Aufschwung beim Ex-Bundesligisten: Heiß auf Blau-Weiß
Blau-Weiß 90 spielte in den Achtzigern ein Jahr in der Bundesliga und war damals die Nummer eins in Berlin. Mit dem alten Namen soll nun auch der Erfolg zurückkehren nach Mariendorf.
Es war das Jahr von Blau-Weiß 90. Die Fußballer aus Mariendorf schafften 1986 erstmals den Sprung in die Bundesliga. Die große Bühne betraten die Spieler aber nicht etwa im Olympiastadion, sondern im „Aktuellen Sportstudio“. Angeführt von Schlagersänger Bernhard Brink trällerte die Mannschaft den Song „Wir sind heiß auf Blau-Weiß“ – und wurde bundesweit bekannt.
Heute spielt der Traditionsverein in der Landesliga. Die Gegner heißen nicht mehr HSV oder FC Bayern, sondern Sparta Lichtenberg und Türkiyemspor. Und dennoch herrscht im Verein eine Aufbruchstimmung, wie es sie seit der Insolvenz und Neugründung als SV Blau Weiss im Jahr 1992 wohl nicht mehr gegeben hat.
„Wir sind heiß auf Blau-Weiß“, diese Reminiszenz an alte Zeiten ist zugleich Motto für die Zukunft. Die hat in Mariendorf am 20. Juli 2015 begonnen. An jenem Tag hat der Verein seinen alten Namen, der nach Ablauf einer Sperrfrist frei geworden war, wieder offiziell angenommen – die „Sportliche Vereinigung Blau-Weiß 1890“ ist wieder da.
Federführend war dabei der neue Vorsitzende Michael Meister, in der Oberliga selbst einmal aktiv für die Mariendorfer und seit Jahren Trainer des Altliga-Teams. „Blau-Weiß war immer sehr beliebt“, sagt Meister, „wir wollen, dass die Leute wieder gerne herkommen.“ Dabei warnt der Vorsitzende, der gleichzeitig Hauptgeldgeber ist, vor zu großen Erwartungen. Eine Rückkehr in die Bundesliga sei „Schwachsinn“, die Berliner Meisterschaft dagegen ein mittelfristiges Ziel. Dafür muss jedoch erstmal der Aufstieg her.
1992 wurde Blau-Weiß 90 die Lizenz entzogen
Zum Rückrundenauftakt am Sonntag (14.30 Uhr, Rathausstraße) empfängt der Tabellenführer den 1. FC Schöneberg. Der Kader wurde in der Winterpause mit Mittelfeldspieler Christopher Blazynski vom Regionalligisten FSV Luckenwalde noch einmal verstärkt. Ohnehin spielen bei Blau-Weiß mehrere Akteure mit höherklassiger Erfahrung, weshalb die Konkurrenz auch gerne mal vom Krösus der Liga spricht. Dagegen wehrt sich Michael Meister vehement. „Viele könnten woanders deutlich mehr verdienen“, sagt der Unternehmer, der den Saisonetat auf etwa 40 000 Euro beziffert. Wichtiger als Geld sei die Bindung zum Klub. Kapitän Rani Al-Kassem kehrte so vor einigen Jahren zu seinem Heimatklub zurück. „Ich habe in der Jugend noch unter dem alten Namen gespielt und Blau-Weiß 90 als kleiner Junge im Fernsehen verfolgt“, sagt Al-Kassem.
Viele alte Blau-Weiße haben die Namensänderung ebenfalls positiv aufgenommen. Peter Stark zum Beispiel bestritt in den Achtzigern 145 Profispiele für den Klub und erlebte die Hochphase hautnah mit. Zwar engagiert sich Stark heute bei Union 06, die Zeit bei Blau-Weiß sei aber die sportlich schönste gewesen. „Die Tradition und der Erfolg von damals sind ganz eng mit dem Namen Blau-Weiß 90 verbunden“, sagt Stark.
1984 stieg der Verein erstmals in die Zweite Liga auf und die Mariendorfer schwangen sich zur Nummer eins auf in Berlin. Es folgte der Umzug ins Olympiastadion und 1986 der Sprung in die Bundesliga. Dort reichten auch zehn Tore des jungen Karl-Heinz Riedle nicht zum Klassenerhalt und die finanzielle Situation wurde immer schwieriger. Der ehemalige Gönner Konrad Kropatschek hatte dem Verein mehr als eine Million Mark Schulden hinterlassen. 1992 folgte schließlich der Lizenzentzug.
Michael Meister ist sich sicher, dass die Rückkehr zum alten Namen zusammen mit sportlichen Erfolgen zu einer Wiederbelebung der Tradition führen kann. Auch die Fangruppierung „Havelszene“ lässt sich nun wieder blicken. Wohl ganz im Sinne von Bernhard Brink und den alten Aufstiegshelden, die schon 1986 sangen: „Wir stehen auf Blau-Weiß 90, denn da gehören wir hin.“
Julian Graeber
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