2:0 gegen Darmstadt: Hertha BSC bleibt stark in schwerer Stunde
Es war so kurz nach dem schrecklichen Attentat in Berlin natürlich kein normales Fußballspiel im Olympiastadion, das Hertha mit 2:0 gewann. Der Klub überwintert damit als Dritter.
Für einen bewegenden Moment lang wurden die Scheinwerfer im Olympiastadion gedimmt. Im Rang gingen tausende Kerzen an. Genau 48 Stunden und eine Gedenkminute nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz pfiff Schiedsrichter Robert Hartmann das letzte Bundesligaspiel des Jahres im Olympiastadion an. Es war so kurz nach dem schrecklichen Attentat kein ganz normaler Beginn eines Fußballspiels. Zuschauer und Spieler hielten zusammen kurz inne. Dann ging es über zur Normalität.
Und dazu gehört im Fußballsport ein Spielergebnis, auch wenn es an diesem Abend eine nachgeordnete Rolle spielte. Hertha gewann das Spiel gegen Darmstadt 98 mit 2:0 (0:0) und geht nach dem siebenten Sieg im achten Heimspiel mit hervorragenden 30 Punkten als Tabellendritter in die Bundesliga-Winterpause. "Das war eine tolle Hinrunde", betonte Trainer Pal Dardai nach dem Spiel. "Ich habe den Jungs gesagt: Jetzt sollen sie nach Hause gehen und dann wollen wir in der Rückrunde wieder 30 Punkte holen."
Alles sollte am Mittwochabend ein wenig gedämpfter in Inhalt und Ton über die Bühne gehen. Auch die beiden großen Anzeigetafeln kamen in den Farben schwarz und weiß daher, anstatt in blau und weiß. In der Ostkurve stand auf einem großen Plakat: Berlin bleibt stark. Am Ende sangen die Hertha-Fans vergnüglich, und doch irgendwie zurückhaltend.
Hertha hatte das Spiel und den Gegner im Griff
Eine ganze Stadt ringt um Normalität, um Alltag, und so mühten sich am Mittwochabend auch alle Akteure auf dem Rasen des Olympiastadions darum, ihrem gewöhnlichen Tun nachzugehen. Sport könne helfen, könne etwas ablenken, hatte Herthas Manager Michael Preetz vor dem Spiel gesagt, auch wenn es eben eine Herausforderung sei, über Sport, über Fußball zu reden angesichts der Opfer und Verletzten. Wenige Stunden vor dem Anpfiff hatte er zusammen mit Trainer Pal Dardai vor der Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz einen Kranz zum Gedenken der Opfer niederlegt, die Mannschaft stand im stillen Gedenken ringsum. Da ist sicher keine gewöhnliche Geste für eine Profimannschaft so kurz vor einen Wettkampf.
Am Abend dann gab es erhöhte Sicherheitsvorkehrungen rings um das Stadion, ein paar Mannschaftswagen der Polizei waren auf den beiden großen Stadion-Vorplätzen und in den Nebenstraßen zu sehen, die Einlasskontrollen wurden von den Ordnern gewissenhaft durchgeführt. Im Großen und Ganzen liefen sie wie sonst auch bei Heimspielen ab. Dass am Ende nur die Minuskulisse der Spielzeit von 31 912 Zuschauer gekommen war, lag wohl weniger an den betrüblichen Geschehnissen am Breitscheidplatz, als vielmehr am nasskalten Wetter, der wenig attraktiven Paarung und der für die Fans aus dem Umland späten Anfangszeit.
Die Berliner waren das spielbestimmende und dominantere Team, allerdings waren sie im ersten Abschnitt noch nicht gefährlicher als der Gast. Der Tabellenletzte stand tief in der eigenen Hälfte und setzte auf Konter. Nach einer halben Stunde schoss Mario Vrancic gefährlich aufs Hertha-Tor, Innenverteidiger Niklas Stark bekam rechtzeitig sein Bein dazwischen. Und kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte Jan Rosenthal die Führung auf dem Fuß.
Bei den Berlinern versuchten sich erst Stark nach einer Ecke per Kopf und Vladimir Darida mit eine Fernschuss, die beste Chance im ersten Abschnitt besaß aber Salomon Kalou, der aber am Darmstädter Torwart Michael Esser scheiterte. Oft waren die Berliner im Zieldrittel zu unsauber im Passspiel oder zu umständlich.
Aber im Fußball gibt es bekanntlich auch noch das Stilmittel des ruhenden Balls. Sieben Minuten nach dem Wiederbeginn, der ehemalige Herthaner Peter Niemeyer foulte Vedad Ibisevic, hatte Marvin Plattenhardt sich den Ball in stattlicher Entfernung von rund 30 Metern zurechtgelegt. Herthas Linksverteidiger verfügt über eine besondere Schlagtechnik, und so zirkelte er den Ball kunstvoll in den rechten Winkel des Darmstädter Gehäuses. Es war ein Traumtor. Sein Jubel fiel - den äußeren Umständen des Spiels gehorchend - gedrosselt aus.
Hertha hatte das Spiel und den Gegner nun im Griff. Gute zehn Minuten später fiel die Entscheidung. Wieder aus einer Freistoßsituation heraus. Plattenhardt flankte, im Zentrum Kalou köpfte: 2:0. Die restlichen zwanzig Minuten spielten die Berliner unaufgeregt runter.
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