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Update

Bundesliga-Relegation: Hertha erwägt Protest nach Skandalspiel

Das 2:2 zwischen Hertha und Düsseldorf, das den Berlinern den Ab- und den Rheinländern den Aufstieg brachte, geriet durch skandalöse Szenen fast in den Hintergrund. Und noch ist das letzte Wort offenbar nicht gesprochen.

"Das Fußballspiel hätte nicht so ausgehen dürfen, wie es ausgegangen ist. Das hatte mit Fußball nichts zu tun", sagte Hertha-Manager Michael Preetz nach einem unfassbaren Fußballabend in Düsseldorf. Ob Hertha Protest gegen die Spielwertung einlegt, wollte er am Abend noch nicht beantworten. "Wir sind gut beraten die Dinge sacken zu lassen und werden alles in Ruhe bewerten". Preetz sagte allerdings auch: "Es ist unsere Verantwortung, darüber nachzudenken. Das sind wir unseren Fans schuldig."

Dabei hatten zunächst die Berliner Anhänger das Spiel durch das Werfen von Feuerwerkskörpern fast zum Abbruch gebracht, später stürmten dann die Düsseldorfer Zuschauer vor dem Abpfiff das Spielfeld. Polizei und Ordner versuchten die Chaoten vom Rasen zu drängen, doch die blieben minutenlang am Spielfeldrand stehen. Auf dem Platz lieferte sich Herthas Christian Lell fast eine Schlägerei mit den Düsseldorfer Spielern, es kam zu einem Gerangel zwischen den beiden Teams.

Ein normales Fußballspiel war es nur eine Stunde lang. Nach dem 2:1 für Fortuna Düsseldorf drehte die Hertha-Kurve durch, Chaoten warfen unzählige Feuerwerkskörper wie Fackeln auf den Platz. Auch im Düsseldorfer Block wurde gezündelt und ein Bengalo geworfen, Donnerschläge gingen durch die Arena. Spieler und Verantwortliche versuchten die Fans zu beruhigen, die Partie stand vor dem Abbruch. Der drohte erneut in der Nachspielzeit. Erst nachdem die Düsseldorfer nach minutenlanger Unterbrechung das Spielfeld verließen, kam dieses unwürdige Spektakel noch zu einem Ende.

Fotostrecke: Die chaotischen Szenen von Düsseldorf

Dass Hertha überhaupt noch einmal auf den Platz zurückkehrte, lag einerseits an Schiedsrichter Wolfgang Stark, der in dem Chaos halbwegs den Überblick behielt. Andererseits hatte offenbar auch Otto Rehhagel seinen Anteil daran, dass es am Ende noch einen Schlusspfiff auf dem Rasen gab. "Rehhagel hat sich eingeschaltet und Frieden geschaffen", sagte Fortuna-Manager Wolf Werner.

DFL-Schiedsrichterchef Hellmut Krug stellte klar: "Die Berliner hätten sich keinen Gefallen getan, wenn sie nicht zurückgekommen wären. Nur der Schiedsrichter hat das Recht, das Spiel abzubrechen."

Dass die Spieler ehrbar für den Aufstieg und gegen den Abstieg gekämpft hatten, ging fast völlig in Rauch, Schwefel und Platzstürmen unter. Hertha verlässt zum sechsten Mal die Bundesliga, aber selten waren die Bilder so verstörend. Die Aufstiegsfeier der Düsseldorfer wurde von einem großen Polizei- und Ordneraufgebot begleitet.

Das Spiel geriet angesichts der Szenen auf dem Platz fast in den Hintergrund

Vor dem Anpfiff hatten sich die Berliner Spieler noch Mut vor dem Entscheidungsspiel zugesprochen, allen voran der nach zwei Monaten wieder nominierte Kapitän Andre Mijatovic und Peter Niemeyer motivierten die Mitspieler. Zunächst ohne Wirkung: Nach wenigen Sekunden lief ein Düsseldorfer Konter über Maximilian Beister auf Roman Hubnik zu. Der wendige Angreifer täuschte rechts an, ging links vorbei und schoss von außerhalb des Strafraums das 1:0 für die Fortuna - nach nicht einmal einer halbe Minute. Hertha fiel nach dem 25-Sekunden-Schock nicht in Starre. Das hatte auch damit zu tun, dass sich die Düsseldorfer nach der Führung weit zurückzogen. Doch die Berliner taten sich nicht schwer, Lücken in der fehlbaren Fortunen-Abwehr zu finden. So sprangen einige kleinere und größere Gelegenheiten heraus. Doch im Gegenzug wurde es immer gefährlich, wenn die schnellen Angreifer Beister, Bröker und Ilsö auf die Berliner Abwehr zuliefen. Da beide Verteidigungslinien eher gestrichelt als solide waren, gab es Chancen zuhauf auf beiden Seiten.

Für Herthas Ausgleich musste jedoch wie im Hinspiel eine Standardsituation herhalten: Nach einem halbhohen Freistoß von Ronny, der wieder ins Team gerückt war, köpfte Änis Ben-Hatira völlig allein gelassen den Ausgleich. Auf beiden Seiten wurde munter auf das Tor geschossen, aber das Übergewicht der Chancen verschob sich allmählich zugunsten Herthas.

Bildergalerie: Die Hertha-Saison im Rückblick

So hatte der Halbzeitpfiff trotz vieler eigener Gelegenheiten eher etwas Erlösendes für die Düsseldorfer, die in der Gesamtwertung aber immer noch mit einem Tor vorne und damit in Bundesligareichweite lagen. Kurz nach Wiederanpfiff rückte die Erstklassigkeit noch näher, aber Bröker drosch den Ball über das Tor. Doch Berlin machte weiter Druck. Es war kein hochklassiges Spiel, aber in die erste Liga mauern wollte sich hier niemand, es ging mit viel Leidenschaft hin und her. Teilweise mit zu viel. Denn es passierte, was fast schon zum Standardprogramm dieser Hertha-Saison gehört: ein Platzverweis. Der zuvor schon am Rande der Legalität agierende Ben-Hatira sah nach einer Grätsche am Mittelkreis Gelb-Rot. Dann rissen bei den Berlinern alle Sicherungen: Erst fiel das 1:2, dann alle Hemmungen bei vielen der 5000 mitgereisten Berliner Anhänger. Die fliegenden Bengalos nahmen kein Ende, verfehlten nur knapp einige Ordner und trafen fast den beschwichtigenden Thomas Kraft.

Der Torwart winkte nur noch voller Verachtung Richtung Kurve ab.Nach minutenlanger Spielunterbrechung ging es weiter mit Fußball. Aber nach zehn Minuten knallte es wieder im Hertha-Block, die Düsseldorfer unter den 51 000 Zuschauern stimmten Anti-Berlin-Gesänge an. Als die Berliner auf dem Platz den Schock überwunden hatten und Raffael fünf Minuten vor Schluss den Ausgleich erzielt hatte, animierte die Hertha-Kurve nur wieder zur Böllerei. Ein riesiges Polizeiaufgebot postierte sich vor den Block, während sich die Spieler noch einmal gestenreich für den Schlussspurt aufmunterten. Der eigene Anhang torpedierte dies erneut, warf wieder einen Bengalo. In den sieben Minuten Nachspielzeit warf Hertha alles nach vorne, dann rannten die Düsseldorfer los und auf dem Feld flogen die Fäuste. Das noch einmal angepfiffen wurde, war fast ein Wunder.

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