Hertha BSC - FC Augsburg 1:0: Hertha siegt und verlässt die Abstiegsplätze
Entscheidung kurz vor Schluss: Hertha BSC schlägt den FC Augsburg und holt drei wichtige Punkte gegen den Abstieg. Gegen den Tabellenfünften der Bundesliga tat sich die Mannschaft erwartungsgemäß schwer - doch am Ende entschied eine Szene das Spiel.
Die Mannschaft ging unbeirrt ihres Weges. Selbst als sie die Ostkurve erreichte, zog sie einfach weiter, dem Ausgang entgegen. Ausgelassene Feierlichkeiten in der Kurve fanden nicht statt: keine Welle, keine Hüpfeinlagen, keine gemeinsamen Gesänge. Zum Feiern ist es noch zu früh, obwohl vielen Anhängern von Hertha BSC am Samstag nach Ausschweifungen zumute war. Gegen den FC Augsburg hatte es bis kurz vor Schluss nach einem bleiernen 0:0 ausgesehen, dann sicherte Salomon Kalou den Berlinern mit seinem sechsten Saisontor einen wichtigen 1:0 (0:0)-Sieg im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. „Die Freude ist groß“, sagte Torhüter Thomas Kraft. „Es ist wichtig, dass auch wir mal am Ende zugeschlagen und so ein Spiel gewonnen haben.“
Manchmal reichen schon ein langer Einwurf, eine glückliche Verlängerung mit dem Fuß und ein Stürmer, der im richtigen Moment am richtigen Platz steht, um alles zu verändern und allgemeine Tristesse in ungeahnte Hochstimmung zu verwandeln. Drei Minuten vor dem Ende warf Marcel Ndjeng den Ball in den Augsburger Strafraum, Jens Hegeler verlängerte mit dem Fuß, und in der Mitte stand Kalou genau richtig. Sein Treffer war nach drei torlosen Heimspielen und 408 Minuten Herthas erstes Tor im eigenen Stadion. „Für uns ist das ein bisschen ein Befreiungsschlag“, sagte Trainer Pal Dardai. „Dieser Sieg muss uns Kraft geben.“
Kalou: "Der Trainer bringt neuen Spirit rein"
Für die Beteiligten war es anschließend nicht ganz einfach, ihre Erleichterung in Worte zu fassen. „Nicht nur eure Herzen sind vom Stein gefallen“, formulierte Änis Ben-Hatira für die Fans in der Ostkurve, „auch unsere.“ Zumindest hatten es die Berliner verhindert, dass die Herzen endgültig versteinerten. Wieder einmal hatte sich die Mannschaft in der Offensive schwer getan. Als Zehner durfte sich diesmal Per Skjelbred probieren. Der Norweger hat unbestritten seine Qualitäten, ein begnadeter Spielgestalter ist er nicht. Mitte der zweiten Halbzeit sah Skjelbred zudem seine fünfte Gelbe Karte, genauso wie später Peter Niemeyer. Beide sind damit am Freitag im wichtigen Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart gesperrt.
Was für Skjelbred im Kleinen gilt, gilt für Herthas Mannschaft im Großen: Das Bemühen ist vorhanden, läuferisch präsentiert sich die Mannschaft deutlich verbessert. „Der Trainer bringt einen neuen Spirit rein, einen kämpferischen Spirit“, sagte Kalou. Aber bei allem Eifer springt immer noch zu wenig heraus. Gegen den FCA war es in der ersten Halbzeit eine einzige gute Chance. Nach einem entschlossen vorgetragenen Konter über Roy Beerens kam Kalou zum Kopfball. Der Ivorer aber brachte den Ball nicht aufs Tor.
Herthas Hilflosigkeit ist schwer zu ertragen
Weil auch die Augsburger, immerhin Tabellenfünfter, nicht vor Spielwitz sprühten und es im Aufbau eher gemächlich angehen ließen, bekamen die 36015 Zuschauer im Olympiastadion einen eher müden Kick zu sehen. Die beste Chance der ersten Hälfte hatten trotzdem die Gäste. Nach einer Flanke von Abdul Rahman Baba aus dem Halbfeld sprang John Anthony Brooks unter dem Ball hindurch, Marvin Plattenhardt reagierte zu spät, so dass Raul Bobadilla freie Bahn hatte. Sein Schuss verfehlte das Tor nur knapp. In der zweiten Hälfte ging es nur zu Beginn etwas munterer zu, als Skjelbred nach guter Vorarbeit Kalous das Außennetz traf.
Spätestens nach einer Stunde gelangte auch die Geduld des Publikums an einen kritischen Punkt. Herthas Hilflosigkeit, gerade in Heimspielen, wird für die Zuschauer zunehmend schwerer zu ertragen, und als der Ball dann ohne Not mal wieder zum Torwart zurück gespielt wurde, gab es die ersten Pfiffe. „Es war ein typisches Null-null-Spiel, das keinen Sieger verdient gehabt hätte“, sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Dass eine Viertelstunde vor Schluss Publikumsliebling Änis Ben-Hatira nach zweieinhalb Monaten Verletzungspause und gerade vier Trainingseinheiten mit der Mannschaft zu seinem Comeback kam, war schon fast so etwas wie der Höhepunkt der zweiten Hälfte. Bis Marcel Ndjeng drei Minuten vor dem Ende an der Seitenlinie zum Einwurf schritt.