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Ursache und Wirkung. Das Mercedes-Team setzte auf harte Reifen.
© AFP

Warum Mercedes in Malaysia hinterher fuhr: Hart? Weich? Risiko?

Eigentlich hatte das Formel-1-Team von Mercedes auch beim Großen Preis von Malaysia als unschlagbar gegolten. Doch es kam anders. Der Rennstall verschätzte sich bei der Reifenfrage – zum Ärger von Weltmeister Lewis Hamilton.

Wer hätte das vorher für möglich gehalten? Am Ende stand beim Großen Preis von Malaysia keiner der beiden Mercedes-Piloten ganz oben auf dem Podium, sondern Sebastian Vettel, während sich Hamilton und Rosberg mit den Plätzen zwei und drei begnügen mussten. „Ferrari war heute einfach besser als wir, deshalb haben sie verdient gewonnen“, musste Niki Lauda anerkennen. Bei Mercedes müsse man laut Lauda intern diskutieren, wie es zu dieser unerwarteten Niederlage kommen konnte. Und wohl auch darüber, warum in dem Moment, als die Silbernen zum ersten Mal seit vielen Monaten in einem Rennen unter Druck gerieten, einiges an Strategie und Kommunikation zwischen Kommandostand und Fahrern aus dem Ruder lief.

Der entscheidende Faktor waren die Reifenprobleme von Mercedes. Das hatte sich schon am Freitag im freien Training angedeutet. Seitdem waren Vettel und sein Team wohl überzeugt davon, im Gegensatz zu ihren Konkurrenten eine Zweistopp-Strategie fahren zu können. Für die Silbernen ein Ding der Unmöglichkeit – so dass man dann logischerweise gleich in der Safety-Car-Phase nach vier Runden beide Autos zum ersten Stopp hereinholen musste. Was Mercedes nicht auf der Rechnung hatte: Dass neben Vettel auch langsamere Konkurrenten eine Zweistopp-Strategie versuchen würden. Hinter denen musste man sich einreihen, speziell Rosberg musste sich mühsam durch den Verkehr nach vorne kämpfen – während Vettel vorne die am Ende entscheidenden gut zehn Sekunden Vorsprung heraus fahren konnte.

Hamilton beschwerte sich per Funk über die falschen Reifen

Lewis Hamilton hatte bis zum letzten Boxenstopp gehofft, zum Schluss mit weichen Reifen noch angreifen zu können. Wissend, dass Vettel dann mit der harten Mischung unterwegs sein würde. Doch zu seinem Erstaunen bekam er auch die harten aufgezogen. „Was soll das, das sind doch die falschen!“, sagte er per Funk. Die Antwort lautete: „Sorry, aber von den weichen hatten wir nur noch einen Satz stark gebrauchte.“ Es folgte eine interne Diskussion, ob man vielleicht doch einen weiteren Wechsel auf die weichen Reifen riskieren sollte, die Hamilton aber versehentlich in den Helm geschaltet bekam – woraufhin der Weltmeister endgültig mehr als irritiert war: „Ich blicke überhaupt nicht mehr durch, was ich jetzt eigentlich machen soll!“

Bei Mercedes hatte man gedacht, angesichts der Verschleißprobleme für das Rennen mit den harten Gummis besser bedient zu sein und war im ersten Teil des Qualifyings mit den weichen gefahren. Eine Fehleinschätzung. „Mit den harten bin ich überhaupt nicht klar gekommen, die Balance war miserabel, keine Chance, Sebastian wirklich anzugreifen“, sagte Hamilton. Er musste seinem Bezwinger, der den ersten Sieg für Ferrari seit Fernando Alonso in Spanien 2013 feierte, gratulieren. Was er für Formel-1-Verhältnisse ziemlich herzlich tat.

Ob Hamilton das bald wieder machen muss? Mit Sicherheit hat Mercedes unter normalen Umständen deutliche Vorteile. Sollte sich allerdings der Reifen-Vorteil von Ferrari auf anderen Strecken bestätigen, dann könnte in dieser Saison zumindest hin und wieder so etwas wie Spannung aufkommen.

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