Achter Olympiasieg für Usain Bolt: Gold ist nicht genug
Usain Bolt sprintet zu seiner insgesamt achten Goldmedaille - und ist trotzdem sauer. Denn der Weltrekord, den er unbedingt brechen wollte, bleibt in Berlin.
Die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro haben inzwischen schon einige Goldmedaillengewinner hervorgebracht – über seinen Sieg geärgert hat sich noch keiner von ihnen. Aber Usain Bolt ist ja auch längst kein gewöhnlicher Olympia-Sieger mehr, der Jamaikaner läuft in seiner eigenen Liga, Gewinnen ist für ihn zur Routine geworden. Und so wunderte sich auch niemand, als der 29-Jährige am Donnerstagabend verärgert den Kopf in den Nacken warf und seine Wut herausbrüllte, als er im 200-Meter-Sprint als Sieger über die Ziellinie schoss.
Dass Bolt sein achtes olympisches Gold holen würde, war klar. Die besondere Würze des Abends und die Anspannung im Estádio Olímpico João Havelange vor dem Start waren durch Bolts Ankündigung entstanden, in Rio unbedingt seinen eigenen Weltrekord auf seiner erklärten Lieblingsstrecke brechen zu wollen. Dieses Vorhaben misslang ihm, in 19,78 Sekunden verfehlte er seine eigene Bestmarke von 19,19 Sekunden deutlich. „Ich bin die Kurve mit ganzer Kraft gelaufen, aber auf der Geraden hat mein Körper nicht reagiert“, sagte Bolt. „Ich werde alt.“ Er brauche inzwischen einfach länger, um sich zu regenerieren.
Das dreifache Triple im Visier
Schon auf den letzten Metern des Rennens hatte Bolt nach links geschaut – nicht um seine Gegner zu beobachten, die weit hinter ihm liefen, sondern um auf die Anzeigetafel zu gucken. Als er die Ziellinie überquerte, war ihm sofort klar, dass er sein großes Ziel verpasst hatte. Sein zweites Gold von Rio de Janeiro gewann er nach seinem Sieg über 100 Meter trotzdem. Das dreifache Triple aus den Spielen von Peking, London und Rio de Janeiro will Bolt am Freitagabend mit der 4 x 100 Meter Staffel Jamaikas komplett machen. „Die Medaille über 200 Meter bedeutet mir aber mehr als alle anderen“, sagte Bolt.
20 Minuten vor dem Rennen hatte plötzlich Regen eingesetzt. Der Schauer dauerte zwar nicht lange, aber als die 200-Meter-Läufer zu den Gitarrenriffs von „Welcome to the Jungle“ von Guns’n’Roses ins Stadion marschierten, glänzte die blaue Laufbahn im Scheinwerferlicht immer noch feucht. Bolt zeigte bei der Vorstellung der Finalteilnehmer ein paar Sambaschritte, der begnadete Entertainer weiß nun einmal, was sein Publikum sehen will. Die knapp 70.000 Zuschauer, die meisten Brasilianer, erwarteten einen Sieg von ihrem Liebling. Erst recht, nachdem Bolts früherer Widersacher Justin Gatlin überraschend im Halbfinale ausgeschieden war.
Am Sonntag wird Bolt 30 Jahre alt
Bolt selbst war im Halbfinale in 19,78 Sekunden – also in seiner Siegerzeit vom Endlauf – ins Ziel gekommen, war dabei das letzte Drittel des Rennens aber gejoggt und hatte sich auf den letzten Metern angeregt mit dem Kanadier Andre de Grasse unterhalten, der ihn im Schlussspurt einholen wollte. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht schlagen lasse“, berichtete Bolt und gab de Grasse scherzhaft die Schuld dafür, dass seine Beine im Endlauf müde waren.
Am Donnerstag, drei Tage vor seinem 30. Geburtstag, zog der Jamaikaner mit aller Kraft durch, so geschmeidig, unwiderstehlich und selbstverständlich wie in der Vergangenheit wirkte sein Lauf aber nicht. De Grasse wurde in 20,02 Sekunden Zweiter, der Franzose Christoph Lemaitre (20,12) gewann Bronze, besonders Lemaitre feierte seine Medaille überschwänglich – im Gegensatz zum Gewinner.
Berlino schlägt Vinicius
Während Bolt mit dem Abend also höchst unzufrieden war, dürfte ein gewisser Berlino überglücklich gewesen sein. Fast auf den Tag genau vor sieben Jahren hatte das Maskottchen der Leichtathletik-WM 2009 im Berliner Olympiastadion gemeinsam mit Bolt dessen Weltrekordzeit von 19,19 Sekunden gefeiert. In trauter Eintracht warfen sich das Bärchen und der Jamaikaner damals für die Fotografen in Bolts Siegerpose, die Bilder gingen um die Welt. Es sieht so aus, als würde Berlino das letzte Maskottchen sein, das einen Weltrekord mit Usain Bolt feiern kann. Und Vinicius, das Maskottchen der Olympischen Spiele von Rio, war am Donnerstagabend sowieso nirgendwo zu sehen.
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