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Maik Franz, 34, bestritt 50 Spiele für Eintracht Frankfurt und wechselte anschließend zu Hertha BSC (16 Spiele). Heute treffen die beiden Klubs aufeinander.
© Imago

Maik Franz über das Duell seiner Ex-Klubs: "Hertha BSC schafft es in den Europapokal"

Maik Franz hat für Eintracht Frankfurt und Hertha BSC in der Bundesliga gespielt. Vor dem heutigen Duell verrät er, warum die Saisons seiner beiden Ex-Klubs so unterschiedlich verlaufen.

Maik Franz, wenn Ihnen vor der Saison jemand gesagt hätte, dass Ihr Ex-Verein Hertha Mitte der Rückrunde auf dem dritten Platz steht, und der andere, Eintracht Frankfurt, in schwerer Abstiegsnot ist. Was hätten Sie entgegnet?

In Sachen Hertha hätte ich meinen Gegenüber für einen ziemlichen Optimisten gehalten. Und in Sachen Frankfurt hätte ich nicht zugestimmt. Wie die Saison für beide Teams verläuft, war nicht unbedingt zu erwarten.

Haben Sie das Hinspiel gesehen? Da wirkte es, als träfen zwei Mannschaften auf Augenhöhe aufeinander.

Das ist insgesamt ein Phänomen in der Liga: Zwei Drittel der Mannschaften befinden sich auf Augenhöhe. Bremen, Köln, Hamburg, Augsburg, Mainz, Frankfurt, Hertha, Stuttgart, Hoffenheim – das sind alles Teams, die ich ähnlich stark einschätze. Der Unterschied ist eben, dass sich das eine Team in einen Lauf spielt und das andere nicht. Letztes Jahr war es andersherum, da wäre die Hertha fast abgestiegen.

Was muss denn die Eintracht machen, um den Abstieg zu verhindern?

Die aktuelle Situation zu beurteilen, steht mir nicht zu. Aber aus Spielersicht kann ich sagen: Es geht in einer solchen Situation nicht mehr darum, schönzuspielen und die anderen mit 3:0 aus dem Stadion zu fiedeln, sondern man muss versuchen, einfach zu spielen und sich auf die Grundtugenden wie Kampf und Einsatz zu besinnen. Aber das weiß man in Frankfurt auch. Vor allem das Umfeld bei der Eintracht um Heribert Bruchhagen weiß ganz genau, was zu tun ist. Ich glaube übrigens, dass es für die Hertha gar nicht so einfach wird.

Nein?
Nein. Hertha hat einen Lauf, in der Stadt ist eine große Euphorie, heute kommt eine Mannschaft in der Krise. Da denkt doch jeder im Stadion, dass die Hertha die Eintracht aus dem Stadion schießen wird. So einfach ist das aber nicht. Denn viel schlechter als die Hertha ist die Eintracht nicht. Der Kader hat Qualität, nur die Tabellensituation stimmt nicht. An einem guten Tag kann die Eintracht auch gewinnen.

Sie waren 2011 mit der Eintracht in einer ähnlichen Situation, am Ende stand der Abstieg. Sehen Sie Parallelen?

Nein. Wir hatten damals mit 26 Punkten die beste Hinrunde seit Jahren gespielt. Das hat dafür gesorgt, dass wir in der Rückrunde dachten: Wir haben ja noch genug Spiele und schon genug Punkte. Aber die Spiele wurden immer weniger, und wir haben geredet und geredet, aber wenig davon umgesetzt. Und dann haben wir die Quittung dafür bekommen. Das war schade, denn wir hatten mit Christoph Daum gerade einen Trainer bekommen, der für ordentlich frischen Wind gesorgt hat. Aber wir sind einfach zu spät aufgewacht. Und als wir endlich aufgewacht waren, kam auch noch unglaubliches Pech hinzu. Es gab ein Spiel gegen die Bayern...

Das 1:1 drei Spieltage vor Schluss.

