Samstag auswärts bei Werder: Hertha spielt in Bremen gegen die Statistik
Die Berliner sind in Bremen seit fast zwölf Jahren sieglos – diesmal droht der Ausfall von Fabian Lustenberger und Mitchell Weiser.
Kevin-Prince Boateng machte den Anfang. Er traf kurz nach der Pause mit dem Kopf. Marcelinho legte nach. Und Yildiray Bastürk sorgte für den Endstand. Hertha BSC, trainiert von Falko Götz, gewann in der Fußball-Bundesliga 3:0 bei Werder Bremen. Die Namen legen nah, dass dieser Sieg schon ein paar Tage her ist. Und tatsächlich, es war der 11. März 2006. Seitdem versuchten sich zahlreiche Hertha-Jahrgänge und verschiedene Trainer erfolglos an einem Auswärtssieg bei Werder. Die Bilanz ist daher ziemlich verheerend: ein Unentschieden, acht Niederlagen. Mal derbe, wie beim 1:5 im Jahr 2008. Mal knapp, wie im Jahr 2011, als Claudio Pizarro in der 90. Minute den Siegtreffer für die Bremer erzielte.
Pal Dardai kennt die Statistik natürlich, weiß auch, dass er als Trainer noch kein Spiel gegen Werder gewonnen hat. „Das ist Mathematik. Statistiken, Zahlen“, sagt Dardai, „irgendwann bricht das und es kommt etwas Besseres.“ Ansonsten beschäftigt er sich nicht allzu viel mit dem, was früher war. Lässt sich ja ohnehin nicht mehr ändern.
Nicht nur für die ewige Statistik – bisher erst 19 Siege in 69 Bundesligaspielen gegen Bremen – wäre nun am Samstag ab 18.30 Uhr (live bei Sky) ein guter Zeitpunkt, in positiver Hinsicht an den Zahlen zu werkeln. Sondern auch für die aktuelle Lage. Hertha ist Elfter, hängt tabellarisch ein wenig zwischen den Stühlen. Fünf Punkte sind es auf Platz sechs, neun auf Rang sechzehn. Dort steht momentan Werder – es kann also noch in beide Richtungen gehen. Die Berliner haben in der Rückrunde beim VfB Stuttgart (0:1 durch ein Eigentor von Niklas Stark) und gegen Borussia Dortmund (1:1) sehr ordentlich gespielt, aber nur einen Punkt mitgenommen. „Ich hätte nichts dagegen, wenn wir diesmal ein schlechtes Spiel machen und mit drei Punkten nach Hause gehen“, sagt Dardai.
Fraglich ist, ob Fabian Lustenberger und Mitchell Weiser spielen werden. Beide haben muskuläre Probleme im Oberschenkel. Bei Lustenberger dürfte die Entscheidung erst nach dem Abschlusstraining am Freitag fallen. „Er entscheidet, ob er spielt oder zu Hause bleibt“, sagt Dardai. Erste Alternative in der Abwehr wäre vermutlich Jordan Torunarigha. Bei Weiser deutet sehr viel auf einen Ausfall hin. Für ihn würde wohl Peter Pekarik rechts in der Defensive auflaufen. Sicher ist, dass Thomas Kraft im Tor steht, da Rune Jarstein am Oberschenkel verletzt ist.
Kampfkraft ist gefragt
Dardai gibt schon einmal das Motto für Samstag aus: „Wer mehr Zweikämpfe gewinnt, mehr reingeht, der gewinnt das Spiel.“ Dazu passt die Einschätzung seines Bremer Kollegen Florian Kohfeldt: „Wir müssen jetzt zupacken.“ Kampfkraft dürfte spielerische Elemente in den Hintergrund drängen. Ähnlich wie bei Hertha waren die Leistungen der Bremer im neuen Jahr nicht schlecht, gegen die starken Gegner TSG Hoffenheim (1:1) und Bayern München (2:4) reichte es aber insgesamt auch nur zu einem Punkt. Eine Sache hat jedoch vor allem der Auftritt bei den Bayern gebracht: Selbstbewusstsein. „Durch die guten Leistungen zuletzt haben wir das Vertrauen in uns“, sagt Abwehrspieler Niklas Moisander.
Seit über einem Jahrzehnt lädt Hertha die Punkte nun schon regelmäßig im Weser-Stadion ab. Daran konnte auch Dardai bisher nicht viel ändern. Aber, immerhin, mit ihm war Hertha so nah dran an einem Sieg wie in keinem anderen Spiel. Vor fast genau zwei Jahren führten die Berliner erst 2:0 und bis 15 Minuten vor dem Ende 3:1, ehe erneut Claudio Pizarro die Pläne durchkreuzte und zwei seiner insgesamt zehn Tore gegen Hertha machte. Pizarro jedenfalls kann Dardais Mannschaft diesmal nicht ärgern. Er spielt inzwischen beim Ligakonkurrenten 1. FC Köln.