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Berlins bester Schrauber. Patrick Hausding dreht sich zum Sieg vom Einmeterbrett.
© AFP

Schwimm-EM: Gold für Patrick Hausding im Wasserspringen

Der Berliner Patrick Hausding gewinnt bei der EM in Berlin den Titel vom Einmeterbrett. Es soll nicht die einzige Medaille für den Wasserspringer in seiner Heimhalle bleiben.

Nach seinem letzten Sprung blieb Patrick Hausding noch eine Weile im Becken, mit den Augen fast auf Höhe des Beckenrands. Aus der Fischperspektive blickte der 25-Jährige in Richtung Anzeigetafel, wo gleich die Wertungen für seine nicht ganz saubere Auerbachschraube aufleuchten mussten. „Ich hatte ein bisschen Bammel und habe mit dem Schlimmsten gerechnet“, gab Hausding später zu. Die Kampfrichter waren aber gnädig mit dem Wasserspringer. Und als dem Russen Jewgeni Kusnezow anschließend in seinem sechsten Sprung auch kein perfekter Versuch gelang, durfte sich Hausding freuen. Der Berliner wurde Europameister vom Einmeterbrett und gewann den zweiten Titel für die deutschen Gastgeber bei ihrer Heim-EM. Der Franzose Matthieu Rosset wurde hinter Kusnezow Dritter. Der zweite Berliner im Finale, der 22 Jahre alte Oliver Homuth, wurde Fünfter.

Es soll nicht die letzte Medaille bei diesen Titelkämpfen in Berlin für Hausding bleiben, vier weitere könnten folgen. Im Einzel tritt er noch vom Turm und vom Dreimeterbrett an, im Synchron mit Stephan Feck vom Dreimeterbrett sowie mit Sascha Klein vom Turm sind weitere Medaillen fest eingeplant. Ein Sieg mit Klein am Mittwoch wäre sogar bereits der siebte EM-Titel in Serie für das Duo, das im vergangenen Jahr in Barcelona auch erstmals WM-Gold gewinnen konnte. „Ich hoffe, dass ich das die nächsten vier Tage noch durchziehen kann und die eine oder andere Medaille dazu- kommt“, sagte Hausding. „Wie viele und welche Farbe, kann ich nicht sagen.“

Der Student der Wirtschaftswissenschaften jagt seinem eigenen Rekord von der EM 2010 hinterher: In Budapest war es Hausding als erstem Wasserspringer gelungen, fünf Medaillen bei einer Europameisterschaft zu holen. Die Chancen auf eine Wiederholung dieses Mammuttriumphs scheinen nicht schlecht, der Wettbewerb vom Einmeterbrett gilt als eine von Hausdings schwächeren Disziplinen. Seine Probleme bei der finalen Auerbachschraube erklärte er damit, dass der Sprung in seinem Repertoire sonst kaum vorkommt und „simpel ausgedrückt zu leicht für mich ist“.

Der Sieg bedeutete sein neuntes Gold bei einer Europameisterschaft

Eigentlich wollte Hausding bereits im Teamwettbewerb am Montag in seine Heim-EM starten, in einer mannschaftsinternen Ausscheidung hatte sich aber sein Turmspring-Partner Sascha Klein durchgesetzt, der mit Tina Punzel anschließend Bronze gewann. „Als die Entscheidung gefallen ist, war ich natürlich geknickt“, sagte Hausding. Mit Gold am Dienstag entschädigte er sich nun für die entgangene Medaille am Tag zuvor. „Die Medaille vom Einmeterbrett ist zwar keine olympische Medaille – aber im Einzel Europameister zu werden, ist schon etwas sehr, sehr Großes“, sagte er. Der Sieg bedeutete sein neuntes Gold bei Europameisterschaften und die 20. EM-Medaille insgesamt in seiner Karriere. Besonders freute ihn, dass ihm der Erfolg vor seiner Familie und in seiner Heimhalle gelungen war. „Keiner kennt die Halle besser als ich. Es hat wirklich Spaß gemacht, hier zu springen“, sagte er. „Ich dachte eigentlich, dass ich tierisch aufgeregt bin. Ich war aber ziemlich ruhig.“

Für sein Medaillengroßprojekt bei dieser EM hat Patrick Hausding hart gearbeitet und viele Schmerzen in Kauf genommen, zuletzt bereiteten ihm Knie und Schulter die größten gesundheitlichen Probleme. Zwischenzeitlich habe er „Ibuprofen wie Gummibärchen genascht“, hatte er vor dem Start der EM bekannt. In Berlin wird er in fünf Tagen wohl auf insgesamt 60 EM-Sprünge kommen: je sechs Versuche in Qualifikation und sechs im Finale in fünf Disziplinen. Ob so ein Programm problematischer für Kopf oder Körper ist, kann Patrick Hausding nicht sagen. „Der Körper ist ja sehr vom Mentalen abhängig“, sagte er. „Aber wenn man weiß, dass man solche Tage vor sich hat und sehr motiviert in jeden Wettkampf geht, dann kann man das durchhalten. Aber natürlich werde ich am Ende platt sein.“

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