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Gut gemacht. Die Herthaner bejubeln das erste Tor durch Lazaro.
© REUTERS/Fabian Bimmer
Update

2:1-Sieg in Hamburg: Hertha BSC schießt den HSV Richtung Zweite Liga

Der Hamburger SV führt gegen Hertha BSC, doch am Ende reicht es nicht. Die Berliner gewinnen das Spiel durch Tore von Valentino Lazaro und Salomon Kalou 2:1.

Mitgefühl ist eine Tugend, die für gewöhnlich selten zu finden ist im Profisport. Salomon Kalou machte da am Samstagabend eine angenehme Ausnahme. „Die Hamburger tun mir heute wirklich leid“, sprach der Offensivspieler von Hertha BSC, „wir hatten großes Glück, weil sie in der ersten Halbzeit klar besser waren.“ Dass es am Ende trotz einer verdienten 1:0-Pausenführung wieder einmal nicht reichte für den seit nunmehr 14 Bundesliga-Spielen sieglosen HSV, hing ironischerweise vor allem mit dem Mann zusammen, der sich so außerordentlich empathisch zeigte: mit Salomon Kalou.

Dem Ivorer genügte nach seiner Einwechslung exakt ein Ballkontakt, um Hertha in Führung zu bringen und den Grundstein für den vierten Auswärtssieg der Saison zu legen. Dank des 2:1 (0:1)-Erfolgs beim HSV entledigten sich die Berliner aller theoretischen Abstiegssorgen; ihr Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt neuerdings zehn Punkte. Sieben Spieltage vor Schluss müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn Hertha noch einmal unten reinrutscht. „Das war ein extrem wichtiger Sieg für uns, ein Big Point“, befand Trainer Pal Dardai. „Wenn wir heute verloren hätten, wäre es noch einmal eng geworden“, ergänzte Innenverteidiger Niklas Stark. Der HSV dagegen verspielte auch die nächste letzte Chance auf den Bundesliga-Verbleib. Langsam, aber umso sicherer, können, ja, müssen sie sich in der Hansestadt darauf einstellen, ihre geliebte Stadionuhr in absehbarer Zeit abzuschalten. Die Stunde Null rückt immer näher.

Zwei Tage nach seinem 42. Geburtstag modifizierte Dardai Herthas Startelf auf zwei Positionen: Für Peter Pekarik und Salomon Kalou rückten Maximilian Mittelstädt und Vladimir Darida in die Anfangsformation. Dardais Pendant Christian Titz, der frisch installierte ehemalige U-21-Coach des HSV, nahm nach einer Woche mit sechs Trainingseinheiten und jeweils 33 potenziellen Kandidaten fünf Wechsel in der Startelf vor. Im Vorfeld hatte Titz mutig Ballbesitzfußball als zielführendes Mittel im Abstiegskampf angekündigt. Allerdings zeigte sich schnell, dass diese Idee einer Mannschaft nicht innerhalb kürzester Zeit zu implantieren ist. Die Hamburger bemühten sich zwar sichtlich, sie waren fleißig, laufstark, engagiert – und zunächst doch furchtbar planlos.

Kalou trifft mit seinem ersten Ballkontakt

Hertha besaß nach einer guten Viertelstunde die erste echte Chance an diesem Samstagnachmittag; Vladimir Darida scheiterte an Hamburgs Keeper Julian Pollersbeck, der seine Farben mit einer großartigen Parade vor einem frühen Rückstand bewahrte. Für die Hamburger war die Szene eine Art finaler Wachmacher; in der Folge übernahmen sie die Initiative und erarbeiteten sich eine Reihe guter Gelegenheiten. Die erste hundertprozentige nutzte Douglas Santos: Nachdem er von Filip Kostic in Szene gesetzt worden war, tunnelte der Brasilianer Rune Jarstein im Berliner Tor und traf zum 1:0. „Nach dem Gegentor ist meine Mannschaft sehr unsicher aufgetreten, der HSV war sogar besser“, sagte Dardai. Es folgte die beste Phase der Gastgeber: Kostic hätte nach 40 Minuten auf 2:0 erhöhen müssen, scheiterte aber an seiner eigenen Motorik – ein Fehler, der sich rächen sollte.

„In der Pause haben wir einiges korrigiert, weil die erste Halbzeit gar nicht funktioniert hat“, analysierte Dardai. Fortan verlagerte seine Elf das Spielgeschehen zusehends in die gegnerische Hälfte. Faktisch reichten den Gästen sieben Minuten, um das Spiel gegen den Tabellenvorletzten zu drehen: Zunächst flankte Marvin Plattenhardt auf Valentino Lazaro, der den Bann von vormals 450 Minuten ohne Berliner Treffer brach und aus Nahdistanz zum 1:1 traf.

„Jeder kannte die Geschichte, wie lange wir nicht getroffen hatten“, sagte Dardai, „das Tor hat neue Kräfte bei uns freigesetzt.“ Auch das glückliche Händchen des Trainers half, ebenso wie der Umstand, dass der Ausgleich die Hamburger extrem verunsicherte. Sieben Minuten nach dem Führungstor bediente Arne Maier den eingewechselten Salomon Kalou, der den Ball mit all seiner Klasse ins Hamburger Tor jagte und für mächtige Eruptionen im Block der mitgereisten Berliner Fans sorgte. „Zweite Liga – Hamburg ist dabei“, sang der blau-weiße Chor im Oberrang der Hamburger Arena. Naturgemäß löste das ein wütendes Pfeifkonzert bei den Heimfans aus, allerdings fällt es inzwischen außerordentlich schwer, hier inhaltlich zu widersprechen.

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