Abschied vom Skisport: Hermann Maier geht
Mit stockender Stimme gibt Hermann Maier seinen Rücktritt bekannt. Die Österreicher lieben seinen Ehrgeiz, der für ein ganzes Team gereicht hätte.
Ohne Zweifel, der Ort war gut gewählt. Ganz spontan hatte der Österreichische Skiverband (ÖSV) am Dienstag zu einer Pressekonferenz mit Hermann Maier eingeladen – passenderweise in der Hofburg, in der normalerweise der österreichische Bundespräsident residiert – und noch viel früher die Habsburger-Monarchen. Dort saß Hermann Maier also, und sagte den wohl nicht nur für ihn bedeutsamen Satz: „Ich habe mich nach kurzer Bedenkzeit dazu entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen und meine Karriere als Skirennfahrer mit dem heutigen Tage zu beenden.“
Mehrmals wiederholte er, dass er die Entscheidung ganz spontan getroffen habe. So spontan, dass er es offenbar selbst noch nicht ganz glauben konnte. Vor seinem entscheidenden Satz legte er eine ziemlich lange Pause ein und schluchzte für jeden hörbar. Erst als ihm ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und ein Vertreter seines Sponsors, die ihn auf dem Podium in die Mitte genommen hatten, kräftig auf den Rücken klopften, konnte Maier weitersprechen. „Das Anfangen war nicht so schwierig wie jetzt das Aufhören“, gab er zu. Erst vergangene Woche war er nach einem halben Jahr Pause nach einer Knieoperation in den Schnee zurückgekehrt. Es sei das Ziel gewesen, „in einem guten Zustand entscheiden zu können, ob ich meine Karriere beende oder fortführe“. Er hat sich fürs Aufhören entschieden, was nun kommt, weiß er noch nicht.
36 Jahre ist Hermann Maier alt, 54 Weltcupsiege, drei WM-Titel und zwei Olympiasiege hat er gefeiert. In Österreich ist er so etwas wie ein Nationalheiliger, vor allem, weil er dem Land das gab, was es am meisten braucht: Siege. Seine Geschichte ist für die Österreicher wohl auch deshalb so faszinierend, weil sie eigentlich gar nicht so typisch österreichisch ist. Maier hatte nicht nur eine unglaubliche Willensstärke, sondern vor allem einen Ehrgeiz, der normalerweise für ein ganzes Nationalteam reichen würde. Dieser Ehrgeiz, den ihm selbst normale Fernsehzuschauer schon auf den Close-ups im Starthäuschen ansehen konnten, stand schon am Anfang seiner Karriere: Maier war eigentlich durch alle Sichtungen durchgefallen, weil er den Trainern zu schmächtig schien. Er jobbte am Bau, arbeitete als Skilehrer und trainierte in Eigenregie so lange, bis der Verband an ihm nicht mehr vorbei konnte. Sein Ehrgeiz trieb ihn wohl zu seinem spektakulärsten Sieg bei Olympia in Nagano 1998, als er drei Tage nach seinem Horrorcrash bei der Herren-Abfahrt den Super-G gewann. Und wirklich unglaublich wurde die Geschichte des Hermann Maier, als er 2001 nach einem schweren Motorradunfall wieder auf die Piste zurückkehrte. Sein rechter Fuß konnte nach dem Unfall gerade noch gerettet werden – 18 Monate später siegte er wieder im Weltcup. Dieser Ehrgeiz, dieser Biss ist es wohl, der Maiers Karriere so einzigartig macht. Und seinen Abschied so schwer.
Markus Huber[Wien]
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