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Von einem Pokalsieg würde Hertha lange zehren. Aber erst einmal kommt das Halbfinale.
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Vor DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund: Hertha BSC und der Sinn für Romantik

Die Champions League würde Hertha BSC finanziell mehr bringen als ein Pokalsieg. Trotzdem wäre ein Titelgewinn in Berlin für den Klub unbezahlbar. Ein Kommentar.

Eigentlich müsste man Pal Dardai und Michael Preetz wegen vereinsschädigenden Verhaltens vor das Vereinsgericht von Hertha BSC zitieren. Sowohl der Trainer als auch der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten haben immer wieder gesagt, dass ihnen ein Pokalsieg mehr wert wäre als der Einzug in die Champions League.

Für führende Vertreter eines Klubs, der vor nicht allzu langer Zeit noch am Rande des Ruins gewandelt ist, scheint das doch eine recht zweifelhafte Sicht auf die Lage der Dinge zu sein. Nirgends lässt sich mehr Geld verdienen als in der Champions League, und nichts hat Hertha in jüngerer Vergangenheit dringender benötigt als mehr Geld. Außer ein paar sinnstiftenden Momenten.

Die Momente, an die man sich als Hertha-Fan erinnert, waren in den vergangenen Jahren eher traurige. Und genau deshalb wäre ein Pokalsieg für den Verein tatsächlich wichtiger als die lukrative Qualifikation für die Champions League. Preetz und Dardai jedenfalls sind vom Vereinsgericht in allen Anklagepunkten frei zu sprechen. Sie haben vollkommen Recht – weil sie mit ihren Aussagen genau das bedienen, was auch bei Hertha sonst deutlich zu kurz kommt: der Sinn für Romantik.

Bei der Frage, ob man sich wenigstens teilweise an einen Hedgefonds verkaufen solle, war der Klub zum Beispiel leidenschaftslos pragmatisch. Aber es geht im Sport eben nicht immer nur um Kohle und noch mehr Kohle. Es geht in erster Linie um den Wettbewerb und den Wunsch, (etwas) zu gewinnen. Sollte es zumindest.

Doch in Zeiten, in denen die Bayern alle Titel abgreifen, bleibt für den großen Rest eben nur noch die Aussicht auf eine möglichst großzügige finanzielle Entschädigung für ihre Chancenlosigkeit. Platz zwei in der Liga ist längst so etwas wie die Meisterschaft des kleinen Mannes. Platz zwei lässt sich vermutlich auch besser monetarisieren als ein Sieg im DFB-Pokal. Unbezahlbar aber ist nur ein Titelgewinn.

Stefan Hermanns

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