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Barcelona und Victor Tomas (M.) blieben diesmal an Flensburg hängen.
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Kommentar: Handball in Köln: Neutral ist anders

Seit das Finalturnier der Champions League in Köln ausgetragen wird, dominieren deutsche Klubs. In diesem Jahr wurde der FC Barcelona gnadenlos ausgepfiffen. Werden nicht-deutsche Klubs durch den Finalort benachteiligt?

Bislang hat sich im Handball noch kein Äquivalent zum großen Gary Lineker hervorgetan, aber langsam wird es mal Zeit. In der Champions League gilt nämlich die alte Plattitüde des Engländers: Am Ende gewinnen immer die Deutschen. Zumindest fast immer. Seit der Europapokal in einem Finalturnier in Köln ausgetragen wird, kam der Sieger in vier von fünf Fällen aus der Bundesliga, diesmal standen sich mit Kiel und Flensburg sogar zwei deutsche Teams im Finale gegenüber. Zum Vergleich: Zwischen 1993 und 2009 war das lediglich zwei deutschen Teams gelungen. Auch in diesem Jahr zählten Kiel und Flensburg ganz bestimmt nicht zu den Favoriten.

So groß die Strahlkraft und die öffentliche Wahrnehmung des Turniers auch ist, so schnell die Tickets für das Folgejahr verkauft sind – der Austragungsort bleibt unter dem Aspekt der sportlichen Fairness diskussionswürdig. Klar, auf dem Papier ist Köln neutraler Boden für alle Teilnehmer. Wer aber am Sonnabend Ohrenzeuge des Pfeifkonzerts war, dem sich der FC Barcelona im Siebenmeterwerfen gegen die deutsche Vertretung aus Flensburg ausgesetzt sah, der durfte zumindest zweifeln an der alljährlichen Vergabe in die Rheinmetropole.

In diesem Zusammenhang war es erstaunlich zu beobachten, wie sich die Spieler des spanischen Großklubs im Nachhinein zur Situation äußerten. Sie zeigten trotz der – selbst verschuldeten, aber bitterbösen – Niederlage wahrhaftige Größe. „Wir sind der FC Barcelona“, sagte Kapitän Victor Tomas, „wir müssen damit zurechtkommen.“ Das hatte in den Vorjahren bisweilen ganz anders geklungen. 2012 beschwerte sich Talant Duschebajew, damals Trainer Atlético Madrids, über die Regularien und die Behandlung seines Teams. „Ich bin kein Heuchler“, sagte Duschebajew, „deshalb sage ich gar nichts.“

Nicht auszudenken, der emotionale Coach hätte am Wochenende auf der Trainerbank des FC Barcelona gesessen.

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