Kolumne: Neben der Spur: Hauptsache gejubelt
Unser Kolumnist beschäftigt sich mit den Olympia-Fans aus Nord- und Südkorea. Zumindest die Zuschauer aus dem Gastgeberland waren erfrischend locker.
Gegen Ende der Spiele werfe ich mal einen Blick auf die Menschen, die Olympia mit ihrer Anwesenheit und ihrem oft seltsam terminierten Jubel so unterhaltsam gemacht haben: auf die koreanischen Zuschauer, zumindest auf die, die gekommen sind. Da gab es die Staatsfans aus der Diktatur Nordkorea, die unter dem Mantel des Annäherungskurs von Nord an Süd abdelegiert wurden und dann beim Eishockey und Eiskunstlauf eine seltsam einstudierte disziplinierte Horrorshow mit stakkatoartigem Geschreie und Gepiepse ablieferten, bevor die Claqueure wieder abmarschiert wurden in ihre von allem gesunden Demokratieverständnis abgeschottete Unterkunft. Gruselfaktor hoch zwei.
Dagegen waren die südkoreanischen Zuschauer erfrischend locker; sie machten ihre Show beim Shorttrack und auch beim Curling. Beim Eishockey schrien sie immer dann auf, wenn die Spielsituation garantiert belanglos war. Aber die Südkoreaner gelten ja als die Italiener Asiens (oder besser gesagt: die Italiener als die Südkoreaner Europas, leben ja mehr Menschen in Asien) und haben Musik im Temperament. Nicht umsonst überschwemmen sie mit ihrem „K-Pop“ auch Japan und die halbe Welt: Der Koreaner lässt sich gern etwas vortanzen von jungen Menschen, die verbiegen sich dazu mit Vorliebe. Wobei in den Stadien meist junge Frauen tanzten, der Boygroup-Anteil zu gering war. Dafür gab es flotte DJs. Und es war nicht zu übersehen, dass, um die Ränge zu füllen, auch mal Schulklassen in die Hallen gesetzt wurden. Die Kids jubelten dann garantiert irgendwann zu unpassender Stelle.
Aber ein starkes Element an Olympia ist ja, dass Menschen Sportarten erleben, von denen sie vorher nie gehört haben. So aber kann vielleicht der eine oder andere Mensch aus Pyeongchang in 50 Jahren seinen Enkeln erzählen, dass er Snowboard- Cross bei Olympia gesehen hat.
Hier erzählen unser Korrespondent Claus Vetter und die ehemalige Skirennläuferin Martina Ertl abwechselnd Geschichten aus Pyeongchang.