zum Hauptinhalt
Trainer im eigenen Stall. Peter Knäbel soll beim HSV für den Übergang das Traineramt bekleiden.
© Imago

Nach der Entlassung von Josef Zinnbauer: Hamburger SV: Sportchef Peter Knäbel auf die Bank

Im kleinen Kreis hat Peter Knäbel schon einige Male angedeutet, dass er sich selbst kaum mehr als Trainer sieht. Nun ist er es wieder. Der Hamburger SV hat Trainer Josef Zinnbauer freigestellt, der Sportchef übernimmt das Amt bis Saisonende.

Nach dem Niedergang der vergangenen sechs sieglosen Spiele kristallisierte sich immer deutlicher diese Wahl des HSV-Vorstands Dietmar Beiersdorfer heraus. Am Sonntagabend vollzogen die Hamburger dann den Wechsel, der nach dem erbärmlichen 0:1 gegen Hertha BSC am Freitagabend und dem Sturz auf den Relegationsplatz der Bundesliga nicht mehr aufzuhalten war: Peter Knäbel sitzt am Ostersonnabend in Leverkusen zum ersten Mal als Cheftrainer des HSV auf der Bank. „Peter kennt die Mannschaft und die Umstände am besten und ist in der Lage, sofort zu handeln“, sagte Beiersdorfer am Sonntag.

Die Vita des 48-Jährigen Knäbel als Coach liest sich bescheiden: drei Jahre trainierte er den Nachwuchs des 1. FC Nürnberg, dann war er zwei Jahre als Spielertrainer bis 2000 beim FC Winterthur beschäftigt. Danach arbeitete Knäbel überzeugend als Funktionär im Schweizer Fußballverband, wurde aber auch deswegen im Herbst 2014 vom Hamburger SV geholt, weil er als ausgebildeter Fußball-Lehrer eben auch die ideale Notbesetzung für schwierige Situationen ist – sollte mal ein Trainer für den Übergang gesucht werden, hätte man in dem Direktor Profifußball Knäbel schon einen im eigenen Stall. Das war nun der Fall.

Die Begeisterung um den frischen und irgendwie anderen Bundesligatrainer-Neuling Joe Zinnbauer hielt nur ein paar Monate. Vergangen September auf Mirko Slomka gefolgt, war Zinnbauer seit einer 0:8-Niederlagen bei Bayern München angeschlagen und seit den müden Auswärtsauftritten in Frankfurt und Hoffenheim ein Trainer auf Zeit. Fleißig, engagiert, unkonventionell, der Jugend eine Chance gebend, so war der 44 Jahre alte Unterfranke. Aber an dieser Truppe, von fünf Trainern und vier Sportchefs seit 2010 zusammengestückelt, biss er sich die Zähne aus: Trotz eines 56 Millionen Euro teuren Kaders sammelte der HSV kaum Punkte und steht nur zwei Zähler besser da als vor einem Jahr. Dem früheren Amateurtrainer Zinnbauer fehlten die Mittel, das komplizierte Gebilde HSV zusammenzuhalten. Zu sehr sollte man ihn dafür nicht kritisieren. Er verlor nie den Kopf, blieb bis zum Ende positiv und gerade.

Der HSV ist zum Schleudersitz der Liga verkommen, und nach der Entlassung des nächsten hoffnungsvollen Kandidaten verfestigt sich der Eindruck, dass dieser Klub ein hoffnungsloser Fall ist.

Frank Heike

Zur Startseite