Genau. Es stand 1:0, Theofanis Gekas trat auf der Linie über den Ball, im Gegenzug bekamen wir den Ausgleich. Beim Spiel in Bremen hatten wir ein Chancenverhältnis von 7:2 und spielten auch nur 1:1. Hoffenheim haben wir an die Wand gespielt und 0:1 verloren. Auch in Wolfsburg waren wir nah an einem Dreier, spielten aber nur Remis. Wir haben zu viele Punkte blöd liegengelassen. Für den Verein war das eine Katastrophe. Du musst ein immenses finanzielles Risiko eingehen, um direkt wieder aufzusteigen. Und es gibt ja genug Beispiele, bei denen das nicht geklappt hat.

Es hieß damals auch, im Team stimme es nicht und im Training sei zu viel Larifari. Stimmt das?

Ein wenig mehr Aggressivität im Training hätte uns sicherlich gut getan. Und wenn du ein Spiel nach dem anderen verlierst und acht Spiele am Stück kein Tor schießt, wird die Stimmung im Team natürlich auch nicht besser. Hinzu kam die Anspannung in der Stadt. Frankfurt ist eine Fußballstadt, die Eintracht hat mit das leidenschaftlichste Publikum Deutschlands. Ich bin während unserer Krise damals oft auf unsere Leistung angesprochen worden. Auf der Straße, in Restaurants oder Bars. Die Eintracht ist permanent Thema. Das ist als Spieler nicht immer einfach.

Fehlt der Eintracht zur Zeit ein Maik Franz?

Ach Quatsch, sie haben doch Carlos Zambrano (Lacht.) Der Kader ist gut, die Eintracht braucht einfach nur ein Erfolgserlebnis.

Nach dem Abstieg mit Frankfurt gingen Sie zur Hertha. Das Kapitel endete nach zwei Jahren vor Gericht. Können Sie denn überhaupt mit der Hertha mitfiebern?

Na klar, das ist alles längst ausgeräumt, sowohl mit Michael Preetz als auch mit Präsident Werner Gegenbauer. Ich lebe auch noch in Berlin und habe sogar schon für die Traditionself der Hertha gespielt.

"Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust, doch die Eintracht braucht die Punkte dringender"

Woran liegt es denn, dass die Hertha so gut dasteht?

Pal Dardai macht einen guten Job, man sieht seine Handschrift. Und vor allem ist das Team konstant. Wenn man zu diesem Zeitpunkt der Saison so weit oben steht, hat man sich das verdient. Vor dieser Leistung ziehe ich meinen Hut.

Sie kennen Dardai noch aus Ihrer Zeit bei der Hertha. War es zu ahnen, dass er ein so guter Trainer wird?

Als ich noch aktiv war, war Pal Jugendtrainer. Er ist sehr authentisch. Einer, der immer seine Meinung sagt und einen klaren Plan hat. Den hat er jetzt mit den Profis umgesetzt. Gelingt ihm das bis zum Ende der Saison, wird das die perfekte Spielzeit für Hertha.

Und gelingt ihm das?

Ob es am Ende für die Champions-League-Plätze reicht, weiß ich nicht. Dafür ist die Konkurrenz verdammt groß. Aber ich bin mir sicher, dass Hertha nächste Saison international spielen wird. Die Mannschaft hat einen Lauf, man merkt richtig, wie sehr sie Bock auf die Spiele hat. Hinzu kommt das Pokal-Halbfinale zuhause, das nochmal zusätzlich für Euphorie sorgen wird. Jetzt kann es einem als Hertha-Spieler ja nur Spaß machen.

Wem drücken Sie heute die Daumen?

Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust, doch die Eintracht braucht die Punkte dringender. Außerdem glaube ich, dass es die Hertha auch ohne die Punkte gegen Frankfurt in den Europacup schafft.

Das Interview erscheint mit freundlicher Genehmigung von 11FREUNDE.de.

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Stephan Reich

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