Eintracht Frankfurt und die Romantik: Herz in der Commerzbank-Arena
Frankfurt und seine Fans, das ist Leidenschaft in einer kälter werdenden Profifußballwelt. Doch dürfte die Eintracht das Europa-League-Finale kaum erreichen.
Es war ein Fan-Traum in schwarz und weiß, das Ergebnis von 14 Tagen Vorbereitung. Keine Worte können dem gerecht werden, was der Großteil der 48.000 Zuschauer am Donnerstagabend auf die Ränge des Frankfurter Stadions zauberte. So viel Begeisterung und Leidenschaft, so schön. Aber eben auch so einmalig schön. Denn auch deshalb funktionierte dieses Erlebnis im letzten Heimspiel der Hessen so gut zum besonderen Anlass von einer Qualität, den es womöglich so schnell nicht wieder geben wird am Main. Nach dem hart erkämpften 1:1 im Halbfinalhinspiel gegen den FC Chelsea ist sportlich gesehen klar, dass es ein mittelschweres Fußballwunder braucht, damit die Frankfurter nach dem Rückspiel in London auch das Endspiel der Europa League in Baku erreichen. Denn spielerisch ist der Bundesligist aus Hessen in einer anderen Klasse unterwegs als eines der Londoner Topteams aus der Premier League.
Eintracht Frankfurt und seine Fans, das ist Leidenschaft in einer immer kälter werdenden Profifußballwelt, die gewachsene Sehnsucht nach etwas Gutem, das sich nicht nur mit Geld bezahlen lässt – in einer Branche, die ihre menschlichen Protagonisten mit „Marktwert“ einordnet. Die Eintracht hat mit kleinen Mitteln vielen Großen im Wettbewerb getrotzt, am Donnerstag wieder mit viel Mut und vergleichsweise kleinen Mitteln: Chelseas belgischer Superstar Eden Hazard wird mit einem „Marktwert“ 150 Millionen Euro taxiert. Für dieses Geld ließe sich das komplette Team der Frankfurter Eintracht haben. Aber damit kein Missverständnis entsteht: Hätten die Frankfurter die Mittel des FC Chelsea, dann würden sie diese auch einsetzen.
Denn bei aller Romantik: Profisport ist – egal auf welchem Level – Kommerz. Auch in der Commerzbank-Arena, dem ehemaligen Frankfurter Waldstadion. Nur eben mit ganz viel Herz.
Claus Vetter