Erstes Training für den Neuzugang: Hertha BSC: Hier kommt Sinan
Neuzugang Sinan Kurt trainiert erstmals bei Hertha BSC. Der 19-Jährige soll perspektivisch ans Team herangeführt werden.
Wenn man es positiv sehen will, hat Sinan Kurt nach seinem ersten Training bei Hertha BSC noch viel Luft nach oben. Der Neue aus München steht am Donnerstag zum ersten Mal mit seinen neuen Kollegen auf dem Platz, und es hätte ihn definitiv schlimmer treffen können. Trainer Pal Dardai hat ein Kleinfeldturnier angesetzt, drei gegen drei auf kleine Tore, pro Spiel drei Minuten. Der Gewinner rückt einen Platz vor, der Verlierer steigt ab, und als das letzte von sieben Spielen angepfiffen wird, ist Kurt mit seinen Teamkollegen Salomon Kalou und Ronny am unteren Ende angelangt. Fünf Niederlagen und ein Treffer stehen am Ende für den 19-Jährigen zu Buche.
Bei Hertha wissen sie, dass sie ein großes Talent mit gutem Namen verpflichtet haben; aber sie wissen auch, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis der Berliner Fußball-Bundesligist tatsächlich von Kurts Qualität profitiert. „Er hat hier null Komma null Druck“, sagt Dardai. „Er soll seine Sicherheit wiederfinden, strahlen und ein glücklicher Fußballer sein.“ Kurts Verpflichtung ist nicht nur ein Transfer mit Perspektive, es ist auch einer, in dem eine Menge Fantasie steckt. „Als ich noch in der Akademie gearbeitet habe, hast du seinen Namen immer gehört“, sagt Dardai. „Und wenn jemand in Deutschland in seinem Jahrgang zu den Top Ten gehört, ist das ein guter Spieler.“
Auf der Schwelle zum Männerfußball hat Kurt wichtige Jahre verloren
Aber Kurt hat an der Schwelle vom Jugend- zum Männerfußball eben auch anderthalb wichtige Jahre verloren, in denen er auf gerade einen Teileinsatz in der Bundesliga gekommen ist. „Die Zeit bei Bayern bereue ich keinesfalls“, sagt Kurt. „Sie hat mir viel gegeben.“ Obwohl er in dieser Saison nicht mal mehr mit den Profis trainieren durfte und selbst in der U 23 nicht regelmäßig zum Zug kam. „Die letzten paar Wochen hat er nicht viel gemacht“, sagt Dardai. „Aber man sieht, dass er technisch exzellent ist und eine sehr gute Handlungsschnelligkeit besitzt.“ Mitchell Weiser, der bis zum Sommer noch mit Kurt bei den Bayern zusammengespielt hat, bescheinigt seinem alten und neuen Kollegen einen „sehr guten linken Fuß“. Körperlich müsse er natürlich noch zulegen. „Aber das kommt alles.“
Hertha plant mit Kurt eher mittel- als kurzfristig. Sein Vertrag läuft bis Mitte 2019. Die Bayern, die vor anderthalb Jahren 1,5 Millionen Euro für ihn an Borussia Mönchengladbach zahlen mussten, bekommen jetzt ungefähr ein Drittel dieser Summe von den Berlinern. Dafür besitzen sie ein Rückkaufsrecht.
Der erste Eindruck im Training: Ein Lautsprecher ist Kurt nicht. Zu hören ist von ihm wenig bis nichts, und als er vom Platz kommt, senkt er den Blick wie ein verlegener Teenager. Kurt will erst einmal Leistung zeigen, bevor er redet. Der Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter kommuniziert sowieso am liebsten über seine Füße, und bei Hertha hoffen sie, dass er sich auf diese Weise bald nachdrücklich zu Wort melden wird. „Wenn du so einen Spieler aufbauen kannst und es klappt, ihn in die Bundesliga zu bringen, macht das auch als Trainer Spaß“, sagt Pal Dardai. „Aber das liegt an ihm. Wenn er mitmacht, kann es funktionieren.“