1:3 in Leverkusen: Hertha BSC startet mit Niederlage ins neue Jahr
Das Tor von Valentin Stocker reicht nicht aus. Hertha verliert in Leverkusen 1:3 und beendet die Hinrunde nur noch als Fünfter. Den Start ins neue Jahr hatten sie sich definitiv anders vorgestellt.
So leichtes Spiel haben die Berliner in Leverkusen lange nicht gehabt. Bayer 04 ist so etwas wie der diplomierte Angstgegner von Hertha BSC, der letzte Sieg in Leverkusen liegt achteinhalb Jahre zurück, am Sonntag aber dominierten die Berliner in der Bayarena von der ersten bis zur letzten Sekunde – auf den Rängen. Weil die Leverkusener Ultras aus Protest gegen Geschäftsführer Michael Schade beharrlich schwiegen, waren nur Herthas Anhänger zu hören. Auf dem Spielfeld gestalteten sich die Machtverhältnisse ein bisschen ausgeklügelter. Die Berliner sahen gegen einen keineswegs übermächtigen Gegner früh wie der sichere Verlierer aus, kämpften sich wieder heran, verloren am Ende 1:3 (1:2) und beendeten die Hinrunde damit als Tabellenfünfter. „Wir haben sicher nicht perfekt gespielt“, sagte Leverkusens Trainer Roger Schmidt: „Aber gut genug, um das Spiel zu gewinnen“
Hertha hingegen hatte sich den Start ins neue Jahr anders vorgestellt. So musste Herthas Trainer Pal Dardai gleich wieder gegen die Geister der Vergangenheit ankämpfen. Als er nach dem Spiel auf den Absturz in der vergangenen Rückrunde angesprochen wurde, tat er das mit echter Empörung als „komische Quatschfrage“ ab. Sei seine Mannschaft etwa nach dem 0:2 zusammengebrochen? Habe sie schlecht gespielt? „Wenn die Jungs so weiterspielen, mache ich mir keine Sorgen“, sagte der Ungar. Denn trotz der Niederlage sei er nicht unzufrieden. „Jetzt weiß ich, wo meine Mannschaft steht und in welche Richtung ich nächste Woche arbeiten muss.“
Das Grundsätzliche stimmte. Hertha war den Leverkusenern der gewohnt unangenehme Gegner. Bayer tat sich schwer. „In der ersten Halbzeit hatten wir alles unter Kontrolle“, fand Dardai. Die Heimmannschaft fand nicht in den Fluss, obwohl Nationalspieler Karim Bellarabi nach mehr als vier Monaten Verletzungspause wieder auf dem Platz stand. So resultierte die erste gefährliche Situation des Spiels fast zwangsläufig aus einem Freistoß. Die Situation schien schon bereinigt, doch der Befreiungsschlag von Valentin Stocker endete am Oberkörper seines Kollegen Marvin Plattenhardt, Bayers Innenverteidiger Ömer Toprak stocherte den Ball zum 1:0 ins Tor.
Ibisevic vergibt die große Chance
Mit der überraschenden Führung wurden die Gastgeber etwas sicherer in ihren Offensivaktionen. Toprak verpasste mit einem Kopfball, diesmal nach einer Ecke, knapp das Tor, Hakan Calhanoglu setze den Ball aus spitzem Winkel am Pfosten vorbei. Hertha hatte kurz nach dem 0:1 eine gute Gelegenheit, als Vedad Ibisevic am Strafraum frei zum Schuss kam, weil gleich zwei Leverkusener ausgerutscht waren. Der Kapitän der Berliner setzte den Ball über das Tor.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde schien sich der Nachmittag für die Gäste endgültig in die falsche Richtung zu entwickeln. Von der eigenen Eckfahne starteten die Leverkusener einen Konter, den die Berliner nicht unterbinden konnten. Im Strafraum prallte Plattenhardt der Ball vom Oberschenkel an die Hand – Schiedsrichter Tobias Stieler entschied auf Elfmeter. „Ich kann meine Hände ja nicht in Luft auflösen“, sagte der vermeintliche Übeltäter und berichtete, dass selbst die Leverkusener gesagt hätten: „Den kann man eigentlich nicht pfeifen.“ Vielleicht ahnten Bayers Spieler auch nur Schlimmes. Wettbewerbsübergreifend hatten sie in dieser Saison fünf Strafstöße verschossen. Im sechsten Versuch aber traf Calhanoglu zum 2:0. „Hoffentlich ist die Geschichte damit jetzt beendet“, sagte Trainer Schmidt.
Unmittelbar vor der Pause fand Hertha den Weg zurück ins Spiel. Nach einer kurz ausgeführten Ecke, von der die Leverkusener vollkommen überrascht wurden, scheiterte Brooks per Kopf an Torhüter Bernd Leno, Valentin Stocker, der auf der linken Seite ein ordentliches Spiel machte, reagierte am schnellsten und drückte den Ball zum Anschlusstreffer über die Linie. Doch die Leverkusener zeigten sich unbeeindruckt. Gleich in der ersten Minute nach der Pause erspielten sie sich zwei gute Gelegenheiten; überhaupt zogen sie sich nicht zurück, sondern spielten mutig nach vorne. So hatten die Gäste Glück, dass Plattenhardt einen Kopfball von Javier Hernandez auf der Linie stoppen konnte.
Erst in den letzten 25 Minuten bespielte Hertha die Räume etwas besser und hatte durch Ibisevic die Riesenchance zum Ausgleich. Nach einer Hereingabe des eingewechselten Genki Haraguchi scheiterte er freistehend aus vier Metern an Leno. Zum Ausgleich langte es nicht mehr. Stattdessen traf Calhanoglu zwei Minuten vor dem Ende zum 3:1. Bei seinem Schuss rutschte der Türke mit dem Standbein weg, sein ungewollter Aufsetzer landete genau im Winkel. Die unglücklichere Mannschaft war Leverkusen an diesem Nachmittag ganz sicher nicht gewesen.
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