Dany Heatley im Interview: "Ich freue mich auf Berlin und das Spiel gegen die Eisbären"
Dany Heatley von den Nürnberg Ice Tigers spricht im Interview über den Wechsel nach Deutschland, seine Verbindung zu Berlin und die Rolle als größter Star der Deutschen Eishockey-Liga.
Herr Heatley, die Sicherheitslage bei Sportveranstaltungen ist derzeit ein großes Thema in Deutschland. Wie gehen Sie damit als Eishockey-Profi um?
Das ist nicht leicht, aber ich habe Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. Und das musst du auch, damit du dich auf den Sport konzentrieren kannst.
Sie kennen die Situation aus den USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
Ja, das ist tatsächlich vergleichbar. Ich erinnere mich noch an mein erstes Trainingscamp mit den Atlanta Thrashers. Ich war Neuling in der NHL, wir waren mitten in der Saisonvorbereitung und kamen gerade von irgendeinem Fitnesstest. Dann haben wir am Fernsehen miterlebt, was gerade in New York passiert war. In so einem Moment denkst du an die Opfer und deren Angehörige. So wie jetzt bei den Anschlägen in Paris. Das ist einfach nur furchtbar.
Sie haben eine große Karriere in der National Hockey League hingelegt, waren 2010 Olympiasieger mit Kanada und einer der besten Spieler der Welt. Sie haben in der NHL sehr viel Geld verdient. Und jetzt sind Sie plötzlich in Deutschland bei den Nürnberg Ice Tigers gelandet. Wieso das?
Ich wollte schon immer mal in Deutschland spielen. Auch weil ich in Freiburg geboren bin und hier noch viele Verwandte habe. Ich mag das Land, die Liga ist gut. Natürlich ist auch schön, dass ich viel Zeit für meine Frau habe, weil ich nicht so viel reisen muss wie in Nordamerika. Dazu kommt, dass mein Bruder Mark in Garmisch spielt und wir uns jetzt alle paar Wochen mal sehen können. Das war früher nie möglich während einer Saison.
Aber Sie sind doch gerade erst 34 Jahre alt. Wieso hat es nicht mehr gereicht für die NHL?
Wenn ich das so genau wüsste. In den letzten zwei Jahren hatte ich ein paar Verletzungen und dann geht es ganz schnell, dass du nicht mehr spielst.
In der Deutschen Eishockey-Liga sind Sie jetzt der große Star.
Ich sehe das nicht so. Hier gibt es so viele gute Spieler, auch deutsche. Ich bin nur einer unter Vielen. Auch in Nürnberg, wo wir viele starke Leute haben
Sie sind jetzt seit zwei Monaten in Deutschland. Wie gefällt es Ihnen denn in Ihrem Heimatland? Was macht die Sprache?
Gut. (Heatley antwortet in Deutsch, d. Red.). Nürnberg ist eine schöne Stadt. Nicht zu groß, nicht zu klein. Wir haben hier eine gute Mannschaft, das macht Spaß. Aber mein Deutsch ist leider nicht wirklich gut. Okay, ich kann mich mit den anderen deutschen Spielern halbwegs verständigen, was wichtig ist, um sich ins Team zu integrieren.
Am Freitag spielen Sie mit den Ice Tigers bei den Eisbären (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof). Zu Berlin haben Sie eine besondere Beziehung.
(Spricht wieder Deutsch, d. Red.) Ja, das stimmt. Meine Mutter stammt aus Berlin. Zwei Onkel leben auch noch dort. Ich freue mich auf die Stadt und das Spiel.
Was haben Sie denn für Erinnerungen an Berlin? Sind Sie irgendwann mal mit Ihrer Mutter in der Stadt gewesen?
Ich habe vor Jahren mit meiner Mutter meine Oma besucht und dabei natürlich auch die Stadt erlebt. Aber ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, wo genau sie damals gewohnt hat. Woran ich mich erinnere, ist ein Bummel über den Ku’damm. Das hat mir schon sehr gut gefallen. Deshalb freue ich mich auch, jetzt wieder hierher zu kommen.
Stimmt es, dass Sie während des Spielstreiks in der NHL 2004 beinahe bei den Eisbären einen Vertrag unterschrieben hätten?
Das ist lange her (lacht), ich kann mich nicht mehr so richtig dran erinnern. Ich weiß, dass es solche Gerüchte gegeben hat. Auch dass ich damals mit einem Auto durch Berlin gefahren sein soll. Letztlich habe ich später dann aber in der Schweiz gespielt.
Was wissen Sie über die Eisbären Berlin?
Ich weiß, dass sie ein gutes Team haben und ich kenne natürlich Uwe Krupp. Mit ihm habe ich bei den Atlanta Thrashers in der Saison 2002-2003 zusammengespielt. Er ist ein wirklicher guter Typ und als Spieler sehr erfolgreich. Von der aktuellen Eisbären-Mannschaft kenne ich jetzt auf Anhieb niemanden, ich habe mich damit aber auch noch nicht so genau beschäftigt.
Kannten Sie die DEL denn vor ihrem Wechsel nach Nürnberg überhaupt?
Ein bisschen schon. Aber hier lernst du in jedem Spiel dazu. Und triffst irgendwo immer einen Kollegen, gegen den du irgendwann mal gespielt hast.“
Was ist der größte Unterschied zwischen der DEL und der NHL?
Für mich natürlich die Eisfläche. Hier ist sie viel größer als in Nordamerika. Die Spieler hier können alle gut Schlittschuhlaufen. Okay, die Arenen sind nicht alle so groß wie in Berlin, Köln oder Mannheim. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Aber dafür ist die Stimmung gerade in diesen Stadien sehr gut. Die Fans sind richtig laut.
Was ist denn für Sie und die Ice Tigers in dieser Saison möglich in der DEL?
Wir hatten einen guten Start, aber da kommen noch viele Spiele. Und zwischen Platz eins und sechs gibt es nur drei, vier Punkte. Da ist jedes Spiel wichtig.
Und wie läuft es bei Ihnen persönlich? Zuletzt mussten Sie in Schwenningen angeblich verletzt zuschauen.
Nein, nein. Mir geht es gut. Der Trainer hatte entschieden, dass ich nicht spiele. Aber ich gehe davon aus, dass ich Freitag in Berlin wieder dabei bin.