zum Hauptinhalt
Stürmische Verbindung. Vedad Ibisevic (li.) und Salomon Kalou haben sich als Sturmduo gefunden.
© imago

Nach dem Sieg gegen Hamburg: Hertha BSC: Spitzen gegen den Zufall

Mit Vedad Ibisevic und Salomon Kalou verfügt Hertha BSC wieder über einen Sturm, der diesen Namen auch verdient. Trainer Pal Dardai fühlt sich in seiner Erwartung bestätigt.

Für gewöhnlich mögen es Fußballer überhaupt nicht, wenn es ohne Spielgerät auf den Übungsplatz geht. Und doch hielt sich der Unmut gestern bei den Profis von Hertha BSC in Grenzen. Seriöses Auslaufen war angesagt auf dem Trainingsgelände im Hinterland des Olympiastadions, selbst Trainer Pal Dardai hatte mit seinen drei Assistenten eine kleine Laufgruppe gebildet, die den Runden drehenden Spielern entgegenlief. „Wir können es uns nicht leisten, nachzulassen. Wir sind nicht so eine Mannschaft, wir müssen weiterarbeiten“, sagte Dardai leicht angeschwitzt. „Die Jungs sollen den Moment genießen, aber dann geht es weiter.“

So etwas Ähnliches wird er auch seiner Mannschaft erzählt haben, als sie am Tag nach dem 3:0-Sieg über den Hamburger SV zusammengekommen war. Es war der dritte Heimsieg in Folge für die Berliner, die sich mit 14 Punkten aus acht Spielen in der besseren Gesellschaft der Liga eingerichtet haben. Und dort werden sie für die Zeit der anstehenden Länderspielpause auch verweilen, ehe es mit zwei Auswärtsspielen in Gelsenkirchen (17. Oktober) und Ingolstadt (24. Oktober) weitergeht. Während die blau- weiße Fangemeinde am Samstag im Stadion bereits die Europagesänge angestimmt hatte, mochte Dardai die berühmte Kirche im noch berühmteren Dorf lassen. „Ich will die Tabelle nicht bewerten. Wir schauen Weihnachten, wo wir stehen.“

Ibisevic erlebt seinen zweiten oder dritten Frühling

Der Anhang der Berliner mag ins Träumen geraten, weil es ja tatsächlich nach Fußball ausschaut, was die Mannschaft anbietet, die Spieler selbst sind sehr viel realitätsbezogener. Als eine junge Reporterin Vedad Ibisevic fragte, ob er denn auch schon träume vom Europapokal und so, blickte der Bosnier leicht ungläubig: „Ob ich träume? Nein!“ Er sei lange genug im Fußball unterwegs, er wisse, wie schnell es auch in die andere Richtung gehen könne. „Aber ja, ich freue mich, dass es bei uns derzeit so gut läuft.“

Der 31-Jährige, der sich erst vor wenigen Wochen den Berlinern angeschlossen hat, erlebt gerade seinen zweiten oder dritten fußballerischen Frühling als Torjäger. Eineinhalb Jahre lang hatte er das Tor nicht mehr getroffen, gegen den HSV erzielte er seinen zweiten Doppelpack für Hertha. In fünf Einsätzen hat er viermal getroffen. Und so hilft Ibisevic mit seiner Abschlussqualität einer Mannschaft, der es Jahre lang genau daran mangelte. Hertha hat wieder einen Sturm, der diesem Namen auch gerecht wird. Denn auch Salomon Kalou hat gegen den HSV getroffen. Es war das dritte Tor für den Ivorer in dieser Spielzeit. „Salomon ist ja nicht der Typ Stoßstürmer, sondern er kommt mehr von außen. Vedad kommt ihm da zugute, und das kommt uns so als Mannschaft zugute“, sagte Fabian Lustenberger. Und auch Pal Dardai durfte sich bestätigt fühlen. „Ich habe schon vor Wochen gesagt, wenn Vedad zu uns kommt, wird Salomon davon profitieren“, sagte Dardai. Sieben der elf Saisontore hat das Sturmduo erzielt, das ist eine anständige Quote. „Ich freue mich darüber“, sagte Dardai, „denn es sind ja keine Zufallstore. Wir denken uns was dabei, wenn wir einen Spielplan entwickeln.“ Vor einem Jahr hätte in Herthas Angriff der Zufall regiert und der liebe Gott helfen müssen, wie es Dardai sagte.

Länderspielpause zur Unzeit

Die Vorzüge eines Zwei-Stürmer-Systems liegen auf der Hand. „Du musst nicht gegen zwei Innenverteidiger spielen, sondern eins gegen eins. Dadurch ist es einfacher“, sagte Ibisevic. Als beispielhaft darf das 1:0 von Kalou gelten, der vom geschickten Laufweg Ibisevic’ profitierte, der damit einen Verteidiger aus dem Zentrum abzog. „So ein Tor erzielst du nur, wenn du zwei Stürmer auf dem Platz hast, es lohnt sich also“, sagte Dardai. Dass Ibisevic seine beiden Tore erzielte, als Kalou schon nicht mehr auf dem Platz stand, widerspricht dem Grundsatz nicht. Allerdings ist eine Doppelspitze erst dann wirkungsvoll, wenn die gegnerischen Innenverteidiger wie im Fall der Hamburger Spahic und Djourou nicht zu den schnellsten gehören.

„Die Leute, die ins Stadion kommen, schauen uns gerade ganz gerne zu“, sagte Lustenberger, „aber nicht, weil sie Fans sind, sondern weil es ganz gut aussieht.“ Und so kommt die Länderspielpause für Hertha ein bisschen zur Unzeit.

Zur Startseite