0:1 gegen Leverkusen: Hertha BSC steigert sich - und rutscht trotzdem auf Platz 17
Hertha BSC zeigt gegen Bayer Leverkusen eine Leistungssteigerung, muss sich aber 0:1 geschlagen geben und ein Spiel auf Sebastian Langkamp verzichten.
Die allgemeine Ausgangslage für Berlins führendes Fußballunternehmen wurde am Mittwochabend im Olympiastadion von den Karteninhabern der Hertha-Kurve auch akustisch untermalt. Nachdem die Mannschaftsaufstellung verlesen war und der Stadionsprecher bat, den Namen des Trainers zu komplettieren und er sein „Joooos“ ins Mikrofon gestoßen hatte, folgte – ein Pfeifkonzert. So weit ist es gekommen, dass der eigene Anhang eine zentrale Figur des Ensembles abstraft. Zu tief saß der Ärger über das triste und für die Fans wohl auch vercoachte Match zum Rückrundenauftakt vor wenigen Tagen in Bremen, das Hertha und Trainer Jos Luhukay in eine bedrohliche Situation gebracht hatte. Nach dem gestrigen Bundesligaspiel ist die Stimmung bei Hertha BSC kaum besser und die Lage noch bedrohlicher: Die Berliner verloren 0:1 (0:0) gegen Bayer Leverkusen.
Ob und welche Folgen das Spiel insbesondere auf das Anstellungsverhältnis von Trainer Jos Luhukay haben wird, muss sich zeigen. Kommenden Samstag muss Hertha BSC zum FSV nach Mainz. Die direkt spürbaren Folgen sind der Sturz auf den vorletzten Tabellenplatz. Die elfte Saisonniederlage bei 19 Anläufen besiegelt eine fast schon dramatische Fehlentwicklung der Berliner, die in dieser Spielzeit einen gesicherten Mittelfeldplatz angepeilt hatten.
Fünf Veränderungen in der Startelf von Hertha BSC
Für das erste Heimspiel in diesem Jahr hatte Jos Luhukay seine Ankündigung wahr gemacht. Im Vergleich zur Niederlage in Bremen kam es zu gleich fünf Veränderungen in der Startelf. Für Nico Schulz, John Anthony Brooks, Ronny und Valentin Stocker, die in den Augen des Trainers enttäuscht hatte, sowie für den nicht spielfähigen Peter Niemeyer (Gehirnerschütterung) rückten Johannes von den Bergh, Marcel Ndjeng, Genki Haraguchi, Hajime Hosogai und Roy Beerens in die Startformation. Es musste sich ja etwas ändern nach dem harm- wie hilflosen Auftritt in Bremen. Und tatsächlich, es änderte sich etwas. Zwar war der Champions-League-Anwärter aus Leverkusen im ersten Abschnitt feldüberlegen, aber Hertha war besser organisiert, präsenter und wehrhafter als in den letzten Spielen.
Die Berliner hätten sogar schon sehr früh in Führung gehen können. Nach einer guten Ecke von Ndjeng landete der Ball plötzlich auf dem Kopf von Hosogai, der aber – derart überrascht – aus kurzer Distant nur den Pfosten traf. Diese Szene verlieh den Berlinern aber zusätzlich Mut. Längst gelang nicht alles im Spiel nach vorn, aber es ging immerhin mal wieder in diese Richtung. Insbesondere die Hereinnahme der schnellen Flügelspieler Haraguchi und Beerens sowie Luhukays Entscheidung, mit zwei Achtern statt mit zwei Sechsers zu spielen, nämlich Ndjeng und Jens Hegeler, zahlte sich hierbei aus. Leverkusen kam nicht gut zurecht mit der Aufsässigkeit und Einsatzfreude der Herthaner in der ersten Halbzeit. Die beste Chance bot sich dem Gast, als Hakan Calhanoglu aus der zweiten Reihe abzog, Torwart Thomas Kraft bekam gerade noch rechtzeitig die Arme hoch. Das 0:0 zur Halbzeit hatte sich Hertha redlich verdient.
Nur hatte das Remis nach Wiederbeginn nicht lange Bestand. Dem fleißigen Beerens geriet ein Rückpass zu kurz, der Leverkusener Wendell sprintete dazwischen und flankte in die Mitte. Stefan Kießling stolperte sich selbst und den Ball über Kraft hinweg ins Tor. Kurz darauf hätte Papadopoulos nach einem Freistoß auf 2:0 erhöhen können, doch sein Kopfball strich über die Latte.
Hertha brauchte Zeit, um sich zu stabilisieren. Nach einem schönen Pass von Hegeler auf Julian Schieber kam der Stürmer leider ins Trudeln und so Hertha um eine aussichtsreiche Torchance. Das Spiel war insgesamt offener geworden, die Berliner mussten etwas mehr riskieren und so boten sich den Gästen immer wieder Räume. Zwanzig Minuten vor Schluss tauschte Luhukay Nico Schulz für Beerens ein, kurz darauf kam Ronny für Peter Pekarik.
Besser wurde es in der Schlussphase für die Berliner aber nicht mehr: Ronny drosch einen viel versprechenden Freistoß unplatziert in die Mauer, Langkamp sah in der 90. Minute Gelb-Rot. Und nach dem Schlusspfiff gab es das gleiche Pfeifkonzert wie vor Spielbeginn – dieses Mal sogar noch etwas lauter.