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Matchwinner. Jordan Torunarigha zeigte es den Hannoveranern.
© Swen Pförtner/dpa

Fußball-Bundesliga: Hertha BSC erspielt sich Ruhe mit Sieg in Hannover

Die Berliner liegen nach dem 2:0-Erfolg wieder im Soll. Jordan Torunarigha überzeugte, Pal Dardai stellte aber einen anderen in den Mittelpunkt.

Die Frage hatte durchaus ihre Tücken, aber Jordan Torunarigha parierte sie gekonnt. Das passte zum Eindruck, den Hertha BSC im Allgemeinen und der 21-Jährige im Speziellen am Samstag beim 2:0-Sieg in Hannover hinterlassen hatten: So wie Torunarigha auf dem Fußballplatz für nahezu jedes Problem eine Lösung fand, so meisterte er auch die Verpflichtungen nach Abpfiff, sprich: den Interview-Marathon, der ihm als Torschütze, Vorbereiter und Matchwinner gewiss war. Also, Herr Torunarigha, kann Pal Dardai in dieser Form überhaupt auf Sie verzichten? „Das weiß der Trainer schon am besten“, antwortete der Gelobte – und grinste.

Wäre ja auch ein Ding gewesen, an dieser letzten, vermeintlich leichtesten Hürde zu scheitern. Für Dissonanzen blieb nach dem 13. Spiel ohnehin kein Platz im Berliner Lager. Zu groß war die Erleichterung über den ersten Sieg seit dem 28. September. „Es war wichtig, dass wir mal wieder zu Null gespielt haben“, sagte Coach Dardai am Sonntag. „Ich habe das sowieso nicht so negativ gesehen wie die Presse – und das habe ich der Mannschaft auch immer wieder gesagt“, ergänzte der Ungar, „das war jetzt eine starke Leistung, Respekt.“

Hannover aktuell kaum konkurrenzfähig

Bei aller Freude gehörte zur Wahrheit allerdings auch, dass es die Berliner mit einem Gegner zu tun hatten, der in seiner aktuellen Verfassung kaum konkurrenzfähig in der Bundesliga ist. Wenn Hertha gegen diese schwache Hannoveraner Mannschaft kein Sieg gelungen wäre, hätten sie sich im Verein womöglich ernsthaft Gedanken machen müssen. So haben sich die Berliner ein paar Tage Ruhe erspielt und liegen vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag im Soll.

Wie kritisch dagegen die Lage bei 96 ist, zeigte sich wenige Augenblicke nach Abpfiff – als Manager Horst Heldt Trainer André Breitenreiter ein Treuebekenntnis verweigerte. Auch Dardai registrierte, dass es um den Arbeitsplatz seinen geschätzten Kollegen nicht sehr gut bestellt ist und zeigte sich emphatisch. Nach der Pressekonferenz gaben sich die beiden Verantwortlichen nicht nur wie üblich die Hand, sie umarmten sich sogar für einen kurzen Augenblick; Dardai klopfte Breitenreiter auf die Schulter. „Ich wünsche meinem Kollegen viel Glück“, sagte er.

Herthaner zufrieden mit gelungenem Experiment

Im Berliner Lager herrschte nicht zuletzt Zufriedenheit darüber, dass das taktische Experiment mit zwei echten Stürmern, namentlich Davie Selke und Vedad Ibisevic, aufgegangen war. „Es hat ganz gut funktioniert“, sagte Dardai, der ein Sonderlob für Marko Grujic aussprach. „Er ist der Schlüsselspieler in diesem System. Ohne seine Präsenz, seine Körpergröße und seine sichere Spielweise könnten wir das nicht machen, weil uns dann ein Mann im Mittelfeld fehlen würde“, analysierte der Trainer, „mit Marko können wir uns das leisten.“

Ob das System im nächsten Heimspiel gegen Frankfurt einem weiteren Praxistest unterzogen wird, ist aber zumindest fraglich. „Darüber will ich noch nicht nachdenken, heute will ich erstmal den Tag genießen“, sagte Dardai, „vielleicht gehe ich mit der Familie auf den Weihnachtsmarkt.“ Am trainingsfreien Montag, so berichtete der Trainer, wolle er alle Geschenke besorgen, damit er sich bis zum Ende der Hinrunde auf Fußball konzentrieren kann. Für die vier Spiele gegen Frankfurt, Stuttgart, Augsburg und Leverkusen sollen sich Herthas Profis an einer Gleichung orientieren, die Lucien Favre einst in seiner Berliner Zeit aufstellte. „Lucien hat immer gesagt: sieben Punkte aus vier Spielen“, erinnerte sich Dardai, „damit wäre ich sehr zufrieden.“

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