zum Hauptinhalt
Keine Chance. Die Dortmunder versuchten es zwar, konnten Felix Zwayer aber nicht umstimmen.
© Imago

Empörung in Dortmund nach Topspiel gegen Bayern: „Herr Zwayer kann ruhig noch ein paar BVB-Spiele pfeifen“

Nach dem verlorenen Bundesliga-Spitzenspiel sind die Dortmunder sauer auf den Schiedsrichter. Jude Bellingham erinnert sogar an Zwayers Rolle im Hoyzer-Skandal.

Jubel bei den Münchnern, Empörung beim BVB. Nach dem 3:2 (2:1) des FC Bayern im spektakulären Fußball-Gipfel gegen den Erzrivalen aus Dortmund wurde weniger über den sehenswerten Schlagabtausch beider Teams als vielmehr mehr über die Leistung des Schiedsrichterteams diskutiert.

„Das Spiel hätte einen anderen Ausgang und eine andere Entscheidungsfindung verdient“, klagte BVB-Trainer Marco Rose und machte aus seiner Verärgerung über den Unparteiischen keinen Hehl: „Herr Zwayer kann ruhig noch ein paar BVB-Spiele pfeifen. Wir sind hier, wir sind bereit. Er kann uns noch ein paar Steine und Stöcke in den Weg werfen. Wir machen weiter.“

Noch deutlicher als der Coach wurde Jude Bellingham - und schoss damit über das Ziel hinaus. „Du gibst einem Schiedsrichter, der schon in Spielmanipulationen verwickelt war, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“, sagte der 18 Jahre alte englische Nationalspieler beim norwegischen Sender Viaplay Fotball.

Zwayer gehörte 2005 zu den Kronzeugen im Fall des Schiedsrichters Robert Hoyzer, der Spiele manipuliert hatte. Hoyzer war vom Landgericht Berlin wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Zwayer wurde damals vom DFB rückwirkend für mehrere Monate gesperrt, weil er seinen Verdacht gegen Hoyzer nicht früher gemeldet hatte. Mittlerweile ist der Fifa-Schiedsrichter jedoch längst rehabilitiert.

Schiedsrichter Zwayer sieht sich im Recht

Hintergrund für den Frust der Dortmunder war der spielentscheidende Elfmeter von Robert Lewandowski (78.) für die Bayern nach einem Handspiel von Mats Hummels, den Zwayer erst nach Studium der Video-Bilder gab. Rose echauffierte sich am Spielfeldrand und wurde daraufhin auf die Tribüne geschickt.

Zwayer sah sich bei aller Kritik im Recht. „Der Videoschiedsrichter hat für sich eine Beurteilung vorgenommen und gesagt: „Hummels hat den Arm in einer unnatürlichen Armhaltung vom Körper weggestreckt.“ Daraufhin habe ich es mir am Monitor angeschaut und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein strafbares Handspiel ist“, sagte der Berliner bei Sky.

Dass Zwayer jedoch wenige Minuten zuvor nach einem Tackling von Lucas Hernandez an BVB-Kapitän Marco Reus im Münchner Strafraum auf eine Sichtung der TV-Bilder verzichtet hatte, vergrößerte den Dortmunder Ärger. „Meine Elfmeterszene war auch 50:50. Das hätte er sich wenigstens anschauen müssen“, kritisierte Nationalspieler Reus. „Wir hatten immer das Gefühl, dass wir das Spiel gewinnen können. Und dann ist es natürlich doppelt bitter, wenn wir so bestraft werden.“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Selbst Bayern-Coach Julian Nagelsmann äußerte Verständnis für den Unmut der Dortmunder über die unterschiedliche Vorgehensweise von Zwayer. „Ich verstehe, dass die beiden Situationen Diskussionen auslösen können. In meinen Augen kann man beide Elfmeter geben.“

Die Freude der Münchner über den siebten Sieg in Serie gegen den Revierklub konnte das jedoch nicht trüben. Ausgelassen schloss Sportvorstand Hasan Salihamidzic Bayern-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Schluss der umkämpften Partie in die Arme. „Auf diese drei Punkte sind wir sehr stolz“, kommentierte der Coach, dessen Team nun vier Zähler vor dem BVB liegt. Mittelfeldspieler Leon Goretzka pflichtete bei: „Es ging heute um mehr als drei Punkte. Da geht es auch um die Vormachtstellung in Deutschland.“

Lewandowski hatte bei seinem Elfmeter dann auch noch Glück, BVB-Torwart Kobel war dran.
Lewandowski hatte bei seinem Elfmeter dann auch noch Glück, BVB-Torwart Kobel war dran.
© Imago

Wieder einmal erwies sich Robert Lewandowski in einem Spiel gegen seinen ehemaligen Klub als Matchwinner. Selbst die höhnischen „Messi-Messi“-Rufe der BVB-Fans, die damit auf die Vergabe des Ballon d'Or an den argentinische Superstar unter der Woche anstelle des zweitplatzierten Bayern-Stürmers anspielten, brachten den polnischen Torjäger nicht aus dem Konzept. Mit zwei Toren entschied er das Spiel fast im Alleingang. „Es hat ihn wahrscheinlich angestachelt. Er hat auch dem Stadion etwas zurückgezahlt“, sagte Nagelsmann.

Weniger erfreulich als für Lewandowski verlief der Abend für Mats Hummels. Schließlich war der BVB-Abwehrchef an allen drei Gegentreffern beteiligt. Vor dem 1:1 durch Lewandowski (9.) leistete er sich einen Fehlpass, vor dem 2:1 durch Kingsley Coman (44.) wurde er von Mitspieler Raphael Guerreiro unglücklich angeschossen. Und mit seinem unabsichtlichen Handspiel leitete der Routinier die Niederlage endgültig ein.

Trainer Marco Rose verzichtete auf Kritik an Hummels und attestierte seinem Team eine gute Leistung: „Es war ein klasse Fußballspiel von zwei Mannschaften mit offenem Visier, allerdings mit einem schlechten Ausgang für uns. Wir wollten insgesamt ein Signal aussenden - auch was das Ergebnis anbetrifft. Was die Leistung anbetrifft, ist es uns gelungen.“

Zur Startseite