Nachfolger von Uli Hoeneß: Herbert Hainer – der etwas andere Präsident des FC Bayern
Hainer wird sich im Vergleich zu Hoeneß mehr darauf beschränken, was ein Präsident eigentlich zu tun hat. Und sich eben nicht ständig einmischen.
Ein wenig tückisch kann der neue Job schon sein. Das hat Hebert Hainer gleich ein paar Minuten nach seiner Wahl zum Präsidenten des FC Bayern feststellen müssen. Als er dort Platz nahm, wo kurz vorher noch Uli Hoeneß bei seinem Abschied gesessen hatte, um die weitere Moderation der Jahreshauptversammlung zu übernehmen, fand er den Knopf für das Mikrofon nicht auf Anhieb und brauchte etwas Hilfe.
Sonst allerdings sind keine Startschwierigkeiten für den ehemaligen Adidas-Chef bei seinem „Herzensverein“, der der FC Bayern für ihn seit Kindesbeinen an ist, zu erwarten. Er hat sich gut auf den Job vorbereitet, sich zuletzt bereits zweimal in der Woche an der Säbener Straße zu Gesprächen mit Leitern aller Sparten getroffen. Denn Hainer will ein „Präsident für alle“ sein und „den FC Bayern mit der gleichen Philosophie wie damals Adidas führen“, wie er am Freitagabend erklärte. Beim Sportartikelunternehmen aus Herzogenaurach wurde und wird noch immer viel Wert auf Teamarbeit, eher flache Hierarchien und einen lockeren Umgang gelegt.
Im Aufsichtsrat des Vereins, zu dessen Chef er nun aufgerückt ist, auch da als Nachfolger von Hoeneß, sitzt er ohnehin seit Jahren – und er hat in seinem Vorgänger einen Mann, der sich zwar von den offiziellen Ämter zurückgezogen hat und nur noch einfaches Mitglied im Aufsichtsrat ist, aber nicht ganz verschwindet. Er werde, hat Hoeneß bei seinem Abschied nach fast 50 Jahren beim deutschen Rekordmeister angekündigt, „jetzt noch deutlicher seine Meinung sagen“, weil diese nicht mehr direkt in Zusammenhang mit dem FC Bayern gesehen werde, glaubt er.
Hainer, der mit viel Beifall von den 6091 Mitgliedern bedacht und mit großer Mehrheit gewählt wurde, gilt auch als Mann der klaren Worte, aber er trägt diese meist bedächtig, ruhig vor. Er ist kein Vulkan, der stets brodelt und oft ausbricht, wie der polternde Hoeneß. Den Job beim erfolgreichsten deutschen Fußballklub interpretiert er nicht nur deshalb anders. Er bringe drei Dinge mit, sagte Hainer: „Sachverstand aus 30 Jahren bei Adidas, ein großes Netzwerk und eine riesige Leidenschaft für den FC Bayern.“
Seine Expertise sieht er also mehr im wirtschaftlichen als im fußballerischen Bereich. Die Suche nach einem neuen Trainer, überlässt er dem Vorstand er AG. Das, sagte er am Freitag, „ist nicht meine Aufgabe“. Über die Spekulationen, Pep Guardiola könnte nach München zurückkehren, äußerte er sich entsprechend vage. „Pep ist ein super Trainer, aber er hat bei Manchester City einen Vertrag.“
Hoeneß hatte mehr Befugnisse als Hainer haben wird
Hoeneß hatte weit über sein Amt hinausgehende Befugnisse, Personalien nicht nur abgesegnet, sondern war in die Entscheidungsfindung involviert gewesen, was eigentlich nicht zu den Aufgaben eines Präsidenten gehört. Darauf dass Interimscoach Hansi Flick nun „mindestens bis Weihnachten“ bleiben darf, „womöglich darüber hinaus“, wie der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Rande der Jahreshauptversammlung mitteilte, hatte er aber nach eigener Aussage keinen Einfluss mehr.
Der neue Mann wird sich etwas mehr darauf beschränken, was ein Präsident eigentlich zu tun hat. Und das ist eben nicht, sich ins operative Geschäft der AG einzumischen. Dabei ist Hainer mit Fußball groß geworden. Weil er einen Tag vor dem WM-Finale 1954 geboren ist, in einem kleinem Dorf bei Dingolfing in Niederbayern, sei ihm der Sport „in die Wiege gelegt worden“, erzählte er am Freitag in seiner launigen Bewerbungsrede. Für eine große Fußballkarriere hat es aber nicht gereicht, anders als bei seinem jüngeren Bruder Walter, der als Profi beim TSV 1860 spielte, „natürlich für den falschen Verein, aber ich habe ihm verziehen“.
Hainer wurde kurzfristig Kneipenwirt. Nach einem BWL-Studium führte ihn sein Weg zuerst zu einem amerikanischen Unternehmen, das unter anderem Hygieneartikel und Windeln produzierte, 1984 dann zu Adidas. 2001 wurde er bei dem fränkischen Dax-Unternehmen zum Vorstandschef bestellt und blieb dies 2016. Der Umsatz war im Vergleich zu Hainers Einstieg 32 Jahre zuvor um das Dreifache, der Gewinn gar um das Fünffache gestiegen.
Beim FC Bayern aber, das weiß der Betriebswirt, geht es nicht nur ums Geld, sondern auch darum, „diese Familienzusammengehörigkeit, dieses Herz, diese Seele des Vereins zu erhalten“. Die Herausforderungen werden größer, da ist er sicher. „Es wird noch schwieriger werden, den Spagat zwischen sportlichen Erfolg, Heimatnähe, wirtschaftlicher Prosperität zu finden.“ Aber er lässt keine Zweifel daran, dass er alles tun wird, um das hinzubekommen. Ganz im Sinne von Uli Hoeneß.