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Am Boden? Von wegen! Herthas Stürmer Salomon Kalou.
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Update

Drittes Unentschieden in Folge: Hertha BSC: Mehr Erfolg als Misserfolg gegen den BVB

Hertha wartet nach drei Unentschieden in der Rückrunde weiter auf einen Sieg. Durch das torlose Remis gegen Dortmund haben die Berliner nun aber bereits so viele Punkte wie vergangene Spielzeit.

In der Ostkurve feierten sie wie wild, aber das ist ja ohnehin ein Art Zugangsberechtigung für besagten Stadionbereich. Auf den anderen Plätzen im Olympiastadion deckte sich die Wahrnehmung dann ausnahmsweise auch mit der des harten Kerns, obwohl es am Samstagabend keine Tore zu sehen gegeben hatte. Oder besser gesagt: weil keine Treffer fielen. Im Bundesliga-Spitzenspiel hat sich Hertha BSC am 20. Spieltag ein 0:0 gegen Borussia Dortmund erkämpft. Am Ende einer nicht gerade mitreißenden und von Taktik geprägten Begegnung stand zwar auch die Erkenntnis, dass Berlins führendes Fußball-Unternehmen nach den Unentschieden gegen Augsburg und in Bremen zwar weiterhin auf den ersten Sieg in der Rückrunde wartet. Andererseits verdeutlichte eine Statistik sehr anschaulich, welche Fortschritte die Berliner in einem Jahr unter Trainer Pal Dardai gemacht haben: Sie haben jetzt nämlich schon so viele Punkte gesammelt wie am Ende der Saison 2014/15, die so viele Nerven gekostet hatte. 35 an der Zahl.

„In der ersten Halbzeit waren wir einen Tick besser. Insgesamt können beide Mannschaften mit dem Ergebnis leben“, sagte Hertha-Trainer Pal Dardai. „Wir haben 45 Minuten gebraucht, bis wir uns den Gegebenheiten angepasst hatten. Ab dann war es okay“, befand Thomas Tuchel. Dortmunds Trainer verlor dann noch ein paar Worte zum Zustand des Platzes, „das war nicht ideal und hat keinen Spaß gemacht, aber es soll jetzt nicht nach Ausreden klingen.“ Wirklich zufrieden war Tuchel mit dem Resultat aber nicht, das war ihm deutlich anzumerken.

Im Vergleich zu den letzten vier Begegnungen, in denen Hertha stets mit der identischen Startformation begonnen hatte, nahm Dardai diesmal zwangsläufig eine Veränderung vor. Nach der Sperre gegen Per Skjelbred, der in Bremen die fünfte Gelbe Karte gesehen hatte, durfte überraschenderweise Jens Hegeler im defensiven zentralen Mittelfeld mitwirken und nicht wie erwartet Tolga Cigerci, Alexander Baumjohann oder Niklas Stark.

Die Dortmunder kamen mit reichlich Verspätung zurück aufs Feld

Nach einem stimmgewaltigen Empfang der Zuschauer, unter ihnen geschätzt 15 000 in schwarz-gelber Montur, begannen die Berliner so, wie es ihr Trainer angekündigt hatte: mutig und durchaus offensiv, nichts mit Fünferkette wie noch im Hinspiel im August (1:3). Die erste gute Gelegenheit besaß Vladimir Darida. Den Schuss des Tschechen von der Strafraumgrenze konnte Roman Bürki im BVB-Tor aber parieren. Eine Viertelstunde später hatte Bürki Glück, dass John Anthony Brooks den Ball nach einer Ecke aus Nahdistanz über das Tor köpfte. Der aufgerückte Innenverteidiger ärgerte sich auf dem ganzen Weg zurück in die eigene Hälfte über die vergebene Großchance.

Der portugiesische Star-Trainer José Mourinho (M) verfolgt neben BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (r) das Spiel.
Der portugiesische Star-Trainer José Mourinho (M) verfolgt neben BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (r) das Spiel.
© dpa

Auf der anderen Seite ließ Hertha lange Zeit nicht viel zu gegen die mit 52 Treffern beste Offensive der Bundesliga. Erst nach einer halben Stunde zeigten die Dortmunder Ansätze des Kombinationswirbels, mit dem sie im Saisonverlauf auf Tabellenplatz zwei gestürmt waren. Abgesehen von einigen gefährlichen Vorstößen über die Flügel brannte es aber nie so richtig im Hertha-Strafrau, irgendein Berliner Bein war immer dazwischen. Oder auch eine Berliner Hand, nach einer guten halben Stunde und einer Parade des fehlerfreien Rune Jarstein etwa, der Mats Hummels' Kopfball um den Pfosten lenkte und damit die größte Dortmunder Gelegenheit vereitelte.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Dortmunder – angesichts ihrer Ideenlosigkeit – in der Halbzeit ein paar gehörige Takte von ihrem Trainer anhören mussten. Die Gäste kamen jedenfalls mit reichlich Verspätung zurück aufs Feld, was der Berliner Anhang wiederum mit einem Pfeifkonzert quittierte. In der Folge legten sie ihre Zurückhaltung dann aber zusehends ab, verteidigten wesentlich höher und verlagerten das Geschehen weitestgehend in die Berliner Hälfte. Richtig gefährlich wurde es trotzdem ganz selten, weil Hertha sehr stabil und konzentriert verteidigte. 20 Minuten vor dem Ende hatte Vedad Ibisevic bei einem Konter die Chance, seine Farben in Führung zu bringen, allerdings verstolperte der Angreifer nach einem leichten – und nicht elfmeterwürdigen – Rempler von Lukasz Picsczek den Ball.

Wenig später nahm Dardai Ibisevic vom Feld, für ihn kam Johannes van den Bergh. Der Wechsel war auch als Zeichen zu verstehen: kein unnötiges Risiko, lieber alles zustellen und das Ergebnis verwalten. Der Anhang hatte ganz offensichtlich kein Problem damit, er besang schonmal das „Halbfinale, Halbfinale....“. Am Mittwoch tritt Hertha im Pokal-Viertelfinale in Heidenheim an.

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