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Absage an die Mitte. Bei der Demonstration am 18. Juni zugunsten des Museums hatte es noch Hoffnung gegeben, dass Hasso Plattner (re., mit Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs) bei dem Standort in der Nähe des neuen Stadtschlosses bleibt.
© dpa

Plattner gibt Pläne auf: Hotel statt Kunsthalle in Potsdams Mitte

Aus der Traum: Mäzen Hasso Plattner hat seine Pläne für ein Museum in Potsdams Mitte endgültig aufgegeben. Jetzt will er im Norden der Stadt bauen.

Der Traum ist aus: Milliardär und Mäzen Hasso Plattner hat den Bau einer Kunsthalle in Potsdams Mitte endgültig abgesagt. Nach einer wochenlangen Debatte, bei der es um den Abriss eines ehemaligen DDR-Interhotels zugunsten des modernen Museumsbaus, aber auch um Forderungen an den Bauherren ging, hat Plattner sich am Mittwoch mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gewandt. Darin schreibt Plattner, dass er sein privates Museum jetzt auf seinem Grundstück am Jungfernsee im Potsdamer Norden bauen werde. Damit wird das 17-stöckige heutige Hotel Mercure in unmittelbarer Nähe zu dem als Landtag wiederaufgebauten Stadtschloss wohl stehen bleiben.

Als einen Grund für den Rückzug nennt Plattner die Einmischung zahlreicher Potsdamer Akteure in sein privates Vorhaben. So war er mehrfach aufgefordert worden, einen Architektenwettbewerb auszuloben. Es habe ein großes Missverständnis gegeben, schreibt Plattner: Seine Kunsthalle werde ein „öffentlich zugängliches Gebäude, aber kein öffentliches Gebäude“. Das Interesse an dem prominenten Standort könne er nachvollziehen. Aus dem „bunten Bild“ von „Zustimmungen, Warnungen, Auflagen bis hin zu klarer Ablehnung“ ziehe er jedoch das Fazit: „Ein privater Bau kann nicht widerspruchsfrei an einem Standort wie dem Mercure erfolgen.“ Plattner hatte mit Bekanntwerden seiner Pläne angekündigt, er werde die Kunsthalle nur mit Zustimmung der Potsdamer bauen. Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte, die Absage an die Stadtmitte sei „eine außerordentlich bedauerliche Nachricht“. Es sei „traurig, dass es so weit gekommen ist“.

Kunsthalle oder Hotel? Die Entscheidung fiel zugunsten des Hotels.
Kunsthalle oder Hotel? Die Entscheidung fiel zugunsten des Hotels.
© dpa

Die teils kontroverse Diskussion sei „sicherlich in großen Teilen auch nötig“ gewesen. Doch „die Art und Weise einiger Beiträge, besonders aber die Vehemenz, mit der die Person Hasso Plattner ins Zentrum einer Auseinandersetzung gerückt wurde, hatten mit der Sache nichts mehr zu tun“. Plattner habe nichts weiter gewollt „als dieser Stadt ein außergewöhnliches Geschenk zu machen“.

Plattner hat in Potsdam bereits für 200 Millionen Euro das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) gestiftet. Für den Aufbau des Potsdamer Schlosses hat er 22 Millionen Euro gespendet, damit der Bau die historische Fassade und ein Kupferdach erhalten kann. In der Kunsthalle will Plattner eine eigene Sammlung ostdeutscher Kunst sowie wechselnde Ausstellungen und später seine wertvolle Privatsammlung mit Werken der klassischen Moderne zeigen.

Erste Bilder für die geplante Ausstellung hat Plattner schon:

Damit, dass er ein weiteres Mal umgestimmt werden könnte, in der Stadtmitte zu bauen, rechnet im Rathaus jetzt fast niemand mehr. Das war zunächst gelungen, als sich rund 1000 Potsdamer – darunter Prominenz wie TV-Journalist Günther Jauch, Modeschöpfer Wolfgang Joop und Schauspielerin Nadja Uhl – vor zweieinhalb Wochen bei einer Demonstration auf dem Alten Markt für die Kunsthalle am Standort Mercure stark gemacht hatten. Den Demonstranten hatte Plattner gesagt, wenn alle Probleme gelöst würden, werde er diesen Standort wieder in Erwägung ziehen. Doch die Diskussion um die Kunsthalle riss nicht ab. Aus Plattners Umfeld hieß es am Mittwoch, er sei es leid, als Sau durchs Dorf getrieben zu werden. Es habe ihn erschrocken, wie wenig in der Stadt teilweise wahrgenommen werde, dass es sich um sein privates Vorhaben handle. Er wolle nicht mehr jeden Tag Ärger wegen der Kunsthalle haben. Nach Tagesspiegel-Informationen hatte sich Plattner zudem am vergangenen Freitag zu einem Gespräch mit Potsdams Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg getroffen. Dieser lehnt einen Abriss des Mercure ab.

Schauspielerin Uhl äußerte am Mittwoch Verständnis für Plattners Absage: „Ich kann verstehen, wenn jemand nicht für sein Geld Probleme kaufen will.“

Auch Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, bedauerte Plattners Entscheidung. Die Diskussion darüber, was mit dem Mercure passiere, müsse weitergehen. Der Hauptausschuss des Stadtparlaments hatte vor zwei Wochen mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Kunsthalle an die Stelle des Hotels gebaut werden soll. Außer der Linken stimmten alle Parteien zu. Das Hotel hat laut Experten noch eine Standsicherheit von maximal 20 Jahren. Es gehört dem US-Hegdefond Blackstone. Der Mieter, der Hotelkonzern Accor, hat eine Option auf Verlängerung des Mietvertrags im vergangenen Jahr nicht gezogen.

Sabine Schicketanz, Peer Straube

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