2:6 gegen Leverkusen: Hertha verliert und hofft auf Europa
Trotz der Niederlage gegen Leverkusen wird Hertha in der Europa League spielen. Unklar ist noch, ob sie direkt in die Gruppenphase rutschen.
Das Spiel war noch nicht einmal zur Hälfte gespielt, da war die Luft schon raus. Die Mannschaft von Bayer Leverkusen führte zum Saisonfinale im Olympiastadion mit 3:0, was dazu führte, dass die Ergebnisse auf anderen Plätzen der Liga interessanter wurden. Zumindest was den Kampf um die Europapokalplätze anbelangte. Bei einem Sieg hätte Hertha BSC Platz fünf erfolgreich verteidigen und sich direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifizieren können, aber so musste am Samstag der übergroße Teil der 55.617 Zuschauer zittern bis die Spiele der Kontrahenten vorbei waren.
Hertha geriet noch einmal mächtig unter die Räder an diesem letzten Spieltag, und verlor letztlich auch in dieser Höhe zu Recht 2:6 (0:3). Es war ein verrückt-wildes Spiel, dass unangenehme Folgen für die Berliner hatte. Die Spieler gingen trotz der Klatsche noch einmal in die Ostkurve, zeigten ein Banner mit der Aufschrift „Wir sind International. Ihr Weltklasse“ und tanzten vor den Hertha-Fans ein paar Minütchen.
Denn weil nur Köln vorbeiziehen konnte, endet für die Berliner diese Spielzeit nach einer überaus starken Hin- und einer durchwachsenen Rückrunde letztlich auf Platz sechs, der sie nach Europa bringt. Allerdings könnte Hertha schon in der Qualifikation gefordert sein, wenn Eintracht Frankfurt gegen Dortmund in einer Woche den DFB-Pokal gewinnt. „Das Ergebnis macht mich traurig, aber wir sind Sechster“, sagte Trainer Pal Dardai. „Das ist in Deutschland eine Riesennummer: Glückwunsch an die Mannschaft.“
Herthas Abwehr fand nie zu gewohnter Stabilität
Für das finale Saisonspiel hatte Dardai seine Mannschaft umgebaut. John Anthony Brooks kehrte nach seiner Gelbsperre zurück in die Innenverteidigung. Für Sebastian Langkamp, der in der Vorwoche ebenfalls gesperrt war, gab es zunächst nur einen Platz auf der Ersatzbank. Der 19 Jahre alte Jordan Torunarigha verblieb als Torschütze der Vorwoche in der Startelf. Doch diese Rechnung ging überhaupt nicht auf. Schon nach fünf Minuten hebelte Leverkusens Javier Hernandez Herthas Innenverteidigung aus, traf zunächst nur den Pfosten, doch den Rückpraller versenkte er zur Führung der Gäste.
Fortan fand Herthas Hintermannschaft nie zu gewohnter Stabilität. Im Gegenteil. Allein der Leverkusener Julian Brandt hätte in der ersten Hälfte drei Tore erzielen können, zweimal parierte Herthas Torwart Rune Jarstein, einmal stellte Allan Souza rechtzeitig seinen Fuß in einen Schuss rein.
Ja, und dann war da noch Mitchell Weiser, der in diesem Jahr das erste Mal in die Startelf gerutscht war. Gleich nach der Führung hätte er den Ausgleich erzielen können. Nachdem Leverkusens Torwart Bernd Leno eine Flanke von Marvin Plattenhardt nur zur Strafraummitte hatte wegboxen können, kam Weiser völlig frei auf Höhe des Elfmeterpunktes zum Schuss. Er verzog mit rechts.
Gegen Mitte des ersten Abschnitts bot sich ihm die zweite gute Gelegenheit. Nach einer Flanke Plattenhardts köpfte Weiser den Ball am anderen Pfosten vorbei. Auf der Gegenseite dagegen schloss Kai Havertz einen schönen Doppelpass mit Hernandez zum 2:0 ab. Schließlich erhöhte der 17-Jährige vor dem Halbzeitpfiff auf 3:0. Brooks hatte den Ball in der Vorwärtsbewegung auf Höhe der Mittellinie verloren.
Allagui traf und wurde verabschiedet
Dardai reagierte auf das Chaos in der Abwehr und brachte Langkamp für Brooks und Per Skjelbred für Allan ins Spiel. Salomon Kalou und Vedad Ibisevic boten sich die ersten Chancen im zweiten Abschnitt. Kalou köpfte neben das Tor, der Kapitän scheiterte an Leno. Nach gut einer Stunde fiel dann endgültig die Entscheidung. Darida holte im Strafraum den Leverkusener Charles Aranguiz von den Beinen – den fälligen Strafstoß verwandelte Stefan Kießling zum 4:0.
Doch ganz so wollten die Berliner sich nicht in die Sommerpause verabschieden. Weiser erzielte aus dem Gewühl heraus den Anschlusstreffer, kurz darauf hatte Kalou das 2:4 auf dem Kopf, doch Verteidiger Tin Jedvaj klärte auf der Torlinie.
Und so endete das Spiel, wie es angefangen hatte, mit chaotischen Zuständen in der Berliner Defensive. Nach dem Torunarigha in den eingewechselten Leon Bailey rauschte, erzielte Aranguiz vom Elfmeterpunkt das 5:1 für Bayer. Doch weil es irgendwie zu diesem verrückten Spiel passte, bekam auch Hertha noch einen Strafstoß zugesprochen, den der scheidende Allagui zum 2:5 verwandelte. Der 30-Jährige wir den Weg nach Europa nicht mitgehen. Er wechselt zum FC St. Pauli, ebenso verlassen den Klub die beiden Nachwuchsspieler Florian Kohls und Mike Owusu, die am Samstag verabschiedet wurden.
Den Schlusspunkt setzte schließlich der eingewechselte Joel Pohjanpalo zum 6:2 für Leverkusen. Somit war es die höchste Saisonniederlage der Berliner. Aber das interessierte den Hertha-Anhang hinterher nur noch am Rande.