Big Four - Die US-Sport-Kolumne: Gold ist schon vergessen
Gerade ist Mike Babcock mit Kanadas Eishockey-Team Olympiasieger geworden. Als Trainer der Detroit Red Wings steht ihm in der NHL jetzt aber eine ungleich kniffligere Aufgabe bevor.
Mike Babcock hat in seinem Leben alles gewonnen, was es für einen Trainer im Eishockey zu gewinnen gibt. 2004 wurde der 50-jährige Kanadier Weltmeister mit seinem Nationalteam, 2010 und zuletzt in Sotschi auch noch Olympiasieger. Dazu kommt der Stanley-Cup-Sieg mit den Detroit Red Wings 2008. Er ist damit der einzige Trainer im so genannten "Triple Gold Club".
Doch das alles könnte verblassen, wenn Babcock in der National Hockey League (NHL) mit Detroit in dieser Saison die Play-offs verpassen würde. Dazu muss man wissen, dass sich die Red Wings letztmals 1990 nicht für die entscheidende Saisonphase qualifizieren konnten. Die Serie von 22 Play-off-Teilnahmen in Folge ist die längste in der Geschichte des US-Sports. Sollte sie enden, wäre es Babcock, dem dieser Makel anhaften würde.
Im Moment liegen die Red Wings in der Eastern Conference auf dem achten Platz. Der würde gerade noch ausreichen, um die Play-offs zu schaffen. Doch wie schon in der vergangenen Saison wird die Mannschaft von einer fast beispiellosen Verletztenmisere heimgesucht. Erst bei Olympia erwischte es Kapitän Henrik Zetterberg, der inzwischen am Rücken operiert wurde und mindestens acht Wochen pausieren muss. Auch andere Leistungsträger wie Pawel Dazjuk oder Torwart Jimmy Howard verpassten in dieser Saison schon einige Spiele.
Den Detroit Red Wings fehlt es an Konstanz
Babcock musste aus der Not einen Tugend machen. Das Team mit vielen älteren und erfahrenen Spielern erhielt Blutauffrischung aus dem Farmteam Grand Rapids Griffins. Und die Jungen nutzten ihre Chance. So spielten sich Danny de Keyser, Tomas Tatar oder Gustav Nyquist ins Team und sind längst keine Lückenfüller mehr. Der Schwede Nyquist war wie Tatar zuletzt bei Olympia, im Finale gegen Kanada traf er beim Stande von 0:0 den Pfosten. In der NHL läuft es besser, am Mittwoch erzielte er in Montreal den Siegtreffer für Detroit in der Verlängerung - es war sein neuntes Tor in den vergangenen zehn Ligaspielen.
Trotzdem wandeln die Red Wings in dieser Spielzeit auf dünnem Eis. Der Mannschaft fehlt es an Konstanz, aufgrund der vielen Ausfälle oft auch an Frische. Das auf Puckbesitz basierende Offensiv-Eishockey ist so nur schwer durchzuziehen, Detroit wandelt sich derzeit immer mehr von einem spiel- zu einem kampfstarken Team.
Dass Mike Babcock sich auf die gegebenen Umstände einstellen kann, hat er in der Vorsaison bewiesen, als er in der zweiten Play-off-Runde mit den Red Wings nur knapp mit 3:4-Siegen in der zweiten Runde am späteren Champion Chicago Blackhawks scheiterte. Und dass es auch defensiv geht, bewies Babcock bei Olympia mit Kanada. Der Olympiasieger kassierte im gesamten Turnier nur drei Gegentore. Diese Spielweise gefällt nicht jedem in Kanada, aber auch im erfolgsverwöhnten Detroit ist sie gewöhnungsbedürftig. Doch letztlich wird auch ein Mike Babcock an Erfolgen gemessen. Und ganz sicher will er nicht als der Trainer in die Geschichte eingehen, mit dem die längste Erfolgsserie im US-Sport ihr Ende findet.