieler vom Gericht in Hamm zu 50 000 Euro Schadensersatz verklagt, weil er seinen Gegenspieler bei einem Kreisligaspiel so schwer gefoult hatte, dass dieser seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Haben Sie davon gehört?
Ja. Die Strafe ist hoch, aber wenn er seinen Gegenspieler wirklich absichtlich verletzt hat, ist sie auch gerechtfertigt. Ich kannte zu meiner Zeit allerdings niemanden, der absichtlich auf den Platz gegangen ist, um den Gegner zu verletzen.

Sebastian Stier

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