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Davie Selke jubelt über den Treffer zum 1:0 gegen den VfB Stuttgart.
© Koch/imago images
Update

2:0 gegen den VfB Stuttgart: Hertha BSC verschafft sich Luft im Abstiegskampf

Die Berliner treffen früh durch Selke und spät durch Belfodil. Im Kampf um den Klassenerhalt ist der Abstand auf den Relegationsplatz auf vier Punkte gewachsen.

Freudige Erwartung lag über der Ostkurve. Das Spiel war schon lange beendet, die Stimmung nach dem 2:0 (1:0)-Sieg von Hertha BSC gegen den VfB Stuttgart immer noch euphorisch, und bis hierhin hatte niemand aus der Kurve seinen Platz verlassen. Es fehlte schließlich noch etwas: der Gang der Mannschaft zu den Fans. „Wir woll’n die Mannschaft seh’n“, sangen Herthas Anhänger. Aber die Mannschaft war nicht mehr da. Und sie kam auch nicht mehr wieder.

Die Spieler hatten sich nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen versammelt, einen Kreis gebildet, in dessen Mitte der neue, alte Anführer Kevin-Prince Boateng eine kurze emotionale Rede hielt. Danach verschwand die Mannschaft in geschlossener Formation vom Rasen in den Keller des Olympiastadions: mit der gleichen Entschlossenheit, mit der sie auch in den 90 Minuten zuvor aufgetreten war und sich einen eminent wichtigen Sieg im Abstiegskampf gesichert hatte.

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Durch ein frühes Tor von Davie Selke und ein spätes des eingewechselten Ishak Belfodil gelang dem Berliner Fußball- Bundesligisten der möglicherweise entscheidende Befreiungsschlag im Abstiegskampf – auch wenn Herthas Trainer Felix Magath sich noch zurückhaltend äußerte: „Wir haben unsere Situation verbessert, trotzdem ist sie weiterhin ernst.“ Den Abstand zum VfB auf dem Relegationsplatz vergrößerte Hertha durch den zweiten Sieg binnen acht Tagen auf nun vier Punkte. Auf den Tabellensiebzehnten Arminia Bielefeld, den Gegner am kommenden Samstag, sind es jetzt sogar sechs.

Hertha zeigt sich organisiert, entschlossen und konzentriert

„Das Herz ist erleichtert“, sagte Selke. Angesichts der Ausgangssituation war es eine hochemotionale Begegnung, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Die Unterstützung der fast 55 000 Zuschauer im Olympiastadion war massiv, obwohl die Ultras in einem Flugblatt einen nicht wegzudiskutierenden Bruch mit den Spielern konstatiert hatten. Die Reaktion der Mannschaft folgte nach dem Schlusspfiff. „Ich denke, es ist soweit in Ordnung, dass die Mannschaft sich wehrt“, sagte Magath mit Blick auf die Verwerfungen nach dem Derby, als die Ultras die Spieler aufgefordert hatten, ihre Trikots auszuziehen.

Herthas Trainer hatte gegen den VfB fast die gleiche Elf aufgeboten wie vor einer Woche in Augsburg. Nur der gelbgesperrte Marco Richter wurde durch Vladimir Darida ersetzt. In einer Woche gegen Arminia Bielefeld könnte es dann den Tausch zurück geben, weil Darida gegen den VfB seine fünfte Gelbe Karte sah.

Viel wichtiger als die Aufstellung war ohnehin Herthas Einstellung. Und die glich der aus der Partie gegen den FCA fast bis aufs Haar. Hertha machte genauso engagiert weiter, fand ohne größeren Anlauf ins Spiel und ging schon nach vier Minuten und einer Intervention des Videoassistenten in Führung. Selke hatte eine präzise Hereingabe des starken Marvin Plattenhardt volley mit dem rechten Fuß ins Tor gewuchtet. Anders als es der Linienrichter zunächst angezeigt hatte, stand Herthas Mittelstürmer nicht im Abseits. Der Treffer zählte.

Ishak Belfodil macht den Deckel drauf

Auch in der Folge traten die Hausherren so entschlossen auf, wie Trainer Magath es sehen will und wie es im Abstiegskampf unerlässlich ist. Hertha war gut organisiert, jederzeit umsichtig und konzentriert. Vor allem die Duelle um die zweiten Bälle konnten die Berliner immer wieder für sich entscheiden. Der VfB hatte zwar häufiger den Ball, verfügte aber nicht über die Mittel, Hertha wirklich in Gefahr zu bringen. Zwei Distanzschüsse, die beide in den Armen von Torhüter Lotka landeten: Mehr brachten die Gäste vor der Pause nicht zustande.

Nach der Pause änderte sich das Bild. „Wir waren so unter Druck, dass wir kaum noch nach vorne gekommen sind“, klagte Magath. Der VfB war nun aktiver, um mehr Tempo bemüht und in seiner Spielanlage deutlich vertikaler ausgerichtet. Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte hatte Konstantinos Mavropanos für sein Team die erste gute Chance aus dem Spiel heraus. Der Grieche fing einen riskanten Pass von Marc Kempf ab, lief über das halbe Feld und traf mit einem abgefälschten Schuss die Oberkante der Latte.

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Dass es Kempf war, der nach einem langen Lauf zurück noch entscheidend gestört hatte, erzählte einiges über die Einstellung und das Arbeitsethos von Hertha. Arbeit gab es jetzt genug. Mehr und mehr entglitt Hertha die Kontrolle.

Erst in der dritten Minute der Nachspielzeit endete das große Zittern – als der eingewechselte Belfodil Hiroki Ito und Torhüter Florian Müller austanzte und mit einem präzisen Schuss neben den Pfosten das 2:0 erzielte. Die ganze Mannschaft stürmte dem Tor vor der Ostkurve entgegen, um den Torschützen zu feiern. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass es das letzte Mal an diesem Abend sein würde, dass Herthas Spieler ihren Fans so nahe kommen würden.

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