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Herthas Per Skjelbred (r.) jagt Fabian Johnson von Borussia Mönchengladbach.
© AFP

Hertha BSC bei Werder Bremen: Hohes Jagen für den Auswärtssieg

Bei Werder Bremen muss Hertha BSC heute zeigen, wie entwicklungsfähig das Team ist. Speziell ein Dreieck im Mittelfeld wird wieder wichtig.

Irgendwann im vergangenen Sommer haben Pal Dardai und sein Assistent Rainer Widmayer sich überlegt, wie sie ihrer Mannschaft ein wenig Fußballkultur einhauchen können. Mit Ach und Krach hatten sie Hertha BSC vor dem Abstieg gerettet. Das alles sah nicht nach Fußball aus, es hatte nichts Spielerisches. Geringe Ballbesitzzeiten, schlechtes Passspiel, wenig Tore. Die Lösung – mehr Bewegung. Nur so schafft man es, den Ball aussichtsreich in die gegnerische Hälfte zu transportieren. „Wer steht, kriegt keinen Bewegungsvorsprung“, sagt Widmayer. Und den haben sich die Berliner regelrecht erlaufen. Mit dem Ergebnis, dass es Hertha steil durch die Liga transportierte – bis auf Platz drei.

Doch ein halbes Jahr später droht Herthas Bewegungsvorsprung zu schmelzen. Ist Hertha etwa von der Konkurrenz entschlüsselt? Am vergangenen Wochenende zeigte der FC Augsburg, wie man Hertha beikommen kann. Indem er sich das Herzstück der Berliner vorknöpfte – das zentrale Mittelfeld. Was wird Bremen heute machen, und was Hertha?

„Wir müssen neue spielerische Lösungen finden und besser laufen, um ´Lücken zu reißen“, sagt Sebastian Langkamp. Der Innenverteidiger weiß, dass Hertha nach der erfolgreichen Hinrunde anders wahrgenommen werde. Schon im Dezember hatte Dardai erstmals in die Statik der Mannschaft eingegriffen. Er verlangte, etwas höher zu verteidigen. Man sei inzwischen selbstbewusst genug, um nach vorn zu verteidigen – gerade gegen Mannschaften, die defensiv auftreten.

Und auch in der Vorbereitung auf die Rückrunde ist immer wieder in diese Richtung geübt worden. Ohne aber das zu verraten, was Hertha stark und stabil machte – das zentrale Mittelfeld.

Lustenberger, Darida und Skjelbred, das "schiefe Dreieck"

Fabian Lustenberger, Vladimir Darida und Per Skjelbred bilden hier ein „schiefes Dreieck“, wie es Dardai nennt. Mit diesem Gebilde, dass sich je nach Spielgeschehen verschiebt, organisiert sich Hertha ein Vorsprung aus Bewegung und ein Vorteil an Anspielmöglichkeiten. Es bedarf variabler, laufstarker, ballsicherer und intelligenter Spieler. Denn jeder muss alles machen können. „Das Dreieck dreht sich ja“, sagt Widmayer.

Es funktioniert wie eine Art Schwungrad. „Durch das Bewegen kriegst du Räume, aus denen du weiterspielen kannst“, sagt Widmayer. Bei Ballbesitz zieht sich das Dreieck vertikal auf, meist mit Vladimir Darida als vorderster Eckpunkt, der entweder die Stürmer in Szene setzt oder selbst zum Torabschluss kommt. Ist der Gegner am Ball, zieht sich das Dreieck zusammen, meist mit Skjelbred als tiefsten Eckpunkt. Dabei verdichtet es den Raum, stellt Passwege zu und versucht den Gegner nach außen zu drängen.

Diese drei Spieler funktionieren als Sondereinheit im Team. „Wir drei müssen immer schauen, wo die anderen Spieler sind“, erzählt Darida. Vor allem aber ist viel Kopfarbeit verlangt. „Schauen, Denken, Handeln – und das ganz schnell“, sagt der tschechische Nationalspieler. Nicht umsonst legen diese drei Spieler pro Spiel die meisten Kilometer zurück. Darida ist in dieser Disziplin sogar ligaweit der Beste.

Es ist ein intensives, ein aufwendiges Spiel, das Hertha betreibt. Dardai bezeichnet seine Mannschaft nicht umsonst als fleißige Mannschaft. Und in ihr gibt es dann doch noch mal ein extra rotierendes Kraftfeld. Doch man kann diesem als Gegner den Stecker ziehen. Ob das aber Bremen ist, das heimschwächste Team der Liga mit nur einem einem Sieg aus acht Spielen?

„Wir haben dort eine gute Chance“, sagt Dardai. Sein Team soll neu laufen und früher pressen, also – anders als in der Hinrunde – schon in der gegnerischen Hälfte auf Balljagd gehen. Doch das Vorgehen birgt das Risiko, ausgekontert zu werden. „Man muss immer darauf achten, was in seinem Rücken passiert“, sagt Lustenberger. Pal Dardai spricht von einem Balanceakt, Rainer Widmayer von einem Lernprozess: „Wir wollen den nächsten Schritt machen.“

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