Fußball-Bundesliga: Hertha BSC trotzt Dortmund einen Punkt ab
Nach dem 1:0 für Hertha suchten die Dortmunder entschlossener den Weg nach vorne – und belohnten sich noch mit dem Ausgleich.
Ein Gespür für das richtige Timing war den Ultras von Borussia Dortmund nicht abzusprechen. Die zweite Halbzeit im Spiel ihrer Mannschaft bei Hertha BSC hatte gerade begonnen, da wurde im Westen des Olympiastadions eine stattliche Anzahl von Bengalos gezündet. Dichter Rauch vernebelte den Dortmundern Anhängern die Sicht – und bewahrte sie davor, sich das Elend anschauen zu müssen. Genau vor ihrer Nase und doch für die meisten unsichtbar traf Davie Selke zum 1:0 für die Heimmannschaft. Es war der Auftakt einer aufregenden zweiten Halbzeit nach eher dröger erster Hälfte. Der erste Heimsieg des Jahres 2018 aber blieb den Berlinern trotz Selkes Führungstreffer verwehrt. Am Ende konnte Hertha mit dem 1:1 (0:0)-Unentschieden sogar noch zufrieden sein, weil der BVB in der Schlussphase zu einigen guten Gelegenheiten kam. „Du musst das zweite Tor machen. Wir sind zufrieden mit dem Punkt“, sagte Hertha-Coach Pal Dardai.
In der Mannschaft der Berliner hatte es eine überraschende Änderung gegeben. Torhüter Rune Jarstein musste wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel passen. Für ihn stand – erstmals wieder seit 637 Tagen – Thomas Kraft zwischen den Pfosten. Nicht ganz so überraschend war, dass es auch Ondrej Duda in die Startformation geschafft hatte. Der Slowake hatte sich den Einsatz mit guten Trainingsleistungen verdient. Beim Ernstfall ging es nicht ganz so gut los. Gleich in der ersten Minute stolperte Duda den Ball bei der Annahme ins Toraus; kurz darauf musste er nach einem Zusammenprall mit Dortmunds Innenverteidiger Sokratis behandelt werden. Der leichtfüßige Mittelfeldspieler hatte gute und weniger gute Szenen. Bezeichnend war eine Situation Mitte der ersten Halbzeit, als sich Duda zuerst mit einem Hackentrick aus der Belagerung von gleich zwei Dortmundern befreite, sich den Ball aber anschließend zu weit vorlegte.
Nach 40 Sekunden erzielte Selke mit seinem fünften Saisontor
So ähnlich sah das Spiel vor 65 893 Zuschauer auch sonst oft aus. Die Partie war hart umkämpft, spielte sich aber zu großen Teilen im Mittelfeld ab. Dass es Pierre-Emerick Aubameyang beim BVB erneut nicht in den Kader geschafft hatte, war für Hertha ganz sicher kein Nachteil. Besonders zielstrebig wirkten die Gäste ohne den wechselwilligen Gabuner nicht. „Wenn er der Mannschaft helfen kann, kann er sich wieder anbieten“, sagte Dortmunds Trainer Peter Stöger.
Richtig gefährlich wurde es vor der Pause vor keinem der beiden Tore. Die beste Gelegenheit für den BVB hatte Shinji Kagawa, der nach einer Flanke von Christian Pulisic nicht weit genug vom Boden kam und den Ball über das Berliner Tor setzte. Auf der anderen Seite dauerte es fast 20 Minuten bis zur ersten Annäherung der Berliner an das Tor der Dortmunder. Mitchell Weisers Linksschuss flog jedoch weit und hoch vorbei. Etwas knapper, wenn auch lange noch nicht gefährlich, war es, als Innenverteidiger Niklas Stark einen Kopfball in Anschluss an eine Ecke am Pfosten vorbei setzte.
In der zweiten Hälfte war gleich ein anderer Zug im Spiel. Schon nach 40 Sekunden erzielte Selke mit seinem fünften Saisontor das 1:0 für Hertha. Dem Stürmer war bis dahin nicht besonders viel gelungen, weil sich das Spiel fernab des Dortmunder Strafraums zugetragen hatte. Aber als der Ball nach einem Doppelpass mit Duda von Valentino Lazaro flach und scharf in die Mitte gespielt wurde, löste sich Selke perfekt im Rücken seines Gegenspielers Sokrates und grätschte den Ball über die Linie.
Die Dortmunder, bis dahin mit einem deutlichen Plus an Ballbesitz, suchten nun auch entschlossener den Weg nach vorne; Hertha zog sich, halb gewollt, halb erzwungen, ein bisschen weiter zurück. Thomas Kraft, lange kaum gefordert, durfte sich nun auch mal auszeichnen, zum Beispiel bei einem Schuss von Christian Pulisic. Zumeist aber stand die Berliner Defensive sicher – und nach vorne ging auch noch was. Nach einer guten Stunde bejubelten Herthas Fans bereits das vermeintliche 2:0. Doch Duda hatte beim Zuspiel von Salomon Kalou deutlich im Abseits gestanden.
Es war nicht der letzte enttäuschende Moment für den Slowaken. Kurz darauf spielte er am eigenen Strafraum einen fatalen Fehlpass und leitete damit den Ausgleich des BVB ein. Vor genau solchen Ballverlusten hatte Dardai Duda noch am Tag vor dem Spiel gewarnt. Vergebens. Nach Jadon Sanchos Flanke konnte Kagawa den Ball am zweiten Pfosten unbedrängt ins Tor köpfen. Kurz darauf wurde Duda ausgewechselt. Glücklich sah er nicht aus.