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Hertha - Dortmund 0:1: Großkreutz zerstört die Hertha-Träume

Trotz einer beherzten Vorstellung muss sich Hertha BSC dem BVB mit 0:1 geschlagen geben. In der zweiten Halbzeit hatte der Hauptstadtverein bis zum 0:1-Rückstand die besseren Torchancen, doch am Ende behielten die Gäste die Oberhand.

René Tretschok ist schon als Spieler nicht durch besondere Extravaganz aufgefallen. Der Mann hat einfach seinen Job gemacht, manchmal richtig gut, immer aber mindestens solide – weil Tretschok stets wusste, was er kann. Bei seinem ersten Auftritt als Trainer auf der großen Bühne ist das nicht anders gewesen. Ein volles Olympiastadion, das 1000. Bundesligaspiel für Hertha BSC, dazu der Meister und Tabellenführer zu Gast, doch der Interimscoach von Hertha BSC sah nicht so aus, als hätte er einen erhöhten Blutdruck. Während sein Gegenüber Jürgen Klopp das Geschehen ausschließlich im Stehen verfolgte, saß Tretschok meistens regungslos auf der Trainerbank. Zumindest bis zum Führungstreffer der Dortmunder nach etwas mehr als einer Stunde. Erst danach tigerte Tretschok unaufhörlich durch seine Coachingzone. Am Resultat änderte das nichts mehr. Hertha verlor 0:1 (0:0) und wartet nun schon elf Spiele auf einen Sieg.

Für René Tretschok wird der Einsatz als Cheftrainer bis auf weiteres ein einmaliges Erlebnis bleiben. Bei Herthas 1001. Bundesligaspiel in Augsburg wird Otto Rehhagel auf der Bank sitzen. Manager Michael Preetz bestätigte am Nachmittag offiziell, was seit Freitagabend in der Stadt die Runde macht. Der 73 Jahre alte Rehhagel betreut die Mannschaft ab der kommenden Woche. Beim Spiel gegen Dortmund aber war er noch nicht im Stadion. Da sollte die Bühne allein Rehhagels künftigem Assistenten Tretschok gehören. 

Herthas Interimstrainer hatte sich unter der Woche um größtmögliche Geheimhaltung bemüht. Tretschok setzte im Duell mit dem Meister auf den Überraschungseffekt. Personell veränderte er die Mannschaft im Vergleich zur 0:5-Niederlage in Stuttgart auf drei Positionen. Für Pierre-Michel Lasogga, Alfredo Morales und Andreas Ottl rückten Christoph Janker, Nikita Rukavytsya und Adrian Ramos in die Startelf. Auch taktisch war einiges neu. Lewan Kobiaschwili besetzte anstelle des gesperrten Andreas Ottl den freien Platz im defensiven Mittelfeld, Janker verteidigte rechts in der Viererkette, Felix Bastians links, dazu tauschten die beiden Innenverteidiger Andre Mijatovic und Roman Hubnik die Seiten. 

Zu Beginn sah es ganz gefällig aus, was die Berliner zeigten. Man hatte nicht den Eindruck, dass sich ein Meisterschaftsanwärter und ein Abstiegskandidat gegenüberstanden. Hertha ließ den Ball recht flüssig laufen und geriet in der Anfangsphase nur einmal in Gefahr, als Lucas Barrios am Fünfmeterraum frei stand, jedoch keinen Druck mehr hinter seinen Kopfball bekam. Nach und nach aber wurden die Dortmunder stärker. Sie setzten die Berliner nun früher unter Druck und unterbanden damit einen geordneten Spielaufbau bei den Gastgebern. In der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte hatte der BVB gleich drei gute Chancen: Barrios trat sich den Ball nach einer Hereingabe des starken Lukasz Piszczek mit dem linken gegen den rechten Fuß, Mats Hummels verpasste eine Kopfballablage nur ganz knapp, und unmittelbar vor dem Pausenpfiff scheiterte der frühere Herthaner Piszczek an Thomas Kraft.

Die Berliner wehrten sich mit aller Macht gegen die immer dominanter werdenden Dortmunder; im Spiel nach vorne aber blieb vieles in Ansätzen stecken. Herthas beste Gelegenheit vor der Pause entsprang dem Zufall respektive dem besonderen Eifer des Brasilianers Raffael, der Hummels im Dortmunder Strafraum attackierte, ihm den Ball abjagte, dann aber an Torhüter Roman Weidenfeller scheiterte.

Zu Beginn der zweiten Hälfte kamen die Berliner wieder besser ins Spiel. Sie verteidigten höher, absorbierten den Druck der Dortmunder dadurch besser – und schalteten nach Ballbesitz schneller um. Fünf Minuten nach der Pause kam Patrick Ebert nach einem Pass von Adrian Ramos frei zum Schuss. Der Ball ging jedoch knapp am Tor vorbei. Die Chance war immerhin so gut, dass sogar René Tretschok seine Sitzposition einmal verließ.

Von Dortmund war in jener Phase wenig zu sehen, umso schmerzhaften empfanden die Berliner den Treffer des BVB zum 1:0. Nachdem Kraft einen Kopfball von Robert Lewandowski mit einem glänzenden Reflex pariert hatte, verwertete Kevin Großkreutz den Abpraller mit einem Fallrückzieher zum 1:0. Tretschok tat von der Seitenlinie alles, was in seiner Macht stand, auch seinen Spielern war das Bemühen, doch noch zum Ausgleich zu kommen, nie abzusprechen. Allein, aller Eifer dies- und jenseits der Seitenlinie half nicht.

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