0:0 beim FC Bayern: Hertha BSC erkämpft Punkt in München
Mit einem Sieg beim FC Bayern hat es zwar wieder nicht geklappt, aber mit dem Punkt in München sind die Berliner dennoch hochzufrieden.
Pal Dardais Reaktion sagte alles. Als am späten Samstagnachmittag der Schlusspfiff in der Fußball-Arena von München ertönte, ließ sich der Trainer von Hertha BSC zu einem lauten Jubelschrei hinreißen, kurz darauf ballte er an der Seitenlinie mehrfach die Faust. Sein Assistent, Rainer Widmayer, tat es ihm gleich, ehe sich die beiden um den Hals fielen und ausgiebig herzten.
Beim deutschen Rekordmeister, dem FC Bayern, wartet Hertha BSC zwar weiterhin auf den ersten Sieg seit dem 29. Oktober 1977, also seit 14728 Tagen. Am 24. Bundesliga-Spieltag gelang den Berlinern allerdings ein Achtungserfolg: Als zweite Mannschaft neben der TSG Hoffenheim blieb Dardais Team im Duell mit dem übermächtigen und zuvor 14 Mal in Serie siegreichen Tabellenführer in dieser Saison ohne Gegentor. „Mit dem Kampfgeist und der Leidenschaft, die wir gezeigt haben, ist dieser Punkt auf jeden Fall verdient“, sagte Dardai. „Gerade in der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft richtig gut verteidigt“, ergänzte der Ungar, „mein Problem ist nur, dass wir unsere Konter nicht vernünftig zu Ende gespielt haben.“ Angesichts des Spielverlaufs und der statistischen Werte wäre ein Auswärtssieg allerdings auch des Guten zu viel gewesen; am Ende des Tages wies das Protokoll 75 Prozent Ballbesitz für die Münchner aus.
Im Vergleich zur 0:2-Heimniederlage gegen Mainz veränderte Dardai seine Anfangself auf zwei Planstellen und brachte Mathew Leckie sowie Davie Selke für Per Skjelbred und Vedad Ibisevic, der nach seinem Nasenbeinbruch bis auf Weiteres ausfällt. Auf der anderen Seite ließ Heynckes mächtig rotieren: Nach dem 5:0-Sieg über Besiktas Istanbul im Champions-League-Achtelfinale bot der Coach alles auf, was Rang und Namen hat, unter anderem Arjen Robben, Franck Ribery und Robert Lewandowski, der sein 250. Bundesliga-Spiel bestritt.
Bei strahlend blauem Himmel und kernigen Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt begannen die Gäste erwartungsgemäß defensiv. Nach dem Anpfiff dauerte es handgestoppte zwei Minuten, ehe ein Berliner erstmalig ein Körperteil an den Ball bringen konnte; selbst die einzige Spitze, Davie Selke, zog sich bei gegnerischem Ballbesitz phasenweise tief in die eigene Hälfte zurück.
Hertha ist damit in dieser Saison gegen die Bayern ungeschlagen geblieben
Nach einer ersten Schrecksekunde – Lewandowski prüfte aus Nahdistanz Rune Jarstein, stand dabei aber im Abseits – schafften es die Berliner eine Viertelstunde lang, die Münchner aus der Gefahrenzone zu halten. Dann mussten sie allerdings gleich drei kritische Situationen überstehen: Zunächst strich ein Versuch von Thiago knapp am Hertha-Tor vorbei, anschließend rettete Jordan Torunarigha nach einem Eckball auf der Linie gegen den aufgerückten Mats Hummels. Kurz darauf war es erneut der Innenverteidiger, der seine Farben im Duell mit Lewandowski vor einem Rückstand bewahrte.
Hin und wieder gelang es den Gästen sogar, für Entlastung zu sorgen. Die gefährlichsten Szenen besaßen dabei Niklas Stark mit einem Kopfball sowie Vladimir Darida, der Bayern-Keeper Sven Ulreich aus 20 Metern Torentfernung prüfte. Ansonsten beschränkten sich die Berliner darauf, die Räume zuzustellen und die Null zu halten. Kurz vor der Pause wäre das beinahe schiefgegangen: Nach einer feinen Kombination über Robben und Lewandowski bediente der Pole Franck Ribery, der den Ball freistehend vor Jarstein über das Tor in den Oberrang der Fankurve jagte – Pause, 0:0, ein Ergebnis, das sich fleißige und kampfstarke Gäste vor allen Dingen erarbeitet hatten. Auch Pal Dardai wies an der Seitenlinie hohe Aktivitätswerte auf.
Nach dem Seitenwechsel bot sich dasselbe Bild: Hertha verteidigte leidenschaftlich, die Bayern schnürten den Gegner ein und ließen den Ball in allerbester Handball-Manier um den Berliner Strafraum zirkulieren. Wirklich gefährlich wurde es dabei jedoch selten, lediglich bei einem Freistoß David Alabas und einem Lewandowski-Solo musste sich Rune Jarstein im Berliner Tor strecken. Nach 70 gespielten Minuten spendete Dardai an der Seitenlinie demonstrativ Applaus für seine Elf: 20 Minuten noch, durchhalten!
In der Schlussphase herrschte teilweise zwar akuter Belagerungszustand im Berliner Strafraum, trotzdem sollten die Gäste auch diese Phase unbeschadet überstehen. Kurz vor dem Ende registrierte auch der mitgereiste Anhang, dass an diesem kalten Februar-Tag tatsächlich etwas zu holen ist. „Hier regiert der BSC“, skandierten die Hertha-Fans. Das war angesichts des Spielverlaufs zwar minimal übertrieben, aber egal: ein gefühlter Sieg ist und bleibt ein gefühlter Sieg.