zum Hauptinhalt
Hertha BSC Berlin - Hannover 96 1:0
© dpa

1:0 zum Auftakt gegen Hannover: Hertha siegt mit Verzögerung

Dank eines Treffers von Gojko Kacar in der 82. Minute gewinnt Hertha das Heimspiel zum Saisonauftakt gegen Hannover 1:0. "Das war kein Topspiel", sagte Trainer Lucien Favre. Aber auch: "Wir waren schon am Limit."

Erstes Spiel, erster Heimsieg. Die obligatorische Aufwartung bei den Fans war bei Hertha BSC angesagt, doch die Herren Fußballer ließen sich sehr lange bitte. Bis Mannschaftskapitän Arne Friedrich den Anführer spielte. Wie es sich für einen Klassensprecher gehört, forderte er seine Mitspieler auf, bei den Fans in der Kurve im Berliner Olympiastadion vorbeizuschauen. Es wirkte fast so, als müssten Herthas Spieler zum Freuen getragen werden. Dabei stimmte doch das Resultat zum Bundesligaauftakt: 1:0 (0:0) gegen Hannover 96. Aber der Sieg war ein wenig duselig und sehr spät zustande gekommen. Und Herthas Spieler wirkten kurz nach Spielschluss eben so, als hätten sie das Zurückliegende noch nicht richtig begriffen. Dabei war alles am Ende ganz einfach: Die alte Hertha ist wieder da – nicht mit zuschauerfreundlichem Fußball, aber mit freundlichem Ergebnis.

Acht Minuten hatten gefehlt, und bei Hertha BSC wäre der Punktspielauftakt gründlich danebengegangen. Doch dann kam der Auftritt von Gojko Kacar: Der Serbe wurschtelte aus Nahdistanz einen Ball ins Hannoveraner Tor. Und plötzlich war aus Sicht der Berliner vieles gut, was zuvor über 80 Spielminuten oft schlecht gewesen war und was 42.169 Zuschauer im Olympiastadion eher mäßig unterhalten hatte. Herthas Trainer Lucien Favre gab letzteres auch unumwunden zu, in typisch unaufgeregter Art. „Das war kein Topspiel“, sagte er, „das müssen wir so sehen.“ Etwas später sagte der Schweizer sogar: „Wir waren schon am Limit.“ Spielerisch habe vieles in seiner Mannschaft nicht gestimmt, besonders vom Tempo her habe ihm nicht alles gefallen.

Das durfte man dem Berliner Trainer abnehmen, die Aussagen seines Hannoveraner Kollegen Dieter Hecking dagegen wirkten seltsam weit weg vom Spiel. Hannovers viel kritisierter Trainer fürchtet um seinen Job, vielleicht erklärt sich damit, warum der Coach nach diesem Spiel sinnfrei befand: „Meine Mannschaft hat alles richtig gemacht.“

Tatsächlich hatte der Fußballnachmittag am Sonnabend im Olympiastadion recht flott begonnen. Nach nur drei Spielminuten landete eine Flanke von Raffael im Hannoveraner Strafraum, Artur Wichniarek segelte nur knapp am Ball vorbei. Ein rasanter Auftakt von Hertha, dem Hannover dann wenig später auch die erste gute Torchance entgegenzusetzen hatte. Jiri Stajner fälschte einen viel versprechenden Kopfball von Mikael Forssell allerdings so ab, dass Jaroslav Drobny im Berliner Tor keine Probleme hatte. Nach der unterhaltsamen Anfangsphase wurde es dann weniger ansehnlich. Nun wurde im Mittelfeld geplänkelt, dazu ließen beide Mannschaften Kreativität im Spielaufbau nicht zu. Es war gepflegtes Bundesligamittelmaß was da geboten wurde, bis Hannover gegen Ende des ersten Durchgangs doch ein wenig mehr veranstaltete und Hertha so ein wenig in Verlegenheit brachte – ohne ins Tor zu treffen. Vielleicht hilft den Hannoveranern ja künftig ihr ehemaliger Publikumsliebling Jan Simak, der den VfB Stuttgart verlassen wird. Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke hat bestätigt, dass der Tscheche wohl nach Hannover zurückkehren wird.

Am Sonnabend trug Hannover mehr als Hertha dazu bei, aus einem schwachen Spiel ein erträgliches zu machen. Jiri Stajner hatte noch eine halbe Torchance in der letzten Viertelstunde, schoss aber nur den Berliner Verteidiger Marc Stein an, der in dieser Szene glücklicher aussah als in vielen Szenen zuvor.

Ansonsten passierte herzlich wenig, beide Mannschaften wollten sich wohl mit einem Unentschieden anfreunden, Herthas Fans aber nicht, sie sangen: „Marko Pantelic“. Einen Stürmer wie ihren abgewanderten Torjäger könnten die Berliner sicher gebrauchen. Marko Pantelic hätte so eine Chance, wie sie sich kurz vor Schluss Patrick Ebert bot, vermutlich genutzt. Aber Ebert traf nicht, genauso wenig wie Raffael. Es blieb beim 0:0, bis Gojko Kacar seinen großen Auftritt hatte. Nach einer Vorarbeit von Waleri Domowtschiski hatte Constant Djakpa im Hannoveraner Strafraum den Überblick verloren und Kacar konnte abstauben.

Der einzige Torschütze des Spieles sagte später: „Ich habe zunächst nicht gewusst, wie ich ihn rein gemacht habe.“ Gojko Kacars Zitat passte zu einem oft unübersichtlich wirkenden Spiel, das für Hertha mit einem glücklichen Sieg endete, der noch viel wert sein kann. Denn dass sie Experten für knappe Erfolge sind, haben die Berliner ja schon vergangene Saison erfolgreich bewiesen.

Im Pokal wurde Hertha BSC der TSV 1860 München als Gegner in der zweiten Runde zugelost. Alle Spiele der Auslosung finden Sie hier.

Zur Startseite