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Abstimmungshoch. Herthas Finanzchef Ingo Schiller (l.) präsentierte bei der Mitgliederversammlung am Montag positive Zahlen, die auch Manager Preetz gefielen.
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Update

Finanzinvestor KKR wurde bereits ausgezahlt: Hertha BSC gehört sich wieder selbst

Hertha BSC vermeldet bei der Mitgliederversammlung einen Rekordumsatz von 153 Millionen Euro und macht erstmals seit 2014 wieder Gewinn.

Ingo Schiller trug ein Lächeln auf dem Gesicht, als er am Abend um kurz vor sieben seinen Platz in der ersten Reihe auf dem Podium einnahm. Der Finanzgeschäftsführer von Hertha BSC hatte erkennbar gute Laune. Das ist in der Vergangenheit nicht immer so gewesen, wenn der Berliner Fußball-Bundesligist seine Mitgliederversammlungen abgehalten hat. Viele Jahre war Schiller bei Hertha der Herr der roten Zahlen. Bei der Mitgliederversammlung am Montagabend aber konnte der 53-Jährige den rund 1200 anwesenden der inzwischen 36 000 Vereinsmitglieder Erfreuliches berichten.

„Ich habe sehr gute Zahlen“, sagte Schiller, als er in der Messehalle 18 die Bilanz des Geschäftsjahres 2017/18 präsentierte. Hertha hat nicht nur einen Rekordumsatz erzielt, sondern auch einen Gewinn nach Steuern von 4,1 Millionen Euro – zum ersten Mal seit 2014. Darüber hinaus machte Schiller zu später Stunde öffentlich, dass der eingetragene Verein Hertha BSC den Finanzinvestor KKR ausbezahlt hat und damit wieder 100 Prozent der Anteile der Hertha BSC & Co. KGaA hält.

Mitgliederversammlungen sind immer auch ein Resonanzboden für die Stimmung der Anhänger. Zuletzt hatte es einige Verwerfungen zwischen Fans und Vereinsführung gegeben, aber auch die erfolgreiche Wiederaufnahme des Dialogs. Trotzdem wurde Manager Michael Preetz in der Aussprache für seine Reaktion auf die Ereignisse in Dortmund angegangen – schon bevor er sich selbst geäußert hatte. Die Botschaft der Basis lautete jedenfalls: Wir wollen Dialog. Und Preetz gab sich einsichtig. „Man trifft nicht immer nur richtige und gute Entscheidungen“, sagte er. Die Entscheidung zum Beispiel, zum ersten Spieltag der Saison die Einlaufhymne zu ändern, „das war ein Fehler“.

Herthas Verbindlichkeiten sind gestiegen

Preetz ging noch einmal auf die Ausschreitungen in Dortmund ein, auf Bilder der Gewalt und Zerstörung, die keiner sehen wolle. „Selbst ein für unverhältnismäßig erachteter Polizeieinsatz darf keine Rechtfertigung für Gewalt sein“, sagte Herthas Manager – und erntete damit Applaus. Preetz äußerte den klaren Wunsch, die Themen gemeinsam aufzuarbeiten. Es sei sicher noch ein weiter Weg, aber das erste Gespräch mit den Fans „war ein richtig guter Anfang“.

Ingo Schiller hatte dieses Mal ausnahmsweise den angenehmeren Part als sein Geschäftsführungskollege Preetz: Der Ertrag des Bundesligisten lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 152,9 Millionen Euro. Zwei Effekte hätten maßgeblich zum guten Ergebnis beigetragen, führte Schiller aus. Zum einen die Teilnahme an der Europa League sowie der neue Fernsehvertrag, der den Berlinern ein Plus von rund 25 Millionen Euro bescherte. Allerdings sind auch die Ausgaben auf 148,8 Millionen Euro (plus 30 Millionen Euro) gestiegen. Hauptverantwortlich ist der größte Aufwandsposten: das Personal mit 60,8 Millionen Euro für Lizenzspieler und Angestellte (plus zehn Millionen Euro). Dennoch zeigte sich Schiller „überaus zufrieden“ mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Klubs.

Allerdings musste Herthas Finanzgeschäftsführer auch einräumen, dass die Verbindlichkeiten gestiegen sind: von 37,5 Millionen Euro auf 47,63 Millionen Euro. Der Grund dafür ist ein Zehn-Millionen-Kredit, den Hertha bei einer Bank aufgenommen hat als Vorgriff auf besagten Rückkauf der KKR-Anteile. „Das macht total Sinn“, sagte Torsten-Jörn Klein, der Vorsitzende des Aufsichtsrats. „Wir sind kreditwürdig.“ KKR war 2014 bei Hertha eingestiegen und ist nun komplett ausbezahlt worden. 40 Millionen Euro dafür stammen aus einer Anleihe, die Hertha jüngst ausgegeben hat, 20 Millionen aus Vorauszahlungen aus unter anderem Sponsorenerlösen und eben zehn Millionen aus Krediten.

Den meisten Raum bei der Mitgliederversammlung nahm die Ehrung verdienter und langjähriger Mitarbeiter ein. Den größten Applaus erhielt die U 19, die im Sommer erstmals den Meistertitel gewann. Der bewegendste Moment aber war die Auszeichnung für den „Herthaner des Jahres“, die diesmal an die Teilnehmer des Projekts „Aus der eigenen Geschichte lernen“ ging. Das Projekt hat sich unter anderem mit dem Schicksal des jüdischen Mannschaftsarztes Hermann Horwitz beschäftigt, der in Auschwitz ermordet wurde. Insgesamt acht jüdische Mitglieder wurden in der Nazizeit aus dem Verein ausgeschlossen. Am Montagabend, gut 80 Jahre danach, hat Hertha diese Ausschlüsse offiziell wieder aufgehoben.

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