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Die Kräfte schwinden - sowohl bei Hertha als auch bei Augsburg.
© dpa

Fußball-Bundesliga: Herthas letzte Luft

Hertha BSC gehen kurz vor dem Ende der Hinrunde die Kräfte und die Spieler aus. Am Samstag steht noch das Spiel in Leverkusen an.

Pal Dardai und Rainer Widmayer nahmen auf dem Vereinsgelände die zugige Passage zwischen Kabinentrakt und Trainingsgeläuf raschen Schrittes. Der Trainer von Hertha BSC und sein erster Assistent hatten einiges zu bereden, aber durchaus gute Laune. Das Fußballjahr neigt sich schließlich dem Ende entgegen. Ein Auswärtsspiel noch am Samstag in Leverkusen, dann gibt es ein paar Tage Pause und Ruhe vom Fußball. Am 3. Januar werden sie ihre Spieler wieder zum Training bitten.

Bis dahin gilt es, sich noch einmal zu straffen und die Spannung hoch zu halten. Das 2:2 der Berliner am Dienstagabend im Heimspiel gegen den FC Augsburg hat einmal mehr verdeutlicht, wie nötig alle Beteiligten eine Pause haben. Nicht nur Hertha gehen allmählich die Kräfte aus. „Heute war nicht viel mehr drin für uns“, hatte Dardai noch am Spielabend gesagt.

Unter dem frischen Eindruck des fehlerhaften Spiels hatte der 42 Jahre alte Ungar sich schmallippig gegeben. Das Ergebnis „muss man akzeptieren, denn wir haben wieder zwei Tore hergeschenkt“, hatte Dardai gesagt. Das zweite Augsburger Tor bezeichnete er als „unnötig“. Am Tag danach übte sich Herthas Trainer dann mehr in Nachsicht.

1,5 Punkte pro Spiel

Er war lange genug selbst Profispieler, als dass er sich nicht in die Lage der Spieler so kurz vor Ende der Hinrunde hineinversetzen könnte. Dardai weiß, dass ein bisschen die Luft raus ist. Zumal seine Mannschaft in den vergangenen Wochen unter den Ausfällen vieler Spieler gelitten hat. „Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich mit der Punkte-Ausbeute der Hinrunde ganz zufrieden bin“, sagte Dardai. „Bei den vielen Verletzungen, die wir hatten, müssten wir eigentlich zehn Punkte weniger haben.“ 24 Punkte sind es bis jetzt nach 16 Spielen geworden für Hertha, das sind durchschnittlich 1,5 Punkte pro Spiel.

Vielleicht geht ja noch etwas am Samstag in Leverkusen. Auch wenn die Berliner „nicht mit einer großen Nase hingehen“, wie es Dardai ausdrückte, so erhoffen sie sich etwas Zählbares bei der torkelnden Bayer-Elf. „Wir werden noch einmal alles geben in Leverkusen, um noch Punkte zu sammeln“, sagte Dardai. Bis dahin solle die Mannschaft gut regenerieren.

Zum Hinrunden-Abschluss muss Herthas Trainer erneut auf Salomon Kalou verzichten. „Nein, unmöglich“, sagte Dardai am Mittwoch über eine eventuelle Rückkehr des 33 Jahre alten Ivorers. Kalou leidet unter einer immer noch nicht ausgeheilten Risswunde auf dem Spann. Auch Herthas norwegischer Mittelfeldspieler Per Skjelbred droht wegen Zahnproblemen der Ausfall für das letzte Spiel des Jahres. „Kann sein, dass er auch raus ist“, sagte Dardai. Fakt ist, dass für das Spiel in Leverkusen weiter die Innenverteidiger Niklas Stark, Karim Rekik und Derrick Luckassen sowie Javairo Dilrosun und Marko Grujic fehlen. „Wenn in der Rückrunde hoffentlich alle gesund sind, müssen wir mehr Punkte sammeln“, sagte Dardai und stellte mit Blick auf das Samstagspiel seine eigene Rechnung an. „27 Punkte – wunderschön, 25 – auch okay, aber mit 24 bin ich nicht unzufrieden.“

Was sollen sie erst beim FC Augsburg sagen? Das Spiel in Berlin war das siebte sieglose in Folge. „Für uns war das kein so gutes Spiel“, murmelte der Augsburger Trainer Manuel Baum. Nur 15 Punkte holten seine Augsburger. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt einen Spieltag vor Ablauf der Hinrunde nur noch einen Zähler. „Es ist zu wenig für das, was wir teilweise auf den Platz gebracht haben“, sagte Mittelfeldspieler Rani Khedira. „Man muss sich die Qualitätsfrage doch stellen: Woran hat es gelegen, dass wir nur einmal zu null gespielt haben? Das ist eine Katastrophe, daran müssen wir unbedingt arbeiten.“

Mit dem bestehenden Kader in die Rückrunde

Pal Dardai, der die Arbeit seines Augsburger Kollegen nach eigener Aussage sehr schätzt, hat ähnliche Probleme. Er muss seit Wochen bei der Besetzung seiner Defensive experimentieren. In den ersten beiden Novemberwochen waren ihm nacheinander Niklas Stark (schwere Fußprellung) und Karim Rekik (Muskelfaserriss) ausgefallen. Später kamen die Verletzungen potenzieller Nachfolger für die Innenverteidigung wie Lukassen und Florian Baak hinzu. „Wir gehen davon aus, dass wir in der ersten Januarwoche wieder alle zurück im Training haben werden“, sagte Herthas Manager Michael Preetz. Darauf setzt auch Trainer Pal Dardai. Eventuelle Transfers in der Winterpause schlossen er und Preetz aus.

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