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Kopf an Kopf. Borussia Dortmund und Hertha BSC lieferten sich ein hitziges Duell.
© Bernd Thissen/dpa
Update

DFB-Pokal: Hertha scheitert am BVB und den eigenen Nerven

Nach einem spannenden Pokalfight unterliegt Hertha BSC in Dortmund im Elfmeterschießen. Gleich drei Berliner scheitern vom Punkt.

Nach 120 Minuten, neun Gelben Karten und ähnlich vielen Wortgefechten lief es auf eine Person hinaus: auf Rune Jarstein. Als Torhüter, so heißt es, gibt es im Elfmeterschießen eigentlich nichts zu verlieren, aber das galt für den Schlussmann von Hertha BSC nur bedingt. Im Achtelfinale des DFB-Pokals zwischen Borussia Dortmund und dem Berliner Fußball-Bundesligisten hatte Jarstein, neben John Anthony Brooks und Salomon Kalou bester Mann der Gäste, sein Team am Mittwochabend mit tollen Paraden erst in die Verlängerung und schließlich auch ins Elfmeterschießen gerettet. Auch da wehrte der Norweger einen Ball aber, aber es reichte nicht – weil gleich drei seiner Kollegen vom Punkt scheiterten. Der BVB zog durch ein 4:3 (1:1, 1:1, 0:1) nach Elfmeterschießen in die nächste Runde ein, in er Dortmund zum Drittligisten Lotte fahren darf.

Was für ein Kampf und was für eine Dramatik – erneut mit dem schlechteren Ende für die Berliner. In der Runde zuvor war der 1. FC Union ebenfalls am BVB gescheitert, ebenfalls im Elfmeterschießen. Für Hertha trat Fabian Lustenberger als Erster an – und knallte den Ball mit voller Wucht an die Latte. Vladimir Darida scheiterte, als Zweiter, an Roman Bürki – doch Jarstein hielt seine Mannschaft erneut im Rennen, parierte gegen Christian Pulisic. Danach aber verwandelten sämtliche Dortmunder mehr oder weniger sicher, während Herthas letzter Schütze Salomon Kalou den Ball über die Latte setzte.

Knapp drei Stunden vorher, unmittelbar vor dem Anpfiff, hatte Stadionsprecher Norbert Dickel das Wort zunächst an den eigenen Anhang gerichtet, der am Samstag gegen RB Leipzig so negativ aufgefallen war. „Normalerweise begrüße ich jetzt die besten Fans der Welt im schönsten Stadion der Welt, und das will ich auch in Zukunft tun“, sagte Dickel. „Deshalb begrüße ich jetzt die wahren Fans des BVB.“ Auch Kapitän Marcel Schmelzer schickte über die Videoleinwand noch eine Botschaft hinterher, in der er zum fairen Miteinander aufrief.

Vier Tage nach 1:0-Heimsiegen beider Teams – Hertha schlug Ingolstadt schmucklos-zweckmäßig und der BVB sportlich mitreißend die Leipziger – stellten die beiden Trainer gar nicht beziehungsweise minimal um. Tuchel setzte zum ersten Mal in seiner Dortmunder Amtszeit auf exakt dieselbe Startformation wie im Pflichtspiel zuvor, bei Hertha rotierten Fabian Lustenberger und Valentin Stocker auf die Bank, dafür durften der zuletzt gesperrte Niklas Stark und Per Skjelbred anfangen.

Aubameyang scheitert an Jarstein

Die Berliner begannen – wie beim letzten Duell mit dem BVB in der Bundesliga im Oktober (1:1) – mit einer erwartungsgemäß defensiven Grundausrichtung, sie überließen dem Gegner weite Teile des Feldes und lauerten auf Kontergelegenheiten. Die erste richtig dicke Chance bot sich bereits nach neun Minuten: Vedad Ibisevic eroberte den Ball von Sokratis und stürmte allein auf Roman Bürki im Dortmunder Tor zu, ehe Sokratis seinen Fehler in letzter Sekunde wieder gut machte und klärend dazwischenfunkte.

Für den BVB war die Situation eine Art Wachmacher, anschließend erhöhten die Gastgeber Druck und Tempo. Pierre-Emerick Aubameyang tauchte zwei Mal aussichtsreich vor dem Berliner Tor auf: einmal stand er jedoch im Abseits, die zweite Szene klärte Herthas Keeper mit einem starken Reflex. Aber auch die Dortmunder waren durchaus verwundbar: Nach einer Ecke und anschließendem Kopfball von John Anthony Brooks sprang der Ball vor den Kopf Ibisevics, der aus Nahdistanz das Tor verfehlte. Keine Minute später hatten die 4000 mitgereisten Berliner Fans erstmals Grund zu lautem Jubel: Niklas Stark bediente Salomon Kalou im Sturmzentrum, und der Ivorer spitzelte die Vorlage zum 1:0 ins Tor vor der staunenden und erstmals an diesem Abend kurzzeitig schweigenden Südtribüne.

So erfolgreich wie die Gäste in der ersten Hälfte waren, so schläfrig begannen sie kurz nach dem Wiederanpfiff: Nach einem Schuss von Ousmane Dembélé an den Innenpfosten landete das Ball beim gerade eingewechselten Christian Pulisic, der auf Marco Reus ablegte – und schon stand es 1:1. Wenig später stand Herthas Torhüter Jarstein erneut im Mittelpunkt: Nach einem Abschluss durch Aubameyang kullerte der Ball Richtung Torlinie, ehe Jarstein die schützende Hand aufs Spielgerät legte. Aubameyangs Nachschuss zum vermeintlichen 2:1 wurde so korrekterweise die Anerkennung verweigert. Nach einem Sturmlauf des BVB sammelten sich die Berliner wieder. In der Nachspielzeit passierte dann nicht mehr viel, ein bisschen Geschiebe hier und da, die Teams wirkten platt und einigten sich irgendwann auf die im Pokalwettbewerb ultimative Entscheidungsform vom Elfmeterpunkt. Mit dem besseren Ende für Borussia Dortmund.
Die Dortmunder hatten danach noch Losglück, im Viertelfinale treten sie bei Drittligist Lotte an.

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