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Patrick Reimer stochert den Puck zum Sieg ins schwedische Tor.
© dpa

Deutsches Eishockey-Team gewinnt gegen Schweden: "Halbfinale, allein das Wort ist unglaublich"

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft gewinnt sensationell 4:3 nach Verlängerung. Nach dem Erfolg gegen den Weltmeister folgt nun das Halbfinale gegen Olympiasieger Kanada.

Es war eine Körpertäuschung, ein perfekter Move, wie die Eishockeyspieler sagen. Patrick Reimer trickste die schwedische Abwehr aus und traf zum größten olympischen Erfolg in dieser Sportart seit mehr als vier Jahrzehnten. Die Eishockey-Nationalmannschaft steht im Halbfinale der Olympischen Spiele und ist nur noch einen Sieg von einer Medaille entfernt. 4:3 (2:0, 0:0, 1:3/1:0) für Deutschland hieß es am Ende im Kwandong Hockey Center von Gangneung – nach einem verdienten Erfolg gegen Weltmeister Schweden in der Verlängerung. Am Freitag spielt die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm nun im Halbfinale gegen Kanada um den Einzug ins olympische Finale.

Dieses Tor aus der zweiten Minute der Verlängerung von Patrick Reimer war verdient, denn die Deutschen lieferten wie schon in den vorangegangen Spielen des Turniers wieder eine taktisch unglaublich disziplinierte Leistung ab. Unter Marco Sturm spielt das Team nun schon seit zwei Jahren befreiter, stärker auf als früher. Und der Gegner hieß ja am Mittwoch immerhin noch Schweden, für nicht wenige vor dem Turnier der große Favorit auf Gold.

Es war dieser Wille, dieser Glaube an die eigene große Chance. Es war das, was die deutschen Spieler getragen hat. Dominik Kahun, Schütze des dritten deutschen Tores sagte: „Das zeigt unseren Kampfgeist. Egal wie müde man da ist, wir hören einfach nicht auf.“

Dabei hatte es erst einmal ganz unromantisch angefangen, dieses Spiel Favorit gegen Außenseiter – mit einem kühlen, aber technisch anspruchsvollen Anrennen der Schweden, die immerhin fünf Spieler ihrer Weltmeistermannschaft vom vergangenen Jahr aufs Eis schickten. Die Torschussbilanz lautete alsbald 13:0 für die Schweden, die Deutschen kamen kaum aus dem eigenen Drittel heraus. Allerdings verteidigten die Spieler von Sturm auch überaus geschickt. Und wer 13 Torschüsse des Gegners schadlos übersteht, der ist irgendwann dann selbst auch mal dran.

Marcel Noebels von den Eisbären traf zum zwischenzeitlichen 2:0

Binnen 29 Sekunden bekam das Spiel eine dramatische Wendung. Erst traf der Kölner Christian Ehrhoff mit einem Schuss von der blauen Linie, dann hob der Berliner Marcel Noebels den Puck ins schwedische Tor. 2:0 für die Deutschen, und am Ende des ersten Drittels war das schwedische Selbstbewusstsein schwer angeschlagen. Als die erste Pausensirene erklang, stand es auch in der Torschussstatistik nur noch 15:10 für Schweden.

Die Deutschen hielten auch im zweiten Drittel den Gegner geschickt fern von ihrem Torwart Danny aus den Birken. Schweden fand kein Konzept. Im letzten Drittel allerdings trafen die Schweden doch das deutsche Tor, nach der Ewigkeit von 47 Spielminuten durch Anton Lander, doch Dominik Kahun beantworte den Gegentreffer wenig später mit einem wunderschönen Kontertor zum 3:1.

Aber mit der Konzentration und Zuordnung in der eigenen Zone stimmte es bei den Deutschen für ein paar Minuten im dritten Drittel nicht mehr, sie kassierten zwei Gegentore. 3:3. Hatte der Verlängerungssieg gegen die Schweizer am Vortag doch zu viel Kraft gekostet? Wohl nicht so sehr, dass nicht noch genug Energie da war beim Nürnberger Routinier Reimer. Es war ein großartiges Tor eines seit Jahren starken Eishockeyspielers in der deutschen Liga.

Es war der erste Sieg einer deutschen Mannschaft gegen Schweden bei Olympischen Spielen überhaupt. Das Team hat jetzt die große Chance, den letzten Medaillengewinn von 1976 (damals und 1932 gewann Deutschland Olympia-Bronze) zu wiederholen oder sogar zu übertrumpfen. „Halbfinale, allein das Wort ist unglaublich“, sagte der Bundestrainer nach dem Spiel. „Auch Kanada als Gegner kann uns jetzt nicht mehr schocken.“ Marco Sturm ist nicht nur der erfolgreichste Eishockey-Bundestrainer der jüngeren Geschichte – er hat jetzt schon ganz große Geschichte gemacht mit seiner Mannschaft.

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